Die Hauptversammlung möge beschließen:
Der BDKJ verbreitet dendie Inhalte des nachfolgenden BriefText öffentlichkeitswirksam und leitet die Forderungen/den BriefForderungen an die Deutsche Bischofskonferenz weiter:
“Sehr geehrter Bischof Dr. Georg Bätzig, sehr geehrte Bischöfe der Deutschen Bischofskonferenz,
als Jugendliche unter dem Dach des BDKJ freuen wir uns über die Möglichkeit die Weltsynode mitgestalten zu dürfen, denn wir sind der festen Überzeugung, dass sich unsere Kirche nur aus ihrer Mitte heraus und vor allem durch und mit der Jugend unserer katholischen Gemeinschaft verändern lässt.
Die verschiedenen Impulsfragen boten uns dennoch leider keine Grundlage, um das auszudrücken, was uns aktuell bewegt. Daher haben wir unsere Bedenken, negativen Erlebnisse und Erwartungen im Folgenden formuliert.
Wir, der BDKJ Berlin und seine Jugendverbände, haben die zahlreichen Angebote der Partizipationsmöglichkeiten aus der Deutschen Bischofskonferenz, insbesondere der einzelnen Bistümer wahrgenommen und uns damit auseinandergesetzt.
Die Kirche ist für uns ein Ort, der uns Halt und Orientierung im Alltag geben soll. Diesen erleben wir in unserem Jugendverband mit den vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten. Wir brauchen eben diesen Ort als geschützten Raum und vertrauensvolles Umfeld, in dem Kinder und Jugendliche sich frei von Diskriminierung entfalten können.
Leider haben wir in der letzten Zeit massiv an Vertrauen in die Institutionen der katholischen Kirche verloren. Besonders der Umgang mit sexualisierter Gewalt, sowie die Diskriminierung queerer Personen beschäftigen uns.
Aktuell verstehen wir nicht, wieso die vielen bekannten Fälle von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch nicht schnell, vollständig und rückhaltlos aufgeklärt werden. Während Täter*innen nicht aus ihrem Dienst entlassen werden, bleiben viele Betroffene ohne Unterstützung und ohne Handlungsoptionen in der Kirche zurück. Die Strukturen innerhalb kirchlicher Institutionen werden weiter manifestiert und begünstigen Straftaten, insb. sexuellen Missbrauch. Anstatt den staatlichen Behörden, die bekannten und aktenkundigen Vorfälle auszuhändigen und zu kooperieren, werden Studien zu strukturellen Problemen zurückgehalten und Straftaten vertuscht.
Das in Teilen herabsetzende Menschenbild des Katechismus der katholischen Kirche geht an der Lebenswirklichkeit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vorbei und lässt sie massiv verunsichert zurück. Wir verstehen nicht, dass besonders queere Personen in der Kirche bei kirchlichen Handlungen ausgeschlossen werden bzw. sie in kirchlichen Angestelltenverhältnissen immer noch in Angst leben müssen. Dass Themen der Sexualmoral nicht endlich auf den Prüfstand gestellt und anhand heutiger bibel- und naturwissenschaftlicher Forschung weiterentwickelt werden, löst bei uns und auch der Mehrheit der Gläubigen, Unverständnis und Wut aus. Wir sind davon überzeugt, dass Gott* alle Menschen gleich liebt und fordern, dass die Kirche diesen Glaubensgrundsatz uneingeschränkt verkörpert. Alle Geschlechter* müssen die gleichen Partizipationsmöglichkeiten in der kirchlichen Gemeinschaft, in kirchlichen Anstellungsverhältnissen und in kirchlichen Ämtern erfahren.
Wir schließen uns der Forderung des ZdK an. “Die Synode wird nur dann glaubwürdig über „Gemeinschaft“, „Teilhabe“ und „Sendung“ sprechen können, wenn sie Lebenswirklichkeiten, Kompetenzen, theologische Expertise und Begabungen von Lai*innen in ihre Beratungen auf allen Ebenen einbezieht."[1]
Wir fordern, dass alle Menschen in der katholischen Kirche unabhängig ihrer geschlechtlichen Identität und ihrer sexuellen Orientierung aktiver Bestandteil unserer Glaubensgemeinschaft sein dürfen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.
Wir fordern, dass die Kirche wieder ein Ort wird, der uns nicht verunsichern lässt, sondern uns so akzeptiert wie Gott* uns geschaffen hat.
Wir fordern, dass die Amtskirche die strukturellen Ursachen für jeglichen Missbrauchs abstellt und dabei aktiv zur Aufklärung beiträgt und eine externe Aufarbeitung ermöglicht. Die Namen der Täter*innen müssen öffentlich gemacht werden, sodass diese auch juristisch belangt werden. Die Betroffenen müssen endlich für widerfahrenes Leid angemessen entschädigt werden.
Den Betroffenen von Machtmissbrauch durch kirchliches Personal muss geglaubt und ihre Erfahrungen ernst genommen werden.
Damit wir uns wieder voller Zuversicht und Vertrauen an die Kirche wenden können, muss sie ein Ort der Vielfalt und der gelebten Liebe werden.
Persönliche Stellungnahmen aus den Jugendverbänden vom BDKJ:
Carla (14), KjG Berlin:
„Ich zweifle an meinem Glauben, da ich die Haltung der Kirche zu dem Thema Diversität, Kindesmissbrauch und Diskriminierung nicht verstehen kann. Es macht mich wütend, mich so machtlos zu fühlen und nichts an der Situation ändern zu können.“
Luise (15), KjG Berlin:
„Ich bin unsicher in meinem Glauben, da ich nicht glauben will, dass Gott eine Kirche geschaffen hat, die all diese grausamen Vorstellungen, Vorurteile und Handlungen zulassen kann.“
Jimi (14), KjG Berlin:
„Ich frage mich, was so schwierig daran ist, allen Menschen die gleichen Rechte zu geben, bisher konnte mir das aber leider niemand erklären.“
Matteo (14), KjG Berlin:
„Ich bin mittlerweile nicht mehr überrascht, wenn ich davon höre auf welche Art und Weise Missbräuche von Würdenträgern in der katholischen Kirche vertuscht werden. Ich finde es so traurig und es macht mich wütend, dass Priester, Bischöfe und der Papst nicht offen über die Probleme und den sexuellen Missbrauch reden können. Ich habe überlegt aus der Kirche auszutreten, weil mich das Verhalten von vielen Würdenträgern anekelt."
Georg (14), KjG Berlin:
“Ich verliere mein Vertrauen. Es gibt so viele Probleme und nichts wird verändert."
Anonym (15), KSJ Berlin:
"Ich persönlich verliere immer mehr den Glauben daran, dass sich die Kirche für junge Menschen interessiert, welche die Kirche in Zukunft tragen werden. Ich, als junger, weiblicher, queerer Teenager fühle mich nicht nur nicht angesprochen, sondern auch nicht gewollt in der katholischen Kirche. Institutionell versagt sie auf jeglichen Ebenen: keine Aufarbeitung und Vertuschung von Missbrauchsfällen, Homophobie, eine komplett von Männern geleitete Institution, jedoch wird der größte Teil der freiwilligen und sozialen Arbeit von Frauen* übernommen, usw. Ich finde das sehr schade, da die Kirche auf familiärer Ebene einen großen Stellenwert hat und meine Kindheit stark geprägt hat und immer noch prägt. Für mich muss sich jetzt etwas ändern. Ich möchte der kath. Kirche eigentlich noch eine Chance geben Teil meines und dem vieler weiterer Menschen zu sein. Ich möchte Teil der Zukunft einer besseren Kirche sein.“
Franka (14), KSJ Berlin
„Ich glaube das eigentlich wunderbare Konzept von Kirche wird keine Zukunft haben, solange sich die katholische Kirche nicht modernisiert. Gerade junge Menschen verlieren Vertrauen und Zuversicht solange sich nichts ändert.“
"[1]Das ganze Volk Gottes muss beraten! Umfassende Partizipation von Frauen* und Männern* an der Weltsynode 2021-2023”, Zentralkomitee der deutschen Katholiken, 08. Dezember 2021