7.3: Erklärung zum Thema Impfen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2
Veranstaltung: | BDKJ-Hauptversammlung 2021 |
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Status: | Verschoben |
Eingereicht: | 09.05.2021, 14:30 |
Ersetzt: | 6.12: Erklärung zum Thema Impfen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 |
Veranstaltung: | BDKJ-Hauptversammlung 2021 |
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Status: | Verschoben |
Eingereicht: | 09.05.2021, 14:30 |
Ersetzt: | 6.12: Erklärung zum Thema Impfen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 |
Bis zum Herbst soll in Deutschland jede*r ein Impfangebot erhalten, so
Bundeskanzlerin Angela Merkel. Für die Menschen in vielen anderen Ländern
weltweit ist derweil noch offen, wann sie die Möglichkeit zur Impfung erhalten.
Immer mehr Gesundheitssysteme halten den steigenden Infektionszahlen nicht stand
– diest ist zum Beispiel in Indien der Fall.[1] Wir stellen darum fest: In
dieser Zeit ist jede*r Einzelne gefragt, sich solidarisch zu zeigen. Dazu
gehört es, Abstands- und Hygieneregeln konsequent einzuhalten und sich als
Zeichen der der Mitmenschlichkeit impfen zu lassen, sobald die Möglichkeit dazu
besteht. Weiter ist klar: Das Virus kennt keine Grenzen und betrifft die
Weltgemeinschaft. Deutschland und die Europäische Union müssen sich ihrer
globalen Verantwortung bewusst sein.
Es ist ganz klar: Die Impfung gegen das Corona-Virus ist freiwillig und soll es
auch sein und bleiben. Sich impfen zu lassen, wenn die Möglichkeit besteht, ist
jedoch auch ein Zeichen der Solidarität gegenüber besonders vulnerablen
Gruppen. Aufgrund chronischer Krankheiten, Allergien oder weil sie zu jung sind
können sie sich beispielsweise nicht impfen lassen. Ein Infektionsschutz
besteht nur dann, wenn sie sich in ihrem Umfeld nicht anstecken können. Sich
impfen zu lassen, schützt also nicht nur sich selbst, sondern trägt
gleichzeitig zum Schutz der Gemeinschaft bei. Am Ende werden es vor allem
Impfungen sein, die es uns ermöglichen, die Beschränkungen des Alltags, die
wir seit Pandemiebeginn erleben, wieder vollständig aufheben zu können. Denn
erst wenn ein Großteil der Menschen in unserer Gesellschaft geimpft ist,
können die Infektionswellen gestoppt und die Krankheit bekämpft werden. Bis
dahin gilt es einen verantwortlichen Umgang zu halten und nur vorsichtig und
durchdacht weiterzuentwickeln.
Die besondere Situation von jungen Menschen muss berücksichtigt werden
Dass die Grundrechte von Geimpften und Genesenen nicht unverhältnismäßig
eingeschränkt werden, wenn von ihnen keine Ansteckungsgefahr mehr ausgeht, ist
juristisch geboten. Gleichzeitig entsteht dadurch aber eine weitere
Ungerechtigkeit, denn unabhängig von ihrer jeweiligen Bereitschaft können sich
viele Menschen gar nicht impfen lassen. Das betrifft derzeit alle Kinder und
Jugendlichen unter 16 Jahren, für die schlichtweg noch kein Impfstoff
zugelassen ist.
Die Gruppe der jungen Menschen ist in ihrer Lebensführung durch die Maßnahmen
zur Eindämmung von Covid-19 besonders stark eingeschränkt und tragen diese
Einschränkungen größtenteils schon seit Beginn der Pandemie solidarisch mit,
um besonders gefährdete Gruppen bestmöglich zu schützen. Solange keine
Möglichkeit einer Impfung besteht, fordern wir andere Konzepte, um jungen
Menschen ihre Grundrechte zurückzugeben. Insbesondere für die Sommermonate
müssen Kinder und Jugendliche Möglichkeiten haben, soziale Kontakte zu pflegen
und an Angeboten der Jugend(verbands)arbeit teilnehmen zu können.
Die Bereitschaft der Menschen, sich impfen zu lassen, geht vor allem mit einem
Vertrauen in die Sicherheit des Impfstoffs einher. Dieses ist natürlich auch
daran geknüpft, dass die Menschen verständlich und kompetent aufgeklärt werden.
Politiker*innen und dem öffentlichen Gesundheitsdienst kommt hier eine besondere
Rolle zu. Gleichzeitig appellieren wir als Bund der Deutschen Katholischen
Jugend auch an die Verantwortung jeder*s Einzelnen, sich zu informieren (z.B.
auf der Seite des Paul-Ehrlich-Instituts[2]), um die eigenen Fragen zu klären
und vorhandene Sorgen und Unsicherheiten aufzulösen.
Als BDKJ setzen wir uns für ein solidarisches Miteinander ein und sehen die
Wahrnehmung des Impfangebots deshalb als unsere ethische Verantwortung – dann,
wenn wir an der Reihe sind.
Der Aufruf sich über die Impfung zu informieren läuft aber ins Leere, wenn
Menschen gar nicht die Möglichkeit dazu haben. Wir fordern deshalb: Ein
Impfstoff muss unabhängig von Wohlstand und Wohnort allen Menschen dieser Welt
gleichermaßen und zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung stehen. Wir sehen es als
unsere moralische Pflicht an, dass wir uns für all jene Menschen überall auf
diesem Planeten stark machen, die von keinem umfangreich ausgestatteten
Gesundheitssystem aufgefangen werden.
Reiche Länder stehen in der besonderen Verpflichtung dafür zu sorgen, dass die
Verfügbarkeit, die Verteilung und die Qualität des Impfstoffs nicht an den
Reichtum von Staaten oder Personen gebunden ist. Dabei darf es nicht nur um die
Prinzipien der Wirtschaft gehen, weshalb auch staatliche Maßnahmen ernsthaft
erwogen werden müssen[3]. Dazu gehören das zeitweise Aussetzen der
Patentrechte, das freiwillige Teilen von Know-How und Herstellungslizenzen,
genauso wie die unbürokratische Unterstützung zur Ausweitung der
Produktionskapazitäten weltweit, um zum Beispiel auch Impfstoffpreise senken zu
können. Eine befristete und umfangreiche Freigabe der Impfstoffpatente könnte
eine schnelle und effiziente Möglichkeit sein, Ungleichheiten vor allem in den
benachteiligten Ländern zu beheben. Die europäische und deutsche Politik darf
sich nicht darauf beschränken, die Virusverbreitung nur im Inland zu
verhindern. Denn das Virus kennt keine Landesgrenzen. Der BDKJ begrüßt das
Ziel der der COVAX-Initiative[4], mit der ein gerechter Zugang zu einem COVID-
19-Impfstoff für Millionen von Menschen in armen Ländern ermöglicht werden
soll. Damit dieses auch erreicht werden kann, muss das Programm mit
ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet werden und ein ausreichender
Zugang zu den Impfstoffen ermöglicht werden. Bei der Verteilung der zur
Verfügung stehenden Impfstoffdosen muss der Impfnationalismus der reichen
Länder aufhören. Europa muss seine globale Verantwortung transparent und
dauerhaft wahrnehmen und gerade jetzt in der COVAX-Initiative verstärken.
Exportkontrollen für in der EU produzierten Impfstoff dürfen COVAX deshalb
nicht betreffen. Diese Pandemie ist eine globale Herausforderung, in der die
Weltgemeinschaft zu zeigen hat, dass wir überall auf der Welt füreinander
einstehen. Das bedeutet auch die Partnerländer bei der Aufrechterhaltung bzw.
Verbesserung der Regelversorgung im Gesundheitswesen zu unterstützen.
Wir appellieren an alle Menschen mit Zugang zu Impfstoff: Zeigt euch solidarisch
und lasst euch impfen! Und an unsere Repräsentant*innen in der globalen
Staatengemeinschaft appellieren wir: Die Impfmittel müssen global gerecht
verteilt werden. Es darf keinen „Impfnationalismus“ oder gar „Impfimperialismus“
bei der Beschaffung und Verteilung der Impfmittel geben.
[3] Weitere Informationen dazu in der ARD-Doku:
https://www.youtube.com/watch?v=SJ7sr7ssVU8 oder Tagesspiegel
https://www.tagesspiegel.de/politik/pro-und-contra-zum-wto-treffen-zu-corona-
impfpatente-aufheben-ist-auch-eine-frage-von-eigennutz/26955600.html
Die Pandemie wird uns noch länger begleiten. Um wieder ein Leben in Gemeinschaft und mehr Miteinander gestalten zu können, ist es wichtig, dass wir solidarisch sind und an das Gemeinwohl denken. Das bedeutet auch, ein Impfangebot wahrzunehmen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Bei den ständigen Debatten um den Impfstoff dürfen wir aber die Weltgemeinschaft nicht aus den Augen verlieren und nur den Blick auf die innerdeutsche und europäische Verteilung haben. Die Verteilung über die Covax Facilities muss unterstützt und transparent dargestellt werden.