Veranstaltung: | Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstands 2020 |
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Berichterstatter*in: | BDKJ-Bundesvorstand |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 28.06.2020, 03:21 |
C5: Bericht - 4. Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der katholischen Jugendverbandsarbeit
Text
Seit der Hauptversammlung 2019, bei welcher die Delegierten im Rahmen ihres
Studienteils mit Betroffenen sexualisierter Gewalt anlässlich der
veröffentlichten MHG-Studie ins Gespräch kamen, hat sich der Bundesvorstand
weiterhin intensiv mit der Frage der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt als
Basis für eine passgenaue Präventions- und Interventionsarbeit
auseinandergesetzt.
Im Rahmen des September-Hauptausschuss 2019 fand ein Gespräch des
Hauptausschusses mit Friederike Walter aus dem Bund der deutschen
Pfadfinder_innen (BdP) statt, welcher aktuell an der Aufarbeitung sexualisierter
Gewalt im Verband arbeitet. Dabei ging es um den Entstehungsprozess, die Ziele
für den eigenen Aufarbeitungsprozess, die Projektphase und die wissenschaftliche
Begleitung. Zudem wurden auch nächste Schritte (u. a. Öffentlichkeit) und Hürden
benannt und dargestellt.
Aus der Erfahrung des BdP wird eingeschätzt, dass der BDKJ einen Prozess nur für
die Dachverbandsstrukturen BDKJ anstoßen kann, nicht aber für alle seine
Jugendverbände. Es könnten aber Strukturen aufgebaut werden, die von allen
genutzt werden können.
Im Rahmen der Bundeskonferenzen im November 2019 fand ein gemeinsamer
Studienteil zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt mit Martin Watzlawik von der
Universität Münster statt. Anschließend tauschten sich die beiden
Bundeskonferenzen zunächst getrennt über mögliche nächste Schritte der Jugend–
und Diözesanverbände aus.
Im Dezember 2019 hat der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen
Kindesmissbrauchs (UBSKM) Richtlinien für Aufarbeitungsprozesse in Institutionen
verabschiedet. Diese können von Vereinen und Verbänden mit hoher
Ehrenamtlichkeit nicht eins zu eins umgesetzt werden. Die einzelnen benannten
Teilschritte müssen in die Strukturen des BDKJ übertragen werden. Im Dezember
fand auch ein Gespräch mit der Leitung des neu gegründeten IPA (Institut
Prävention und Aufarbeitung) statt, welches seinen Sitz im Bistum Trier hat.
Der Bundesvorstand hat im Februar eine Rückmeldung des BMFSFJ bekommen, dass er
in das ergänzende Hilfesystem (EHS) des BMFSFJ aufgenommen werden könnte.
Antragsberechtigt sind dort Betroffene, die selbst als Minderjährige
sexualisierte Gewalt erfahren haben. Über den Fonds können Hilfe- und
Sachleistungen erbracht werden um Leid zu lindern, die durch andere Stellen
nicht übernommen werden (z. B. weitere Therapieleistungen). Dem Hauptausschuss
wurden das Konzept und die Rahmenbedingungen vorgestellt.
Deutlich wurde auch, dass eine gute Aufarbeitung zwar Ausgangslage für die
eigene Präventions- und Interventionsarbeit sein kann, es aber wichtig ist,
Aufarbeitung konkret und in Abgrenzung zu Prävention und Intervention zum Thema
zu machen. Das Thema hat im Bundesvorstand aufgrund der hohen Relevanz auch
einen entsprechend großen Umfang an Arbeits- und Beratungszeit eingenommen. Die
aufgebaute Vernetzung ist für das Thema äußerst hilfreich.
Es sollten Strukturen geschaffen werden für einen professionellen Umgang mit
(Meldung von) Betroffenen im BDKJ und den Verbänden selbst. Von Seiten der DBK
ist geplant, flächendeckend diözesane Aufarbeitungskommissionen einzurichten.
Ziel sollte außerdem sein, dass BDKJ-Vertreter*innen in den nun zu bildenden
diözesanen Aufarbeitungskommissionen vertreten sind. Noch ist jedoch unklar, wie
diese strukturiert und in die bisherigen Gremienportfolios der Diözesen
eingebunden sein sollen. Die Bundesstelle wird die aktuellen Strukturen der DVs
abfragen und eine Übersicht erstellen, welche BDKJ-DVs in welchen Strukturen der
Aufarbeitung, Prävention oder Intervention im Bistum eingebunden sind.
Im Rahmen der HV 2020 soll ein Antrag beraten und beschlossen werden, in dem der
weitere Aufarbeitungsprozess beraten wird und ggf. die Einrichtung einer
Kommission beschlossen werden soll.
Kommentare
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Falko (DPSG):