Veranstaltung: | BDKJ-Hauptversammlung 2024 |
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Antragsteller*in: | KjG |
Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 03.05.2024, 17:00 |
Ersetzt: | A11NEU5: Feminismus im BDKJ – intersektional & queer |
A11NEU6: Feminismus im BDKJ – intersektional & queer
Antragstext
Als BDKJ Bundesverband streben wir eine Gesellschaft an, in der alle Menschen
unabhängig von ihrer geschlechtlichen Zuordnung gleichberechtigt behandelt
werden und gleiche Rechte sowie Teilhabechancen genießen. Unsere Vision ist,
dass sich alle Menschen zwischen und neben den stereotypen Vorstellungen von
"männlich" und "weiblich" bewegen können und die Welt mit ihrer Vielfalt
bereichern.
Wir betrachten es als unsere Aufgabe, junge Menschen zu ermächtigen, gängige
Geschlechterklischees zu hinterfragen und ihre eigene Identität zu entwickeln.
Im BDKJ auf Bundesebne soll dies erlebbar sein und in Gesellschaft, Politik und
Kirche hinein strahlen. Dies erfordert eine kontinuierliche Auseinandersetzung
mit patriarchalen Strukturen und Denkmustern, sowie die Förderung von Menschen,
die durch diese beeinträchtigt werden.
Um unsere Vision zu erreichen, wurden bereits einige Schritte gesellschaftlich
und im BDKJ getan. Wir erkennen den Wert der Emanzipations- und
Gleichstellungsbewegungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte an und sind froh
darum, was hierdurch erreicht wurde. Wir gehen davon aus, dass sich Feminismen
auch zukünftig weiter entwickeln, beobachten diese Veränderungen und gestalten
sie mit.
So kommen wir aktuell zu folgender feministischen Grundhaltung:
Feminismus braucht Vielfalt:
Uns ist Geschlechtervielfalt ein ebenso großes Anliegen wie die
Gleichberechtigung von Menschen aller Geschlechtskategorien. Geschlecht ist
sozial konstruiert und darf weder heteronormativ, noch binär gedacht werden.
Daher vertreten wir den Queerfeminismus. Ein Feminismus, der INTA*[1] Personen
nicht explizit mitdenkt oder Differenzen zwischen Geschlechterkategorien
zeichnet und damit Personen aufgrund ihrer Geschlechterkategorien bestimmte
Rollen zuschreibt, entspricht nicht unserem Verständnis von Feminismus.
Feminismus braucht den Blick auf Mehrfachdiskriminierungen:
Feminismus muss immer intersektional gedacht werden. Strukturell leiden FINTA*1
stärker als cis Männer unter dem Patriarchat. Daneben kann beispielsweise die
Hautfarbe, das Einkommen, die Bildung, die sexuelle Orientierung, das Alter,
eine Behinderung oder die Religionszugehörigkeit als zusätzliche Diskriminierung
greifen. Diese gilt es immer explizit mitzudenken, zu reflektieren und in der
Förderung zu berücksichtigen.
Feminismus betrifft alles:
Feminismus ist eine Aufgabe, die in allen Bereichen unseres gesellschaftlichen
Zusammenlebens berücksichtigt werden muss. Entsprechend verstehen wir
Geschlechterpolitik &-pädagogik als äußerst wichtigen und wertvollen Bestandteil
unserer Arbeit.
Feminismus nützt allen:
Feministische Kämpfe dienen nicht dazu bestimmte Geschlechterkategorien zu
übervorteilen, sondern dazu dass Menschen aller Geschlechtskategorien gerecht
behandelt werden. Der Abbau struktureller Ungerechtigkeiten sorgt dafür, dass
alle von einer insgesamt gerechteren Gesellschaft profitieren.
Diese feministische Grundhaltung leben wir in den Diözesan- und
Mitgliedsverbänden des BDKJ und miteinander in diesem. Darüber hinaus wird vom
Bundesvorstand und verantwortlichen Gremien vertreten und eingefordert.
Entsprechend gestalten wir Kirche, Politik und Gesellschaft mit.
Konsequenzen für den BDKJ auf Bundesebene
- Der Bundesvorstand und das Bundesfrauenpräsidium halten das Thema präsent,
sensibilisieren und bilden – auch über die Social-Media-Kanäle des BDKJs.
- Der BDKJ gestaltet Bildungs- und Austauschangebote für die Vermittlung von
Grundwissen über Feminismus, für die Einübung der feministischen Haltung
und für selbstreflexive Auseinandersetzungen.
- Dort, wo es sinnvoll ist, gestaltet der BDKJ Angebote so, dass es safer /
braver spaces und Empowermentmöglichkeiten für FINTA*1 gibt.
- Die feministische Grundhaltung speist sich auch aus unserem Glauben heraus
und gilt ebenso für die Glaubenspraxis, z.B. indem wir vielfältige
Gottesbilder fördern [Fußnote
https://www.bdkj.de/fileadmin/bdkj/bdkj/gremien/hauptversammlung/hv2021ao/-
Beschluss_Vielfalt_der_Gottesbilder__vorlaeufige_Fassung_.pdf] oder indem
Menschen unterschiedlicher Geschlechtskategorien liturgischen Angeboten
vorstehen.
Organisationsform
- Als BDKJ-Bundesverband versuchen wir eine immer machtkritischere und
diskriminierungssensiblere Organisation zu werden. Dafür reflektieren wir
unsere eigenen Strukturen regelmäßig hinsichtlich patriarchaler
Strukturen, der Senkung von Hemmschwellen und Empowermentmöglichkeiten,
z.B. durch Genderwatches oder eine offene Feedbackkultur. Als Diözesan-
und Jugendverbände verpflichten wir uns selbst daran mitzuwirken und
unsere eigenen Strukturen selbst zu reflektieren.
- Auf dieser Grundlage passen wir unsere Strukturen und Methodiken an. Im
ersten Schritt gilt es die bisherigen Formate „Bundesfrauenkonferenz“ und
„FINTA* Fachtagung“ als Frauen bzw. FINTA* exklusive Räume auf ihre
Wirkmacht innerhalb der BDKJs und in Bezug auf die Strahlkraft in Politik,
Kirche und Gesellschaft hin zu überprüfen. Ebenso muss überprüft werden,
ob auch innerhalb weiterer Gremien Änderungen nötig sind, damit FINTA*
besser teilhaben können. Nächste Schritte können Veränderungen in der
Organisationsformen des BDKJs sein.
- Folgende Fragen sollen in einem Prozess, der auch mit der BDKJ
Hauptversammlung stattfinden soll, geklärt werden:- Wie können verschiedene Perspektiven im BDKJ besser repräsentiert
werden, sodass unserer intersektionalen queerfeministischen Haltung
Rechnung getragen werden kann? - Wie können im BDKJ FINTA*1 strukturell empowert werden?
- Wo braucht es exklusive Räume für Mädchen und Frauen, wo gesonderte
Räume für Personen anderer Geschlechtskategorien? - Wie kann deutlich werden, dass die Bundesfrauenkonferenz nicht
ausschließlich cis Frauen vorbehalten ist? - Wie können safer/ braver spaces für FINTA*1 im BDKJ bestehen und
gleichzeitig auch strukturell deutlich werden, dass Feminismus alle
im BDKJ angeht?
- Wie können verschiedene Perspektiven im BDKJ besser repräsentiert
[1] INTA* steht für inter*, nichtbinär, trans*, agender und weitere
Geschlechterkategorien außerhalb des binären Systems. Wir nutzen bewusst nicht
den Begriff „divers“, der an anderen Stellen für INTA* Personen genutzt wird, da
dieser eine Fremdbezeichnung ist und sehr selten von betroffenen Personen selbst
gewählt wird.
Das F in FINTA* steht zusätzlich für Frauen.
Das L in FLINTA* steht zusätzlich für Lesben.
Begründung
Obwohl sich in den letzten Jahren gesellschaftlich einiges in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit und -vielfalt verändert hat, werden FINTA*1 weiterhin strukturell benachteiligt und können so nicht die gleichen Rechte genießen wie cis Männer. Fest definierende Rollen werden bereits vor der Geburt zugeschrieben. Mit Krisen wie der Corona-Pandemie zeigt sich ein Rollback in traditionelle Geschlechterrollen. Dadurch sind zum Teil Bewegungen hin zu Geschlechtergerechtigkeit rückgängig gemacht worden. Mit dem Erstarken von rechtsradikalen und -extremistischen Gruppierungen nehmen auch antifeministische Argumentationen und Haltungen zu. Gerade in den Bundesländern, in denen eine Regierungsbeteiligung der AfD zu befürchten ist, droht ein Abbau sinnvoller und äußerst wichtiger Strukturen und Einrichtungen, die geschlechtersensible Pädagogik leisten und safer spaces für FLINTA*1 bieten. Das gefährdet die Sicherheit und sogar die Existenz marginalisierter Gruppen.
Umso mehr gilt, unsere Bemühungen zur Überwindung von Geschlechterklischees zu verstärken und junge Menschen in ihrer je eigenen Identitätsentwicklung zu unterstützen. Nach wie vor braucht es Strukturen für explizite Förderungen von Menschen, die durch patriarchale Strukturen und Denkmuster besonders beeinträchtigt werden. Das meint an erster Stelle weiblich sozialisierte Personen, genauso wie inter, nicht-binäre, trans*, agender und andere Menschen, die nicht cis männlich sind. Mehrfachdiskriminierungen sind ebenfalls zu berücksichtigen. In der Weiterentwicklung feministischer Strömungen auch innerhalb des BDKJs hat sich in den letzten Jahren einiges getan.
Wir beschreiben den BDKJ immer wieder als Werkstätte der Demokratie. Gleichzeitig stellen wir fest, dass auch im BDKJ tendenziell cis Männer wortführend sind und politische Lobbyarbeit gestalten, dass sich weiblich sozialisierte Menschen weniger trauen für ihre Meinung einzustehen und weiblich gelesene Menschen kritischer in ihrer Leitungsfunktion betrachtet werden. Ebenso stellen wir an verschiedenen Stellen fest, dass Unsicherheiten vorhanden sind, in welchen Räumen auch INTA* Personen mitgestalten sollen und dürfen und finden sehr kritisch, wenn der Eindruck entsteht, dass wir ausschließlich binär denken.
Entsprechend finden wir im BDKJ keinen eindeutig intersektionalen, queerfeministischen Handlungsrahmen vor. Daran möchten wir etwas ändern und hierfür erst einmal miteinander unser Verständnis von Feminismus definieren. Im Anschluss möchten wir den BDKJ als unsere gemeinsame Organisation so weiterentwickeln, dass er ein feminist icon werden kann.
Handlungsauftrag an
Zeitrahmen
Ressourcen
Zuständigkeit
Änderungsanträge
- Ä16 (DV Köln, Angenommen)