Veranstaltung: | Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstands 2020 |
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Berichterstatter*in: | BDKJ-Bundesvorstand |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 28.06.2020, 02:40 |
A11: Bericht - 9. Freiwilligendienste
Text
9.1 Freiwilliges Soziales Jahr und Bundesfreiwilligendienst
2019 sind die Freiwilligenzahlen bei katholischen Trägern im Freiwilligen
Sozialen Jahr (FSJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Vergleich zum Vorjahr
leicht gesunken. Die Gründe dafür liegen oft in regionalen Besonderheiten (z. B.
Attraktivität von Einsatzstellen oder auch Umstrukturierungen bei Trägern).
Auffällig ist, dass Bewerber*innen in diesem Jahr öfter ihren Freiwilligendienst
weniger als 12 Monate leisten.
Im Mai 2019 gab es eine Gesetzesänderung im FSJ und BFD, die nun einen
Freiwilligendienst in Teilzeit ermöglicht. Dazu muss ein berechtigtes Interesse
der*des Freiwilligen vorliegen und nachgewiesen werden. Die Zentralstellen
wurden in das Vorhaben einbezogen und der BDKJ konnte den Gesetzesentwurf im
Vorjahr kommentieren. Die Gesetzesänderung ist das Ergebnis einer langen
Forderung nach einer inklusiveren Gestaltung der Freiwilligendienste.
Teilzeitmodelle sollen verstärkt die Teilnahme benachteiligter Zielgruppen
ermöglichen. Weiterhin wurde auf Bundesebene die AG zu Inklusion und Diversität
fortgesetzt. Mit einer Evaluation und Befragung von Trägern sollen Bedarfe der
Träger erfasst und eine Handreichung erstellt werden.
Die Lobbyaktionen für den Erhalt der Mittel in den Freiwilligendiensten wurden
verstärkt nachdem im Eckwertebeschluss der Mittelzuwachs aus dem Vorjahr nicht
vollständig enthalten war. Trotz des Konzeptes zum Jugendfreiwilligenjahr von
Ministerin Franziska Giffey musste befürchtet werden, dass für den folgenden
Jahrgang Kürzungen umgesetzt werden. Nach der Bereinigungssitzung des
Haushaltsausschusses steht fest, dass für 2020 für den BFD 40 Millionen Euro und
für die Jugendfreiwilligendienste zehn Millionen Euro mehr zur Verfügung stehen.
Außerdem hat der Haushaltsausschuss in einem Maßgabebeschluss die
Bundesregierung aufgefordert, die finanzielle Ausstattung der
Freiwilligendienste auch künftig auf (mindestens) diesem Niveau festzulegen.
Dies entspricht nicht der vollen Mittelerhöhung für die
Jugendfreiwilligendienste aus dem Vorjahr, aber durch gesicherte Mittel des
BMFSFJ gibt es im FSJ eine Planungssicherheit bis August 2020. Weiterhin offen
bleibt die Frage nach einer Richtlinienänderung im BFD, um die Mittel
auszuschöpfen und die Förderung pro Platz um 25 Euro anzuheben. Zudem wurde der
Sondertopf für Inklusion in FSJ und BFD bisher nicht umgesetzt.
Die Forderung nach mehr Anerkennung in den Freiwilligendiensten und damit
verbunden freien ÖPNV-Tickets für Freiwillige wurde auch in diesem Jahr
aufrechterhalten. Vor dem Hintergrund von freien DB-Fahrten für
Bundeswehrsoldat*innen hat der BDKJ nochmals die Wichtigkeit von
bürgerschaftlichem Engagement betont. In einigen Bundesländern wurden die
Forderungen nach günstigeren Tickets mittlerweile umgesetzt.
Erneut gab es auch im zurückliegenden Berichtszeitraum intensive Debatten um die
Einführung einer Dienstpflicht. Der BDKJ hatte die Möglichkeit, in
unterschiedlichen Konstellationen dazu Stellungnahmen abzugeben und in
politische Diskussionsforen — auch innerparteilich bei der CDU — eingeladen zu
werden.
Der Bundesvorstand begrüßt den Maßgabebeschluss des Haushaltsausschusses und
wertet die großangelegte zentralstellenübergreifende Lobbyaktion zusammen mit
den angeschlossenen Trägern als Erfolg. Dauerhafte Verbesserungen in den
Freiwilligendiensten konnten allerdings nicht in die Realität umgesetzt werden,
stattdessen bleiben die Diskussionen immer wieder laut. Hier bedurfte es viel
politische Anstrengung und Engagement, um die Sicht des BDKJ deutlich zu machen.
Es bedarf auch weiterhin politischer Gespräche, um die Mittel in den
Freiwilligendiensten langfristig zu erhalten und das FSJ weiterhin zu stärken.
Erste Schritte für eine inklusive Gestaltung des FSJ und BFD wurden umgesetzt.
Der Bundesvorstand wird sich auch weiterhin dafür einsetzen, die finanzielle
Unterstützung für besondere Förderbedarfe auszuweiten.
Die Aufmerksamkeit für die Freiwilligendienste konnte im Rahmen der
Haushaltsverhandlungen verstärkt werden. Es gilt aber weiterhin, das FSJ in
politischen Gesprächen als Freiwilligendienstformat einprägsam zu präsentieren.
Der Bundesvorstand wird sich weiterhin für eine engere Zusammenführung von FSJ
und BFD einsetzen.
Es zeichnet sich ab, dass die Entwicklung der Freiwilligenzahlen nicht in dem
Maße der Vorjahre gehalten werden kann. Für die Anerkennung und Bewerbung der
Freiwilligendienste werden weitere Verbesserungen in den
Freiwilligendienstformaten sowie Öffentlichkeitsarbeit zunehmend wichtig.
9.2 Freiwilligendienst „weltwärts“ und internationaler
Freiwilligendienst
Die Arbeit im Referat des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes war vor
allem von der Einarbeitung des neuen Referenten Benedikt Pees (ab Mitte August
2019) geprägt. Die vorherige Referentin (Esther Henning) hatte die Bundesstelle
im Juli 2019 verlassen. In den ersten Monaten fanden viele Kennenlerntreffen mit
Partnern statt, zum Beispiel mit katholischen Trägern internationaler
Freiwilligendienste, der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe und
mit dem bei der fid Service- und Beratungsstelle/AGIAMONDO angesiedelten
Qualitätsverbund der katholischen Träger. Auch fand ein Treffen des Referats für
entwicklungspolitischen Freiwilligendienst mit Vertreter*innen der
Koordinierungsstelle „weltwärts“ (angesiedelt bei Engagement Global) im November
2019 statt.
Ein Teil der Arbeit des Referats für den entwicklungspolitischen
Freiwilligendienst bestand in der Beratung der Träger. Vor allem bei den
geänderten Vorschriften für die Gesundheitsvor- und –nachsorge bestand
Beratungsbedarf bei den Trägern. Die Bedürfnisse und Bedenken der Träger
hinsichtlich der Änderungen wurden auf politischer Ebene thematisiert, damit
Mehrarbeit und Mehrkosten nicht gänzlich zu Lasten der Träger gehen.
Im Juni 2019 organisierte das Referat außerdem eine Fortbildung zur
Administration des „weltwärts“-Förderprogramms. An der Fortbildung nahmen neben
Vertreter*innen der Koordinierungsstelle „weltwärts“ und Mitarbeitenden des
Jugendhaus Düsseldorf 14 katholische Träger teil. Das Angebot wurde von den
Teilnehmenden dankbar angenommen, da die administrative Seite des „weltwärts“-
Programms recht komplex ist und außerdem durch eine hohe personelle Fluktuation
bei den Trägern eine hohe Nachfrage an solchen Fortbildungen besteht.
Die Freiwilligenzahlen im „weltwärts“-Programm und in anderen
Freiwilligendienstprogrammen sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken.
Grund für das rückläufige Interesse, einen einjährigen Freiwilligendienst zu
absolvieren, ist unter anderem das Angebot von kommerziellen Organisationen, die
Kurzzeitfreiwilligendienste anbieten. Die Qualität und Nachhaltigkeit solcher
Freiwilligendienste wird von vielen Seiten in Frage gestellt. Um diesem Trend
entgegenzuwirken, wurde Mitte 2019 die Initiative „Freiwilliges Internationales
Jahr“ (FIJ) gegründet. Die Initiative ist ein Zusammenschluss von über 100
Trägern (sowohl konfessionell als auch nichtkonfessionell). Ziel der Initiative
ist es, das FIJ als Pendant zum FSJ als Marke zu etablieren und mehr Menschen
für den Freiwilligendienst zu begeistern. Hierfür wird verstärkt
Öffentlichkeitsarbeit betrieben: Zum einen werden Freiwilligendienste über
entsprechende Videoportale in kurzen Clips zielgruppenansprechend beworben. Zum
anderen sollen Multiplikator*innen für die Freiwilligendienste gewonnen werden.
Die Initiative wird von einer ca. zehnköpfigen Steuerungsgruppe geleitet. Die
Interessen der katholischen Träger werden dort unter anderem von der
Bundesstelle vertreten. Auch das BMZ plant aktuell eine Werbekampagne für das
„weltwärts“-Programm. Um Konkurrenz zu vermeiden und eventuelle Synergien
herzustellen, ist ein erstes Treffen zwischen Vertreter*innen des BMZ und der
FIJ-Initiative für das Frühjahr 2020 geplant.
Auch an der politischen Interessensvertretung der katholischen Träger ist der
BDKJ federführend beteiligt. Im Entscheidungsgremium des „weltwärts“-Programms,
dem Programmsteuerungsausschuss (PSA), vertreten der BDKJ und die fid Service-
und Beratungsstelle/AGIAMONDO die Interessen der katholischen Träger. Der BDKJ
brachte sich in den dem PSA untergeordneten Arbeitsgruppen unter anderem bei
Fragen rund um das administrative Tagesgeschäft ein. Leider konnte trotz
intensiver Bemühungen keine Erhöhung für Förderpauschalen in der Süd-Nord-
Komponente (Incoming-Freiwilligendienste) für den Haushalt 2020 durchgesetzt
werden.
Kommentare
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Annika Jülich, DV Köln:
Z. 40 ff.: Wir haben uns beim Lesen gefragt, ob es zu dem Thema Dienstpflicht eigentlich mal eine interne Debatte gab und wie man zu der Position gekommen ist?
Annika Manegold: