Veranstaltung: | Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstands 2020 |
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Berichterstatter*in: | BDKJ-Bundesvorstand |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 28.06.2020, 02:36 |
A8: Bericht - 6. Internationale Jugendarbeit und -politik
Text
In enger Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus Düsseldorf und der afj wird stetig
das Beratungs- und Informationsangebot für Träger der internationalen
Jugendarbeit weiterentwickelt, um möglichst vielen Jugend(Verbands)gruppen
bundesweit internationale Begegnungen zu ermöglichen. Die Entwicklungen in der
internationalen Jugendpolitik werden weiterhin v. a. im Rahmen des DBJR
beobachtet und begleitet. Hierzu zählten im letzten Jahr insbesondere die
Entwicklung eines deutsch-israelischen Jugendwerkes und die Veröffentlichung der
Zugangsstudie.
Diese Themen und deren Relevanz für den Bereich der katholischen internationalen
Jugendarbeit werden stetig im Rahmen des Runden Tisch Internationale
Jugendarbeit ausgetauscht.
Die kontinuierliche Bereitstellung von Informationen und die Beratung von
Trägern ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit im Rahmen der internationalen
Jugendarbeit. Die Stärkung internationaler Jugendarbeit bleibt jedoch eine
Herausforderung, die hohe Anstrengungen erfordert und Ressourcen bindet. Dafür
ist der Runde Tisch Internationale Jugendarbeit mit der afj und dem Jugendhaus
Düsseldorf ein wichtiges Austauschgremium.
Der BDKJ wird in Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus und der afj auch zukünftig
Anstrengungen unternehmen, um neue Träger für die internationale Jugendarbeit zu
gewinnen und zur Qualitätssicherung internationaler Maßnahmen beizutragen. Der
BDKJ wird insbesondere im Rahmen der AG Internationale Jugendpolitik des DBJR
Entwicklungen in diesem Feld kritisch begleiten und für die Interessen
katholischer Träger eintreten. Zudem werden wir uns gemeinsam mit der afj
stärker in den fachpolitischen und wissenschaftlichen Diskurs einbringen, u. a.
mit einer Studie zur „Religiösen Dimension in internationalen
Jugendbegegnungen“, welche wir beim Forscher-Praktiker-Dialog angemeldet haben,
sowie – vorausgesetzt eine Zusage erfolgt – einem Forschungsbericht auf dem
Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit in Nürnberg.
6.1 Methoden in der internationalen Jugendarbeit
Der in Kooperation von afj, BDKJ und Jugendhaus Düsseldorf produzierte
Methodenkoffer Internationale Jugendarbeit mit dem thematischen Schwerpunkt auf
Kritischem Konsum wurde im vergangenen Jahr sehr gut nachgefragt. Die dort
enthaltenen Methoden wurden bei der diesjährigen KJP-Tagung Internationale
Jugendarbeit erneut in einem Workshop aufgegriffen und mit den Teilnehmenden
ausprobiert. Auf der KJP-Tagung war zudem ein Vertreter des
Koordinierungszentrums für den deutsch-israelischen Jugendaustausch ConAct zu
Gast, um einen Workshop zu Methoden für eine diversitätsbewusste Bildung und
Begegnung durchzuführen. Gemeinsam mit der afj und dem Jugendhaus Düsseldorf
wurde in der Vergangenheit ein Konzept für individuelle Methodenschulungen
entwickelt. Mitarbeitende der Bundesstelle und der afj können „gebucht“ werden,
um vor Ort in der Diözese bei passenden Anlässen über internationale
Jugendarbeit zu informieren und zu einem gewünschten Thema zu beraten,
beispielsweise zur finanziellen Förderung, zur Partner*innenfindung, zur
konkreten Planung oder zu Methoden. Eine verstärkte Werbung für dieses Angebot
in den sozialen Medien etc. wurde kürzlich begonnen.
Die KJP-Tagung Internationale Jugendarbeit ist auch in diesem Jahr wieder
zufriedenstellend gelaufen. Aufgrund der Tatsache, dass sie bislang jedes Jahr
in Düsseldorf stattfindet, können aus logistischen Gründen jedoch nicht immer
alle daran Interessierten teilnehmen. Bezüglich des individuellen
Schulungsangebotes ist eine gute Bewerbung nun wichtig, um Träger von dieser
Möglichkeit zu überzeugen.
Nach wie vor zeigen Träger ein großes Interesse an Methoden für internationale
Begegnungen, weshalb der BDKJ dahingehend auch zukünftig Schulungen etc.
anbieten möchte. Die Resonanz auf das individuelle Schulungsangebot bleibt
derweil abzuwarten. Gemeinsam mit dem Jugendhaus Düsseldorf soll überlegt
werden, ob die KJP-Tagung Internationale Jugendarbeit zukünftig auch im Wechsel
an einem anderen Standort durchgeführt werden soll.
6.2 72-Stunden-Aktion international
Bei der 72-Stunden-Aktion haben 45 internationale Partnerschaftsprojekte
stattgefunden, davon 15 mit Partner*innen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Es
handelte sich um Projekte, die parallel zwischen Partner*innen in Deutschland
und im Ausland oder im Rahmen von internationalen Begegnungen durchgeführt
wurden. Die Projekte mit osteuropäischer Beteiligung wurden von Renovabis
finanziell unterstützt. Der Aktion vorausgegangen war ein internationales
Vernetzungstreffen mit Teilnehmenden aus Bosnien, Serbien, Slowakei, Rumänien,
Ukraine, Deutschland, Litauen, Österreich und Ungarn, bei welchem es zum einen
um ein Partnerschaftsmatching ging, zum anderen um gemeinsame Aktivitäten im
Rahmen der 72-Stunden-Aktion. Im Anschluss an die Aktion wurde eine separate
Broschüre veröffentlicht: „72 Stunden GO EAST! Dokumentation der internationalen
Projekte mit Partner*innen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa“.
Es hat sich gezeigt, dass die 72-Stunden-Aktion ein sehr niedrigschwelliges
Einstiegs-Format für internationale Begegnungsprojekte darstellt. Als sehr
positiv anzusehen ist, dass das Interesse und Engagement von Gruppen aus
Deutschland und dem Ausland sehr hoch war.
Auch Träger, die bisher nicht in der internationalen Jugendarbeit aktiv waren,
konnten so gewonnen werden. Zudem konnten Kontakte, die bei den in den
vergangenen Jahren stattgefundenen Fachkräfteaustauschen in Bosnien und
Herzegowina, Serbien und Litauen geknüpft wurden, eingebunden werden. Die
finanzielle Unterstützung seitens Renovabis war jedoch unabdingbar für den
Erfolg der internationalen Aktivitäten im europäischen Kontext.
Im Rahmen der 72-Stunden-Aktion 2019 konnte der Kontakt zu diversen weiteren 72-
Stunden-Aktionen in Europa hergestellt werden. Dieser kann für die nächste
Sozialaktion noch stärker genutzt werden, um untereinander Solidarität zu zeigen
und um die Aktion in Europa noch sichtbarer zu machen. Bei den Projekten, die im
Rahmen von internationalen Begegnungen stattgefunden haben, ist nun das
Potenzial für eine Rückbegegnung in diesem oder im nächsten Jahr vorhanden. Der
BDKJ will hier dranbleiben und einzelne Träger bei der Durchführung
unterstützen.
6.3 Deutsch-Israelischer Fachkräfteaustausch
Für die Zeit vom 22. bis 27. März 2020 wurde ein Fachkräfteaustausch des BDKJ in
Kooperation mit der afj nach Israel geplant. Der Austausch sollte in
Partnerschaft mit dem Hebrew Scouts Movement stattfinden und hatte das Ziel,
dass die Teilnehmenden Strukturen von (religiöser) Jugendarbeit in Israel
kennenlernen und sich zu Ansätzen der Jugendarbeit in Deutschland und Israel
austauschen. Zudem sollten Anknüpfungspunkte für deutsch-israelische
Kooperationen geschaffen sowie Einblicke in das Land Israel mit seiner Kultur
und politischen Situation gewonnen werden. Für die Maßnahme haben sich 16
Vertreter*innen der katholischen Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit
angemeldet. Das Programm sah neben Begegnungen mit Akteur*innen der
(katholischen) Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit gedenkstättenpädagogische
Elemente, wie den Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sowie das
Kennenlernen des pädagogischen Programms des Ghetto Fighters‘ House vor. Daneben
waren beispielsweise das Kennenlernen der Friedensarbeit des Willy Brandt
Centers Jerusalem und ein Besuch am See Genezareth im Programm vorgesehen.
Erfreulich war das große Interesse an diesem Fachkräfteaustausch. Aufgrund der
schlechten Fördersituation im deutsch-israelischen Jugendaustausch konnte jedoch
leider nur ein Teil der Anmeldungen angenommen werden. Das Einreiseverbot, das
seitens Israel wegen des Corona-Virus’ verhängt wurde, führte leider zu einer
Absage des Fachkräfteaustausches.
Nach dem voraussichtlichen Abschluss des Fachkräfteaustausches im Oktober 2020
berät der BDKJ darüber, wie ggf. Akteur*innen, die die Delegation vor Ort
kennengelernt hat, zukünftig in Veranstaltungen eingebunden werden könnten.
Zudem wird eine Dokumentation des Fachkräfteaustausches veröffentlicht, die auf
Blog-Beiträgen basiert, die die Teilnehmenden während der Reise erstellen.
Perspektivisch erfolgt eine Abfrage darüber, inwiefern die Teilnehmenden das
Gelernte in ihren Bezügen umgesetzt haben.
6.4 Zusammenarbeit mit der Ukraine
Zusammen mit der ukrainischen Partnerorganisation Obnova war für den Herbst 2019
ein erinnerungspädagogisches Seminar in Lviv, Ukraine geplant. Bei Obnova hat
sich im Laufe des Planungsprozesses die Ansprechperson geändert. Aus
Kapazitätsgründen musste diese leider von der Durchführung des Workshops im
vergangenen Jahr Abstand nehmen. Der BDKJ hat schließlich im Herbst 2019 in
Kooperation mit Obnova, dem Ukrainischen Jugendring NYCU und dem DBJR einen
Förderantrag beim Auswärtigen Amt für ein deutsch-ukrainisches Projekt unter dem
Titel „Zusammenarbeit zur Stärkung der jungen Zivilgesellschaft und der deutsch-
ukrainischen Gedenkkultur“ eingereicht. Darin ist vorgesehen, dass der BDKJ in
diesem Jahr einzelne Maßnahmen zur Projektsäule zur deutsch-ukrainischen
Gedenkkultur umsetzt. Der BDKJ will sich dabei mit seinen ukrainischen
Partnerorganisationen 75 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges insbesondere mit der
Stärkung der Erinnerungskultur unter jungen Menschen, mit Frieden und Versöhnung
auseinandersetzen.
Leider hat das Auswärtige Amt nicht die volle Höhe der Mittel entsprechend des
Antrages in Aussicht gestellt. Daher werden die im Rahmen des Projektes
geplanten Maßnahmen etwas weniger umfangreich ausfallen können als ursprünglich
geplant. Im Herbst 2019 konnte ein erneutes persönliches Gespräch mit Obnova
geführt werden, welches sehr positiv verlief. Auch die Einbindung des NYCU und
DBJR und die bisher gelaufene Kommunikation stimmen positiv hinsichtlich des
Engagements der Partnerorganisationen in diesem Projekt.
75 Jahre nach Kriegsende will der BDKJ mit diesem Projekt Impulse für die
Friedens- und Versöhnungsarbeit in seinen Verbänden setzen, denn Fragen des
Friedens und der Versöhnung sind für die kirchliche Jugendarbeit und
Jugendverbandsarbeit von zentraler Bedeutung. Das Projekt birgt zudem das
Potenzial der Stärkung der Partnerschaft zwischen BDKJ und Obnova.
6.5 Förderprogramm Go East
Das Förderprogramm Go East will katholische Akteure dabei unterstützen, Ost-
West-Begegnungsprojekte zu verwirklichen. Bereits bestehende Programme des
Jugendaustauschs sollen auf diese Weise ergänzt werden. So sind die Mittel
kompatibel für eine Ko-Finanzierung mit internationalen KJP-Mitteln. Gefördert
werden unter anderem Jugendbegegnungen, Fachkräfteaustausche und
Vernetzungstreffen. Go East wird von Renovabis, dem BDKJ und der afj getragen.
Anträge können direkt bei Renovabis gestellt werden und werden von der
Vergabekommission beraten, die aus Vertreter*innen der drei Träger besteht.
Einmal jährlich treffen sich die für Go East Verantwortlichen der Träger zu
einer Beiratssitzung in Freising, um über die inhaltlichen Linien und aktuellen
Entwicklungen im Programm zu beraten. Seit der Gründung der Förderlinie vor zehn
Jahren konnten über 200 Jugend- und Fachkräfteaustausche bezuschusst werden,
darunter viele Projekte katholischer Jugendverbände. Auch die im osteuropäischen
Ausland stattfindenden Fachkräftemaßnahmen des BDKJ werden stets über dieses
Förderprogramm bezuschusst. Go East ist neben dem KJP eine wichtige Förderquelle
für den Jugendaustausch mit Osteuropa, da neben den Fahrtkosten auch Kosten, die
vor Ort entstehen, gefördert werden.
Der Go East-Beirat hat sich als sehr gutes Forum etabliert — zum einen, um über
die aktuellen Entwicklungen im Jugendaustausch mit Osteuropa zu beraten, zum
anderen für einen engeren Austausch unter den Trägern des Förderprogramms. Die
Zusammenarbeit mit Renovabis hat sich mithilfe des Beirats und der Kooperationen
im Rahmen der Fachkräfteaustausche nach Osteuropa verstärkt. Renovabis ist für
den BDKJ ein wichtiger Partner, insbesondere wenn es um die Realisierung von
Austauschen nach Mittel-, Ost- und Südosteuropa und Kontakte in der Region geht.
Der Bundesvorstand strebt an, die enge Zusammenarbeit mit Renovabis für die
Gestaltung des Jugendaustausches mit Osteuropa kontinuierlich weiterzuführen.
Für dieses Jahr ist zudem ein Förderantrag für einen Fachkräfteaustausch nach
Russland geplant, der in Kooperation des BDKJ mit dem Jugendzentrum der
Erzdiözese Moskau stattfinden soll. Die Durchführung ist für Ende 2020/Anfang
2021 vorgesehen und soll eine stärkere deutsch-russische Zusammenarbeit in
katholischer Trägerschaft anregen.
Kommentare
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Sebastian Appolt - BDKJ München und Freising:
BDKJ Bamberg (Kadda):
KLJB:
BDKJ Bamberg (Kadda):