Veranstaltung: | Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstands 2021 |
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Berichterstatter*in: | BDKJ-Bundesvorstand |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 07.04.2021, 18:13 |
B2: Interessenvertretung in Politik und Gesellschaft
Text
2.1 Jugendpolitik
Im zurückliegenden Berichtszeitraum waren für den Bundesvorstand im
gesellschaftspolitischen Bereich insbesondere folgende vier Aspekte
handlungsleitend:
- Die Corona-Pandemie und ihre jugendpolitischen Auswirkungen insbesondere
in Bezug auf Beteiligungsrechte, die Frage von zur Verfügung stehenden
Räumen für Jugendverbandsarbeit, die Öffnungsdebatten und das Verständnis
von Jugendarbeit im Sinne des § 11 SGB VIII als Teil der
Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen.
- Das Erstarken rechtsextremer Kräfte und die weiter zunehmende
rechtsterroristische Gewalt im außerparlamentarischen Raum - und unsere
Anstrengungen, im gesellschaftlichen, politischen und innerkirchlichen
Diskurs den antidemokratischen, antifeministischen und menschenfeindlichen
Akzentsetzungen mit unseren Vorstellungen einer demokratischen,
vielfältigen und gerechten Gesellschaft entgegenzutreten.
- Der starke Fokus auf Klimapolitik und Nachhaltigkeit als Zukunftsfragen
der Jugend und unserer gesamten Gesellschaft. Dazu gehört auch das daraus
erwachsende Engagement, was tausende junge Menschen - auch aus unseren
Strukturen und mit der strukturellen Unterstützung von Umwelt- und
Naturschutzjugendverbänden - auf die Straße getragen haben und damit die
Lobbyaktivitäten u. a. unserer Verbandsvertreter*innen weiterhin
entsprechend gestärkt haben.
- Die Begleitung von Gesetzgebungsprozessen, die die Rahmenbedingungen für
das ehrenamtliche Engagement beeinflussen werden. Dazu zählen neben der
SGB VIII-Reform auch die Errichtung und Weiterentwicklung der Ehrenamts-
und Engagementstiftung.
Im Bereich der Jugendpolitik binden insbesondere diese drei Prozesse und
Veranstaltungsvorbereitungen viele Arbeitsressourcen: der Kinder- und
Jugendarbeitskongress in Nürnberg im September 2021, bei dem der BDKJ einige
Veranstaltungen anbieten wird, der 1. Digitale Deutsche Kinder- und
Jugendhilfetag 2021 und die stattgefundenen Veranstaltungen im Rahmen der EU-
Ratspräsidentschaft.
Grundsätzlich gelingt es dem BDKJ über seine Netzwerke, aber auch als
eigenständiger Akteur in viele dieser Prozesse gut eingebunden zu werden.
Dennoch muss festgestellt werden, dass viele zivilgesellschaftliche Strukturen
in Deutschland immer mehr unter Druck geraten und sich dadurch auch
Verwaltungshandeln vor Ort, aber auch auf höheren Ebenen verändert. Teilweise
werden in vorauseilendem Gehorsam aufgrund der Erstarkung rechter Kräfte und
entsprechender Anfragen in den Parlamenten Förderungen hinterfragt. Teilweise
wird aus mangelndem Subsidiaritätsverständnis das Trägerprinzip außer Kraft
gesetzt und auch in der Engagementpolitik mehr staatlich gesteuert. Viele der
oben benannten und befürchteten Entwicklungen für Jugendverbände sind in
teilweise viel drastischerem Ausmaß in Nachbarländern seh- und spürbar. Hier
gilt es im europäischen und internationalen Kontext solidarisch zu sein und
selbstorganisierte katholische Strukturen außerhalb Deutschlands zu unterstützen
und zu stärken, damit der „shrinking space for civil society“ nicht noch immer
kleiner wird.
In den kommenden Monaten muss darauf hingewirkt werden, dass nach Beschluss des
Kinder- und Jugendstärkungsgesetz die kommunalen Strukturen vor Ort unterstützt
werden in der Umsetzung des neuen SGB VIII – insbesondere bezogen auf die ggf.
neue Zusammensetzung der Jugendhilfeausschüsse. In den kommunalen Strukturen
vor Ort muss aufgrund der Corona-Pandemie mit potenziellen Kürzungen in der
Kinder- und Jugendhilfe gerechnet werden. Dabei ist es wichtig, dass in einem
gemeinschaftlichen Kraftakt eine gute Informationspolitik darüber besteht, dass
Jugendverbandsarbeit eine Pflichtleistung ist.
2.1.1 Corona-Pandemie und Jugendpolitik
Die Corona-Pandemie hat aufgezeigt, dass die Beteiligungsinstrumente für junge
Menschen in Deutschland nicht krisenfest sind. Zahlreiche Jugendstudien haben in
den letzten Monaten gezeigt, wie sehr junge Menschen unter den Einschränkungen
in ihrem Alltag leiden. Gleichzeitig fühlen sie sich mit ihren Sorgen nicht
gehört. Der Bundesvorstand hat an verschiedenen Stellen, über den DBJR, in
zahlreichen Radio- und Print-Interviews und über die sozialen Medien auf die
Situation von Kindern und Jugendlichen hingewiesen.
Das BMFSFJ veranstaltete am 11. März 2021 ein Hearing mit knapp 100
Teilnehmer*innen, Ziel war es laut Ministerium, mit Jugendlichen und jungen
Erwachsenen sowie deren Interessenvertretungen und Fachorganisationen der
Jugendhilfe in den direkten Austausch zum Thema „Corona und die Folgen“ zu
treten. Einer von zehn Plätzen aus der Jugendverbandsarbeit wurde von Seiten des
BDKJ durch Franz Wacker (KLJB) besetzt.
Auch für zahlreiche weitere Veranstaltungen zur Thematik konnten wir für das
anstehende Frühjahr verschiedene Aktive aus dem BDKJ weitervermitteln.
Eine starke jugendpolitische Vertretung ist aktuell besonders wichtig, aufgrund
der Rahmenbedingungen aber auch besonders schwierig. Dies liegt zum einen an der
mangelhaften Perspektive auf Jugendinteressen sowohl im politischen, wie auch im
medialen Diskurs, andererseits aber auch an der starken landespolitischen
Zuständigkeit für den Großteil der Fragestellungen.
Für die kommenden Monate erscheint es sehr notwendig, intensiv mit den
Landesstellen und Landesverbänden im Austausch zu bleiben, um in den Ländern und
auf Bundesebene jugendpolitisch an einem Strang zu ziehen.
2.1.2 Wahlalterabsenkung
In den letzten Monaten wurde eine mögliche Absenkung des Wahlalters verstärkt
diskutiert. Im Sommer 2020 hatten Saskia Esken (SPD), Robert Habeck (Bündnis
90/Die Grünen) und Franziska Giffey (SPD) gemeinsam eine Absenkung gefordert. Im
Oktober hat der Bundestag eine Reform des Wahlrechts beschlossen und
gleichzeitig der Einrichtung einer Kommission zugestimmt, die sich mit einer
weiteren Überarbeitung des Wahlrechts befassen und Empfehlungen erarbeiten soll.
Sie soll sich explizit auch mit der Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre
befassen und 2023 Ergebnisse vorlegen.
Aktuell gibt es mehrere Initiativen, die sich deutlich dafür aussprechen, das
Wahlalter noch vor der nächsten Bundestagswahl zu senken. Eine dieser
Initiativen „www.wahlalter.info“ unterstützen wir auch mit einer hohen
Arbeitsressource äußerst intensiv.
Die ZdK-Vollversammlung 2020 hat sich ebenfalls für die Absenkung des Wahlalters
auf mindestens 16 Jahre ausgesprochen.
Der Bundesvorstand begrüßt den Beschluss des ZdK ausdrücklich und freut sich,
dass durch die neue Beschlusslage der FDP, das Wahlalter auf 16 absenken zu
wollen, auch in der Parteienlandschaft wieder etwas mehr Dynamik in die Sache
gekommen ist.
Wir hoffen, dass noch in dieser Legislaturperiode eine offene Abstimmung im
Bundestag zur Wahlalterabsenkung auf 16 Jahre stattfinden kann, bzw. dass sie
spätestens im Koalitionsvertrag verankert wird.
2.1.3 Politische Bildung
Politische Bildung ist seit jeher essenzieller Bestandteil der
Jugendverbandsarbeit. Dies macht auch der 16. Kinder- und Jugendbericht
deutlich, der im Herbst 2020 veröffentlicht wurde und bereits von der
Bundesregierung bewertet wurde. In den letzten Monaten hat politische Bildung an
Bedeutung gewonnen. Das liegt nicht zuletzt auch an den
Verschwörungserzählungen, mit denen wir durch die Corona-Pandemie konfrontiert
sind. Hier braucht es gute politische Bildung zur Bewertung und Enttarnung. Die
DBJR-Vollversammlung hat 2020 die Position „Politische Bildung in der
Jugendverbandsarbeit“ beschlossen und dort u. a. die Unabhängigkeit politischer
Bildung in den Jugendverbänden betont.
In Kooperation mit der afj fand im Januar der Online-Fachtag „Jugend und Politik
– Ergebnisse der SINUS-Jugendstudie 2020 und der Auftrag für Politische Bildung
statt“. Der Fachtag war gut besucht.
Der Bundesvorstand hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Thema
Politische Bildung in den katholischen Jugendverbänden auseinandergesetzt, Best-
Practice-Beispiele gesammelt und diese unter anderem in der aktuellen Ausgabe
des „BDKJ.konkret“ mit dem Schwerpunktthema „Politische Bildung“ veröffentlicht.
Der BDKJ war auch für mehrere Veranstaltungen im Rahmen der Fachtagung der
Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) zur Vorstellung des 16.
Kinder- und Jugendberichts angefragt und konnte dort seine Haltungen und
Expertise einer breiten Fachöffentlichkeit vorstellen.
Politische Bildung in den Jugendverbänden ist vielfältig und wertegebunden.
Damit steht sie heute immer wieder unter Druck. Als Bundesvorstand setzen wir
uns für eine Bewahrung der Wertegebundenheit politischer Bildung in den
katholischen Jugendverbänden und für die Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips
ein. Die aktuellen Debatten um die Weiterentwicklung der politischen Bildung in
der gesamten Jugendverbandsarbeit schätzt der Bundesvorstand als sehr positiv
ein und freut sich, daran weiter mitwirken zu können und seine vielfältige
Expertise einbringen zu können (Politische Bildung u. a. in den Jugendverbänden,
Freiwilligendiensten, Offene Türen in Trägerschaft der kath. Jugendverbände,
Seminare in der Bundeswehr).
In den kommenden Monaten wird die Debatte zum 16. Kinder- und Jugendbericht im
Bundestag erwartet (FSFJ-Ausschuss). So es möglich ist, wird der BDKJ diese
Debatte zumindest mit einer schriftlichen Stellungnahme entsprechend begleiten.
Zudem gilt es auch, den innerverbandlichen Diskurs über die Weiterentwicklung
der Formate und Angebote sowie der Reflexionsfähigkeit anzustoßen.
2.1.4 Jugendpolitische Vernetzungsrunde
Die jugendpolitische Vernetzungsrunde hat sich im Berichtszeitraum dreimal
digital getroffen. Es nahmen jeweils zwischen 20 und 40 Vertreter*innen aus
verschiedenen Ebenen der Jugend- und Diözesanverbände teil. Schwerpunkt waren
Ideen und mögliche gemeinsame Aktionen zur Bundestagswahl 2021. Dabei wurde
insbesondere die Aktion „Zukunftszeit- Gemeinsam für ein buntes Land“ intensiv
vorberaten und besprochen. Weitere Themen waren die Umsetzung der Kinderrechte
im Grundgesetz und der gemeinsame Ferienkorridor für die Sommerferien.
Der Bundesvorstand begrüßt die Initiative zur jugendpolitischen Vernetzungsrunde
sehr. Es hat sich gezeigt, dass eine Vernetzung für alle Beteiligten inhaltlich
sinnvoll und gewinnbringend ist.
Die jugendpolitische Vernetzungsrunde wird sich vor der politischen Sommerpause
noch einmal treffen. Es ist gewünscht, dass aus den Reihen der Jugend- und
Diözesanverbände aktuelle Themen eingebracht werden. Zudem wird die
jugendpolitische Vernetzungsrunde die Aktivitäten zur Bundestagswahl
(„Zukunftszeit“) und ggf. noch anstehende Gesetzgebungsverfahren im
jugendpolitischen Kontext entsprechend begleiten.
2.1.5 Landesstellentagung
Die Landesstellen haben sich im Berichtszeitraum einmal zu einer digitalen
Tagung (als Ersatz für die zweitägige Präsenztagung) und einmal zur kürzeren
Austauschrunde über Aktuelles im Bereich „Jugendarbeit und Corona“ getroffen.
Die Situation der Jugendarbeit in der Corona-Pandemie ist in den einzelnen
Bundesländern sehr unterschiedlich, daher ist die Vernetzung und der Austausch
über Gelingensfaktoren sehr wichtig. Die Beteiligten haben zurückgemeldet, dass
sie den Austausch untereinander und mit der Bundesebene sehr schätzen. Der
Bundesvorstand schätzt insbesondere in der aktuellen Corona-Pandemie diesen
Austausch als enorm wichtig ein, um zu wissen, wo auch die Bundesebene
Handlungsmöglichkeiten hat.
Für dieses Jahr ist ein weiteres kurzes Treffen vor dem Sommer angedacht, um
sich gegenseitig auf den aktuellen Stand insbesondere im Zuge der Corona-
Bedingungen zu bringen und ggf. sich kollegial zu beraten, wie man in die
Debatten mit den jeweiligen Landesregierungen gehen kann.
2.1.6 Deutscher Bundesjugendring
Im Berichtszeitraum war der Arbeitsaufwand für den DBJR wieder enorm hoch. Das
lag zum einen an daran, dass der DBJR Ausrichter der EU-Jugendkonferenz war, zum
anderen an den intensiven Lobbytätigkeiten im Zusammenhang mit der
Weiterentwicklung des SGB VIII und den Hilfspaketen für die Corona-Pandemie.
Vorsitzende des DBJR sind Lisi Maier (Bundesvorsitzende) und Tobias Köck (Soli-
Jugend). Im Vorstand sind Wendelin Haag (Naturfreundejugend Deutschland), Marius
Schlageter (Ring deutscher Pfadfinderverbände, RdP), Matthias Schröder (DGB-
Jugend), Daniela Broda (Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in
Deutschland, aej), Alma Kleen (Sozialistische Jugend Deutschlands — Die Falken)
sowie Hetav Tek (djo-Deutsche Jugend in Europa). Im Rahmen der DBJR-
Vollversammlung wurde ein Grundlagenpapier zur Politischen Bildung in den
Jugendverbänden verabschiedet, ebenso der Appell, das Wahlalter noch vor der
Bundestagswahl zu senken, die internationale Jugendarbeit in und nach der
Corona-Pandemie zu stärken und ein Grundlagenpapier zur klimafreundlichen
Mobilität. Die DBJR-Gremien beschäftigten sich im Berichtszeitraum vor allem mit
der Corona-Pandemie, den Notfalltöpfen, der geplanten SGB VIII-Novelle,
institutionellen Konzepten zur Prävention sexualisierter Gewalt, internationalen
Fördermitteln und der EU-Ratspräsidentschaft. Zudem konnte der DBJR im
Berichtszeitraum die letzte Mittelerhöhung für die Jugendverbandsarbeit
verstetigen und sowohl für die Jahre 2020 wie 2021 jeweils 100 Mio. EUR
Sonderförderung für die Jugendbildungsstätten zur Abfederung der Corona-
Belastungen einwerben.
Im September stehen Neuwahlen im DBJR-Vorstand an, aus dem dann auch Lisi Maier
als Vorsitzende ausscheiden wird.
Der DBJR ist weiterhin unser wichtigstes jugendpolitisches Sprachrohr.
Insbesondere im Umgang mit der Corona-Pandemie hat es uns immens geholfen, mit
anderen Jugendverbänden gemeinsam für entsprechende Fördertöpfe und Mittel zu
werben.
Im Mai wird die aktuelle DBJR-Geschäftsführerin Clara Wengert die Leitung des
Aufbaus der deutsch–afrikanischen Jugendarbeit im BMZ übernehmen., Deshalb
werden die Vorsitzenden bis zur neuen Wahl einer Geschäftsführung im Juni 2021
interimsweise die Geschäftsführung übernehmen. Dies bedeutet für Lisi Maier
nochmals einen entsprechenden Mehraufwand. Wir danken Clara Wengert auch von
Seiten des BDKJ für die großartige Zusammenarbeit im DBJR und mit dem BDKJ und
dem JHD und wünschen ihr für den anstehenden beruflichen und örtlichen Wechsel
nach Bonn alles erdenklich Gute!
2.2 Kinder- und Jugendhilfepolitik
2.2.1 SGB VIII-Reform
Am 12. Februar 2021 wurde die Reform im Bundesrat beraten, am 22. Februar 2021
fand eine Anhörung zum Kinder- und Jugendstärkungsgesetz im Familienausschuss
des Bundestags statt. Am 3. März 2021 wird eine Gegenäußerung der
Bundesregierung zur Kritik des Bundesrats veröffentlicht. Eine abschließende
Beratung im Bundestag findet frühestens in der 12. Kalenderwoche statt. Der
Bundesvorstand wird im Rahmen der Hauptversammlung über den Ausgang der
Beratungen und Beschlussfassungen im parlamentarischen Verfahren berichten.
Der Referent*innenentwurf für ein Kinder- und Jugendstärkungsgesetz lag Anfang
Oktober 2020 vor. Hierin wurde die zukünftige inklusive Ausrichtung des SGB VIII
grundgelegt. Die Förderung von Selbstorganisationen junger Menschen in
besonderen Lebenslagen wurde ins Gesetz integriert, Ombudsstellen als
unabhängige Anlaufstellen werden geschaffen, die Beratungsangebote ausgebaut,
die Kostenheranziehung für junge Menschen in den Hilfen zur Erziehung bei
eigenem Einkommen auf 25 Prozent reduziert. Im § 11 wird die inklusive
Ausrichtung der Jugendarbeit als Norm eingeführt. In den Hilfen zur Erziehung
wird die Jugendsozialarbeit als Unterstützung ausgedehnt, die Hilfe für junge
Volljährige wird gestärkt. Neben weiteren Veränderungen wird eine schrittweise
Überführung der Hilfen für junge Behinderte aus dem SGB IX normiert. Der § 13
(Jugendsozialarbeit) bleibt im Entwurf unverändert. In einem Beschluss des
Bundesrats wird die Schulsozialarbeit in einem § 14a im SGB VIII verankert,
allerdings mit der Freiheit der Bundesländer, anders zu handeln.
Der Bundesvorstand hat sich in enger Kooperation mit dem DBJR, der
Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) und dem
katholischen Büro in den politischen Prozess zur SGB VIII-Reform eingebracht und
aktiv an deren Stellungnahmen und der Stellungnahme des Bundesjugendkuratoriums
mitgewirkt.
Der Bundesvorstand begrüßt die inklusive Ausrichtung des SGB VIII. Aus Sicht der
Jugendsozialarbeit wäre eine Stärkung des Jugendwohnens im § 13 Absatz 3
notwendig gewesen. Die Schulsozialarbeit hätte verbindlich im SGB VIII verankert
werden sollen. Die Kostenheranziehung hätte ganz wegfallen sollen. Die
Einrichtung der Ombudsstellen weist in die richtige Richtung. Die Förderung der
Selbstorganisationen junger Menschen in den Einrichtungen der Kinder- und
Jugendhilfe kann eine wichtige Chance sein, sie muss jedoch auf kommunaler Ebene
richtig umgesetzt werden und darf nicht dazu benutzt werden, das Instrument als
„Jugendverbandsarbeit light“ umzudeuten und damit Jugendverbände ggf.
schlechter und nicht im Sinne des § 12 zu fördern. Deshalb muss eine deutliche
Klarstellung im Gesetz erfolgen.
Der Bundesvorstand wird sich in enger Kooperation mit dem DBJR und der BAG KJS
in den weiteren politischen Prozess zur SGB VIII-Reform einbringen. Aus der
ersten Durchsicht und Stellungnahme des Bundesrats wird deutlich, dass über die
spätere Zustimmung zum Gesetzentwurf v. a. finanzielle Fragen entscheiden
werden: „Der Bundesrat weist jedoch darauf hin, dass die Umsetzung des
Gesetzesvorhabens nur dann gelingen kann, wenn der Bund den Ländern und Kommunen
die dafür erforderlichen Mittel bedarfsgerecht zur Verfügung stellt“ und „Der
Bundesrat bemängelt allerdings die unzureichende finanzielle Beteiligung des
Bundes an der Erweiterung von Rechtsverpflichtungen zur Gewährleistung einer
inklusiven Bildung und Betreuung im SGB VIII und fordert den Bund auf, die
Kosten, die den Ländern und Kommunen im Zuge seiner Gesetzesnovellen zur
Stärkung der Rechte auf inklusive Bildung und Betreuung […], vollständig zu
kompensieren“. Sollte das Gesetz in der aktuellen Fassung durch den Bundesrat
gehen, erscheint eine Beratung der Strukturen vor Ort notwendig, da insbesondere
die Jugendhilfeausschüsse eine Veränderung erfahren werden.
2.2.2 Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag 2021
Der AGJ-Vorstand hat in einer außerordentlichen Sitzung am 11. Februar 2021
entschieden, den 17. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) vom 19. bis 20.
Mai 2021 in rein digitaler Form durchzuführen. Sowohl der Fachkongress als auch
die Fachmesse werden vollständig online stattfinden. Der BDKJ ist mit drei
Fachveranstaltungen und einem digitalen Stand vertreten.
Die Entscheidung, den DJHT digital durchzuführen und der Versuch, ein
Veranstaltungs- und Messeformat für mehrere tausend Menschen in den digitalen
Raum zu verlegen, ist mutig. Es wird sich erst nach der Durchführung zeigen, ob
sich der hohe finanzielle, inhaltliche und personelle Ressourcenaufwand in einem
solchen Format lohnt.
Der Bundesvorstand ist sehr gespannt auf die Umsetzung des digitalen Konzepts.
Dennoch ist zu erwarten, dass weniger externes Publikum und auch weniger
potenzielle Fachkräfte an den Veranstaltungen teilnehmen werden.
2.2.3 Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit 2021
Der 3. Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit ist auf den 20. bis 22. September
2021 verschoben worden. Ursprünglich sollte er im letzten Herbst stattfinden. Am
1. April 2021 wurde das Programm veröffentlicht, ab diesem Tag war auch die
Anmeldung möglich. Das Vorbereitungsteam plant aktuell das genaue Format des
Kongresses. Der BDKJ plant gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der
Evangelischen Jugend in Deutschland (aej) und dem Bund der Pfadfinderinnen und
Pfadfinder (bdp) weiterhin eine Veranstaltung zu Aufarbeitung sexualisierter
Gewalt, die bereits für die Durchführung 2020 geplant war.
Noch ist unklar, ob und wenn ja wie der 3. Bundeskongress Kinder- und
Jugendarbeit stattfinden kann. Deshalb ist es bislang gut, die Planungen von
2020 weiterzudenken und dennoch ressourcenschonend vorerst keine umfangreichen
zusätzlichen Formate zu planen.
Der Bundesvorstand freut sich auf die weitere inhaltliche Zusammenarbeit mit der
aej und dem bdp zum Thema „Aufarbeitung sexualisierter Gewalt“ und hofft auf
eine mögliche Durchführung beim 3. Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit.
2.2.4 Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe
Der BDKJ wird im Vorstand der AGJ aktuell durch Yvonne Everhartz vertreten. Sie
nimmt dort eines der drei Mandate für die Jugendverbände und Landesjugendringe
wahr. Im Berichtszeitraum fanden vier Sitzungen des AGJ-Vorstands statt, drei
davon rein digital und eine in hybrider Form. Yvonne Everhartz vertritt die
Jugendverbände außerdem in der vom Vorstand eingesetzten
Personalfindungskommission.
Inhaltliche Schwerpunkte der Vorstandsarbeit waren neben den Auswirkungen der
Corona-Pandemie auf die Kinder- und Jugendhilfe: Das Kinder- und
Jugendstärkungsgesetz (Reform des SGB VIII), die Vorbereitung des Deutschen
Kinder- und Jugendhilfetags (18. bis 20. Mai 2021, digital) und die Diskussionen
rund um die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz.
In der AGJ findet aktuell ein struktureller Reformprozess statt, der vor allem
die Zusammensetzung des geschäftsführenden Vorstands im Fokus hat. Aktuell
werden verschiedene Möglichkeiten der Veränderung diskutiert. Geplant ist eine
entsprechende Satzungsänderung im Rahmen der Mitgliederversammlung im Juni 2021
zur Abstimmung zu stellen.
2.2.4.1 Fachausschüsse
In den Fachausschüssen der AGJ wird der BDKJ aktuell von Sarah Primus
(Fachausschuss V: Jugend, Bildung, Jugendpolitik) und Dr. Björn Enno Hermans
(Fachausschuss VI: Hilfen zur Erziehung, familienunterstützende und
sozialpädagogische Dienste) vertreten.
Gerade mit Blick auf die aktuelle Situation der Kinder- und Jugendhilfe in der
Corona-Pandemie war der Austausch im Vorstand der AGJ wichtig. Häufig konnten
hier (auch durch die Anwesenheit einer Vertreterin des BMFSFJ) akute
Fragestellungen schnell geklärt werden. Den Reformprozess zur Zusammensetzung
des geschäftsführenden Vorstands begrüßt der Bundesvorstand grundsätzlich. In
der Arbeit der Personalfindungskommission, die den Prozess federführend
gestaltet, wird aber immer wieder deutlich, dass die Zielvorstellungen der
Jugendverbände sich erheblich von denen der anderen AGJ-Mitglieder
unterscheiden.
2.2.5 Bundesjugendkuratorium
Das Bundesjugendkuratorium (BJK) ist ein unabhängiges Expertengremium, das die
Bundesregierung in grundsätzlichen Fragen der Kinder- und Jugendhilfe berät und
in jeder Legislaturperiode neu berufen wird. Dabei nimmt das BJK sämtliche
Vorhaben aus allen Ressorts der Bundesregierung in den Blick, wenn die Belange
von Kindern und Jugendlichen betroffen sind, und erarbeitet Stellungnahmen und
Positionen. Das Sachverständigengremium ist mit bis zu 15 Expert*innen aus
Politik, Verwaltung, Verbänden und Wissenschaft besetzt. In der 19.
Legislaturperiode wurde Lisi Maier erneut in das BJK berufen und in den Vorstand
gewählt.
Im Berichtszeitraum hat sich Lisi Maier unter anderem in der AG Jugend und
Corona, bei Fragen zu Schnittstellen der Sozialgesetzbücher II, III und VIII,
bei der Sozialpolitik des Jugendalters und der AG Europäische Jugendpolitik
eingebracht. Weitere Themen waren der Ganztagsbetreuungs- und
Ganztagsschulprozess, die Novellierung des Jugendmedienschutzes und Prävention
sexualisierte Gewalt.
Die aktuelle Zusammensetzung des BJK scheint eine geeignete Zusammenstellung für
die Herausforderungen in der laufenden Legislaturperiode zu sein. Es ist für den
BDKJ eine sehr gute Möglichkeit, hier ressortübergreifende Jugendpolitik aktiv
mitzugestalten und an den aktuellen Gesetzgebungsprozessen des BMFSFJ sehr dicht
dran zu sein und beraten zu können.
Das BJK wird sich in seinen zwei abschließenden Sitzungen in dieser Legislatur
sowohl mit dem Thema Jugend und Corona noch weiter intensiv befassen (müssen),
sowie mit den Beteiligungsstrukturen junger Menschen in Beratungsgremien der
Bundesregierung.
2.2.6 Trägerkreis Jugendhilfe
Der Trägerkreis Jugendhilfe hat im Berichtszeitraum dreimal digital getagt. Im
Mittelpunkt standen vor allem die Beratung über die Reform des SGB VIII und die
Jugendhilfe in der Corona-Pandemie. Vertreter*innen des Trägerkreises waren
außerdem am 30. September 2020 zu einem Abendgespräch mit der Jugendkommission
der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Berlin eingeladen. Schwerpunkte waren
hier die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz und politische Bildung in
den katholischen Strukturen der Jugendhilfe. Am 10. November 2020 fand ein
digitales Gespräch mit Vertreter*innen des Trägerkreises und Juliane Seifert
(Staatssekretärin im BMFSFJ) sowie Bettina Bundszus-Cecere (Abteilungsleiterin
im BMFSFJ) statt. Themen waren die Förderpolitik auf Bundesebene, die Reform des
SGB VIII, die Arbeit des Kabinettsausschusses Rechtsextremismus und die Reform
des Jugend-
medienschutzes.
Der Trägerkreis Jugendhilfe ist sehr wichtig für die Vernetzung mit anderen
katholischen Trägern der Jugendhilfe und dem katholischen Büro. Der
Bundesvorstand schätzt sowohl den Austausch mit der Jugendkommission der DBK als
auch das intensive Gespräch mit den Vertreterinnen des BMFSFJ als sehr wertvoll
für die Zusammenarbeit ein.
Mit seiner Pensionierung legte Andreas Lorenz (BAG KJS) auch seinen
Sprecherposten im Trägerkreis nieder. Für die nächste Sitzung steht Tom Urig
(BAG KJS) zur Wahl als neuer Sprecher des Trägerkreises. Im Jahr 2021 wird vor
allem die Bundestagswahl und damit einhergehend der Kontaktaufbau zur*m ggf.
neuen Staatssekretär*in für den Trägerkreis von Bedeutung sein.
2.3 Mädchen- und Frauenpolitik
Der Berichtszeitraum hätte in puncto Gleichstellung eigentlich viel zu bieten
gehabt: 25 Jahre Pekinger Aktionsplattform und 20 Jahre UN-
Sicherheitsratsresolution 1325 standen im Jubiläumskalender, und Deutschland
wollte Gleichstellung während seiner EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten
Jahreshälfte weit oben auf die Agenda rücken. Corona hat zahlreiche dieser
Anlässe etwas kleiner in den digitalen Raum verschoben. Dennoch konnte der
Bundesvorstand das vergangene Dreivierteljahr gleichstellungspolitisch gut
nutzen.
Die Bundesfrauenkonferenz hat am 7. und 8. November 2020 getagt. Die Konferenz
fasste die Beschlüsse „Care-Arbeit und Corona“ sowie „Ein Lieferkettengesetz
ohne Geschlechterperspektive ist nur die Hälfte wert“. Außerdem wählte sie
Anna-Sophia Kleine (KSJ), Dr. Annette Jantzen (DV Aachen) und Daniela Ordowski
(KLJB) ins Präsidium. Johanna Jungbluth (DV Berlin) gehört dem Präsidium
weiterhin an.
Kurz vor Weihnachten machte der BDKJ über die sozialen Medien auf die Gefahr
häuslicher Gewalt aufmerksam, deren Ansteigen durch die erneuten
Ausgangsbeschränkungen und die Feiertage befürchtet wurde.
Am ersten Donnerstag im Monat lädt das Präsidium der Bundesfrauenkonferenz ein,
digitale „Frauenbanden zu bilden“ und gemeinsam ein Getränk auf dem Sofa zu
trinken. Manche Treffen stehen unter einem bestimmten Thema, andere sind offen.
Am 14. Januar 2021 (aufgrund der Ferien ausnahmsweise am zweiten Donnerstag im
Monat) war beispielsweise Ricarda Lang (Bündnis 90/Die Grünen, stellvertretende
Vorsitzende) zum Thema „Digitale Gewalt“ zu Gast, im März Carina Autengruber
(ehemalige Präsidentin des Europäischen Jugendforums und Unterstützerin des
österreichischen Frauen*volksbegehrens).
Am 17. Februar 2021 meldete sich der Bundesvorstand mit einer Pressemitteilung
zur Diskussion um die Aufnahme von Frauenfeindlichkeit als Motiv in die
Kriminalstatistik zu Wort und begrüßte dieses Vorhaben ausdrücklich. Damit
schaffte er es auch in die bundesweite Presse.
Im Februar 2021 führten Lisi Maier (Bundevorstand) und Yvonne Everhartz
(Bundesstelle) ein Gespräch mit Charlotte Schneidewind-Hartnagel (MdB, Bündnis
90/Die Grünen). Sie ist Sprecherin für Zeitpolitik ihrer Fraktion und aktuelle
Vorsitzende der Kinderkommission. Im Gespräch ging es bezugnehmend auf den
Beschluss der Bundesfrauenkonferenz 2020 um die partnerschaftliche Aufteilung
von Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern, neue Arbeitszeitmodelle und mögliche
Neuregelungen der Elternzeit. Im Anschluss gab es einen Austausch zur aktuellen
Diskussion um die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz.
Ebenfalls im Februar beschloss der Bundesvorstand, sich der Aktion
#GenderChampions anzuschließen und an keinen einseitig rein männlichen Podien
mehr teilzunehmen.
Im Frauenmonat März wurde der Bundesvorstand zu zahlreichen Veranstaltungen
angefragt, es erschien ein Sondernewsletter zum Internationalen Frauentag und
der Bundesvorstand konnte über seine Social-Media-Kanäle zahlreiche kirchen- und
gesellschaftspolitische Themen setzen. Zudem fand eine Fernsehaufzeichnung im
Rahmen der Eröffnung der traditionellen Fuldaer Frauenwoche statt.
Die Bundesfrauenkonferenz tagt am 17. und 18. April 2021. Es wird im Rahmen der
Hauptversammlung kurz davon berichtet.
Im politischen Kontext gibt es zahlreiche Schnittstellen zwischen der Jugend-
und der Mädchen-und Frauenpolitik – dies zeigt sich insbesondere in der Corona-
Pandemie. Die Frauentagung ist eine wichtige Veranstaltung zur Vernetzung und
Weiterbildung der Frauen im BDKJ. Präsenzformate sind in diesem Kontext
besonders wichtig, um die gegenseitige Bestärkung von Frauen aus dem BDKJ zu
ermöglichen. Der Bundesvorstand hofft daher, diese zeitnah wieder umsetzen zu
können.
Die BDKJ-Frauentagung konnte in diesem Jahr leider nicht wie gewohnt im Vorfeld
der Bundesfrauenkonferenz stattfinden. Das Präsidium der Bundesfrauenkonferenz
plant aktuell, die Tagung im Juli im Format einer Sommerveranstaltung
durchzuführen.
2.3.1 Deutscher Frauenrat
Innerhalb des Vorstands und der Geschäftsstelle des Deutschen Frauenrats (DF)
stand im Berichtszeitraum insbesondere im Fokus, wie sich die unterschiedliche
Belastung der Geschlechter in der Extremsituation der Corona-Pandemie verstärkt,
wie vor allem Frauen in den „systemrelevanten“ Bereichen gefordert und
überfordert werden und mit welcher Selbstverständlichkeit die Verantwortung für
Kinder und pflegebedürftige Angehörige durch den zeitweise kompletten Ausfall
der Betreuungseinrichtungen „reprivatisiert“ wurde.
Der Deutsche Frauenrat konnte das letzte Dreivierteljahr gut nutzen, um auf die
vielen Schieflagen im Geschlechterverhältnis hinzuweisen, die durch die Krise
deutlicher denn je zutage traten und auf einmal öffentlich diskutiert wurden:
die Defizite im Gesundheitswesen, unterbezahlte und überlastete Pflegekräfte,
Niedriglöhne in Dienstleistungsbranchen, die ungleiche Verteilung unbezahlter
Sorgearbeit, die Gewalt gegen Frauen und Mädchen in der Familie.
All diese und weitere Themen bekamen neue gesellschaftliche Relevanz, zumindest
in der öffentlichen Debatte. Doch in den Expert*innengremien und politischen
Krisenstäben, die über Schutzmaßnahmen, Kompensationen und Wege aus der Pandemie
entschieden, fehlt die Perspektive von Frauen bis heute fast gänzlich. Die
Abwertung von Gleichstellungspolitik zu einer vernachlässigbaren Größe in der
Krise wurde von Seiten des Frauenrats kritisiert und mit der Kampagne
„Geschlechtergerecht aus der Krise“ begleitet. Die Kampagne war eine Mischung
aus Bestandsaufnahme und politischen Forderungen sowie Empfehlungen für eine
Gesellschaft, die nach Corona nicht so sein wird, wie sie vorher war.
Der DF hat seine Mitgliederversammlung im Jahr 2020 ausgesetzt, aktuell sind
Debatten um eine Einführung einer Doppelspitze im Gange.
Der DF gewann im Berichtszeitraum deutlich an öffentlicher Wahrnehmung und
Einflussnahme und seine Themen an Anerkennung. Die Forderung einer
geschlechterpolitischen Folgenabschätzung und die Forderung nach einer
geschlechtergerechten Verteilung der finanziellen Ressourcen wurde deutlich
wahrgenommen. Dass Bundesaußenminister Heiko Maas im Sommer den Vorstand des
deutschen Frauenrats eingeladen hat, um über die EU-Gleichstellungsstrategie und
die deutsche EU-Ratspräsidentschaft zu sprechen, macht auch die internationale
Relevanz des Deutscher Frauenrats deutlich.
Aktuell stellt der DF seine Forderungen zur Bundestagswahl breit vor und kommt
auch in den kommenden Monaten weiterhin mit Politiker*innen ins Gespräch. Bei
der anstehenden Mitgliederversammlung wird es zahlreiche Vorstandswechsel geben.
Die Vorsitzende hört auf, bisherige Vorstandsmitglieder wollen in den BGB-
Vorstand wechseln. Lisi Maier wird für die AG Kath erneut für den BGB-Vorstand
kandidieren.
2.4 Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik
2.4.1 Corona-Pandemie und Jugendsozialarbeit
Die Arbeit im Referat Jugendsozialarbeit war weiterhin durch die Corona-Pandemie
stark geprägt. Nachdem die Einrichtungen der Jugendberufshilfe zum Ende des
ersten Lockdowns wieder schrittweise geöffnet worden waren, herrschte über den
Sommer und im Herbst Regelbetrieb unter Einhaltung der Abstands- und
Hygieneregeln. Im zweiten Lockdown wurde für die meisten Jugendlichen der
Betrieb wieder zurückgefahren, und es wurden wieder alternative
Leistungserbringungsformen der Maßnahmen umgesetzt. Die Jugendlichen wurden mit
Lernpaketen, digital und analog, sowie mit einer intensiven Einzelbetreuung
weiter begleitet. Es zeigt sich weiterhin, dass es an digitaler Ausstattung in
den Einrichtungen und bei den Jugendlichen fehlt, um diese angemessen digital
betreuen zu können. Selbst wenn es gelingt, die Jugendlichen mit Geräten
auszustatten, gibt es das schwerwiegende Problem einer unzureichenden
Netzversorgung, die insbesondere bei den Jugendlichen in der Jugendsozialarbeit
greift. Oft ist kein entsprechendes W-LAN vorhanden, um neben der weiteren
Nutzung von Internetangeboten im Haushalt auch ein digitales Lernen in Form
eines Homeschooling oder ähnlichem umsetzen zu können. Ein defektes Handy kann
nach Erfahrung der Einrichtungen nicht Grundlage für ein digitales Lernangebot
sein.
Die Weiterfinanzierung der Maßnahmendurchführung in alternativer Form hat auch
in der Regel im zweiten Lockdown gegriffen. Die Mittel aus der Bundesagentur für
Arbeit, der Jugendhilfe und den entsprechenden ESF-Mitteln sind in der Regel
weitergeflossen. Ein Problem sind die Zuweisungen zu den neuen Maßnahmen bzw.
neuen Maßnahmenabschnitten durch die Arbeitsagenturen und Jobcenter. Diese
erfolgen schleppend oder gar nicht, da die Agenturen und Jobcenter geschlossen
sind und die Jugendlichen nicht mehr entsprechend erreichen. Es stellte sich als
ein erheblicher Nachteil dar, dass diese Behörden für die jungen Klient*innen
nicht mehr erreichbar sind. Dies erhöht den Betreuungs- und Beratungsaufwand in
den Einrichtungen, gibt ihnen aber gleichzeitig nur sehr bedingt die
Möglichkeit, die passenden Angebote für die Jugendlichen herauszufinden und die
Zuweisung der Jugendlichen in diese Angebote auch bei den Jobcentern und
Agenturen zu veranlassen. Die Erreichbarkeit der Jobcenter und Agenturen über
digitale Zugänge und eine neu entwickelte App, greift für die Zielgruppe (noch)
nicht.
Der Bundesvorstand bewertet die Aktivitäten zur Unterstützung der
Jugendberufshilfe im Rahmen der Corona-Pandemie als absolut notwendig. Positiv
war, dass in dieser Zeit ein großes kreatives Potenzial ausgeschöpft wurde, um
die Betreuung und sozialpädagogische Begleitung der Jugendlichen weiterhin zu
gewährleisten. Die meisten Einrichtungen der Jugendberufshilfe konnten
finanziell die Folgen der Pandemie auffangen. Die Öffnung der Jobcenter und
Arbeitsagenturen für die Klientel muss prioritär angegangen werden.
Der Bundesvorstand will sich weiterhin dafür einsetzen, dass die digitale
Ausstattung der Einrichtungen der Jugendberufshilfe sowie die Ausstattung der
Jugendlichen mit den notwendigen Endgeräten und dem notwendigen Know-how im
Fokus bleibt und die Situation verbessert wird. Die Kommunikations- und
Kooperationsformen sollen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie überprüft
werden. Die Öffnung der Jobcenter muss mit Kooperationspartner*innen weiter
verfolgt werden.
2.4.2 Aktion der Katholischen Jugendsozialarbeit „Josefstag“
Die Träger*innen des Josefstags haben sich entschieden, den Josefstag 2021 in
Form von Veranstaltungen am 19. März wegen der Pandemie ausfallen zu lassen.
Unter dem Motto „Do it yourself-Zukunft… unsere Meinung zählt!“ werden die
Einrichtungen und Verbandsgruppen angeregt, aus Anlass des Josefstages im
gesamten Jahr 2021 Videos mit den Jugendlichen zu drehen, die die politischen
Meinungen und Forderungen der Jugendlichen zum Ausdruck bringen und in
jugendgerechter Form darstellen. Es wurden Mitte Februar die Materialien zum
Josefstag inklusive der neuen Homepage und Umsetzung entsprechender
Informationen realisiert. Der Josefstag greift mit der Idee, im ganzen Jahr
Aktivitäten zu gestalten, auf das von Papst Franziskus im Jahr 2021 ausgerufene
Jahr des heiligen Josef zurück. Die Videos von Jugendlichen können im Vorfeld
oder Nachgang der Bundestagswahl zu Gesprächen mit den Kandidat*innen zum
Deutschen Bundestag und den dann gewählten Abgeordneten sowie zur Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. Die Verbreitung der Videos soll durch
entsprechende Aktivitäten in den Social-Media-Kanälen unterstützt werden.
Ausgehend vom Josefstag über das ganze Jahr 2021 Videos mit den politischen
Meinungen und Forderungen junger Menschen zu gestalten und zu platzieren, ist
aus Sicht des Bundesvorstands eine gute Möglichkeit, die Aktivitäten zum
Josefstag zu entzerren und flexibel nach den Möglichkeiten umzusetzen, die die
Pandemie lässt.
Der BDKJ Bundesvorstand wird mit seinem Referat Jugendsozialarbeit die Träger
des Josefstags unterstützen, den Josefstag 2022 wieder in der bewährten
Präsenzform zu gestalten.
2.4.3 Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische
Jugendsozialarbeit
Bei der BAG KJS hat es einen Wechsel in der Geschäftsführung gegeben. Auf
Andreas Lorenz ist Tom Urig gefolgt. Er kommt ursprünglich aus der
Jugendverbandsarbeit. Der Bundesvorstand freut sich auf die weitere erfolgreiche
Zusammenarbeit. Der neue Zuschnitt des Referats Jugendsozialarbeit an der
Bundesstelle – mit einem expliziten Fokus auf der Stärkung der
Selbstorganisationen benachteiligter junger Menschen in besonderen Lebenslagen -
konnte nur eingeschränkt umgesetzt werden, da die Folgen der Corona-Pandemie
andere Aufgaben überlagert haben. Hier konnte das Fachreferat in guter
Kooperation mit Fachreferaten anderer Träger der Jugendsozialarbeit
Dienstleistungen für die Einrichtungen leisten.
Der BDKJ hat in enger Abstimmung mit dem Grundsatzreferat der Geschäftsstelle
der BAG KJS die Meinungsbildung zur Verortung der Jugendsozialarbeit in der
Jugendpastoral verantwortet. Ein Fachtag mit dem Titel „Jugendsozialarbeit ist
Kirche“ hat die Grundlage geschaffen zur Positionierung der Jugendsozialarbeit
in der Erarbeitung neuer jugendpastoraler Leitlinien. Diese Positionen konnten
auch in das jugendpastorale Forum der Jugendkommission der DBK eingebracht
werden.
Im Oktober 2020 wurde der Jugendarmutsmonitor im Rahmen eines digitalen
Pressegesprächs veröffentlicht. Lisi Maier (Bundesvorsitzende und Vorsitzende
der BAG KJS) hat dort mit Manuela Conte (DGB) und Rolf Schmachtenberg
(Staatssekretär im BMAS) den Jugendarmutsmonitor und seine Ergebnisse,
insbesondere zu Corona, Wohnen und Digitalisierung vorgestellt.
Insbesondere im Kontext der Corona-Pandemie hat die BAG KJS viel Schlagkraft
entwickelt durch die aktuelle Struktur mit Fachreferent*innen in allen
Trägerorganisationen der katholischen Jugendsozialarbeit. Die partnerschaftliche
Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle und den anderen Trägern der BAG KJS hat
dazu beigetragen, dass die schlimmen Folgen der Corona-Pandemie für die
Einrichtungen der Jugendsozialarbeit und deren Jugendliche etwas abgefedert
wurde. Zugleich ermöglichte sie im Zuge der Weiterentwicklung der SGB VIII-
Reform eine hohe Handlungs- und Sprachfähigkeit der katholischen
Jugendsozialarbeit. Der Jugendarmutsmonitor ist im politischen und
gesellschaftlichen Bereich weiterhin das Aushängeschild der BAG KJS.
Aktuell stehen die Vorbereitungen auf die Bundestagswahlen und die
anschließenden Koalitionsverhandlungen an. Im Frühsommer findet eine
Vorstandsklausur statt, die den Blick auf anstehende Übergänge richten soll.
Lisi Maier wird ebenso wie Marion Paar im Herbst den Vorstand der BAG KJS
verlassen.
2.4.4 Situation am Ausbildungsmarkt
Die Situation am Ausbildungsmarkt 2020 hat sich durch die Corona-Pandemie
verschärft. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze ist um 42.000 Plätze
gesunken. Die Zahl der ausbildenden Betriebe hat einen historischen Tiefstand
erreicht. Die Zahl der ausbildungssuchenden Jugendlichen ist parallel um 39.000
zurückgegangen. Neben dem Rückgang der Alterskohorte ist dieser Rückgang auch
bedingt dadurch, dass mehr Jugendliche wegen fehlender Perspektive auf einen
Ausbildungsplatz auf zum Teil ungeeignete schulische Alternativen umgeschwenkt
sind. Trotzdem ist die Zahl der unversorgten Bewerber*innen auf 29.000
gestiegen. Für das Ausbildungsjahr 2021 wird ein weiterer Rückgang der
betrieblichen Ausbildungsplätze bei einer gleichzeitigen Zunahme der
Bewerber*innen erwartet. Ohne ein stark steigendes Angebot an außerbetrieblichen
Ausbildungsplätzen wird es nicht gelingen, einen Ausgleich am Ausbildungsmarkt
herzustellen.
Der Bundesvorstand bewertet die Situation am Ausbildungsmarkt kritisch.
Insbesondere bildungsferne Jugendliche drohen in Folge der Pandemie abgehängt zu
werden und ohne Ausbildungsplatz zu bleiben. Die Förderung betrieblicher
Ausbildung reicht nicht weit genug und wird nicht ausreichen, um ein
ausreichendes, auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsstellen zu schaffen. Die
intensive Auseinandersetzung des Vorstands des arbeit für alle e. V. (afa) mit
der Thematik und deren resultierende Empfehlungen ist auch für die Lobbyarbeit
des Bundesvorstands relevant und wichtig.
Der Bundesvorstand wird sich in enger Kooperation mit dem afa für eine Einlösung
einer Ausbildungsgarantie einsetzen. Er wird die Forderung nach einem Recht auf
Ausbildung weiterhin in Diskussion einbringen. Zur Umsetzung wird es neben der
Förderung und Unterstützung betrieblicher Ausbildung einen Ausbau
außerbetrieblicher Ausbildungsangebote geben müssen.
2.5 Ehrenamts- und Engagementpolitik
Die Kultusminister*innenkonferenz (KMK) entscheidet alle fünf Jahre über die
Schulferientermine in den einzelnen Bundesländern. Seit vielen Jahren setzen
sich die Jugendverbände dafür ein, dass es einen gemeinsamen Ferienkorridor
aller Bundesländer gibt. Nur so sind bundesweite oder internationale
Ferienmaßnahmen problemlos möglich. Leider wurden dies bei den Ferienterminen in
der Vergangenheit so gut wie nicht berücksichtigt. Die Entscheidung der KMK über
die nächsten Ferientermine steht im Frühjahr an. Der Bundesvorstand hat sich
daher Anfang Februar mit einem Brief an die Vorsitzende der KMK gewandt und den
Wert von jugendverbandlichen Ferienmaßnahmen für die Persönlichkeitsentwicklung
junger Menschen betont. Gleichzeitig wurde über den Newsletter eine Briefvorlage
zur Verfügung gestellt, um ebenfalls Mitglieder der KMK wegen dieses Anliegens
anzuschreiben. Das Antwortschreiben der Präsidentin der KMK, war zwar
wertschätzend aber zugleich mit einer Absage an einen gemeinsamen Ferienkorridor
verbunden.
Bereits im März 2020 wurde die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt
(DSEE) gegründet, die mittlerweile ihre Arbeit aufgenommen hat. Sitz der
Stiftung ist Neustrelitz. Vorsitzende sind Katarina Peranic und Jan Holze.
Nachdem die Stiftung zunächst als Förderstiftung ihre Arbeit aufgenommen hat und
eine hohe Fördersumme für die digitale Infrastruktur bereitgestellt hat, wird
aktuell eine Umstrukturierung der Stiftung zu einer Beratungsstiftung für die
Bundespolitik angestrebt.
Die Umstrukturierung der DSEE sehen wir sehr kritisch. Die neue Zusammensetzung
der handelnden Akteur*innen ist stark an die Bundespolitik gekoppelt. Dadurch
übernimmt die Stiftung eine Beratungsfunktion, die eigentlich den Verbänden und
Interessensvertretungen aus der Zivilgesellschaft vorbehalten sein sollte. Dass
es nicht gelungen ist, ein eindeutiges Signal für einen gemeinsamen
Ferienkorridor zu erwirken, war zwar relativ absehbar, es ist jedoch weiterhin
sehr ärgerlich, dass wirtschaftliche und touristische Interessen hier eindeutig
bevorzugt behandelt werden.
Die Arbeit für gute Rahmenbedingungen für das Ehrenamt ist von zentraler
Bedeutung. In den kommenden Monaten wird es darum gehen, neben dem Einsatz für
gute Rahmenbedingungen bezüglich Ferienkorridor und Entbürokratisierung auch
dafür zu sorgen, dass mit der Weiterentwicklung der DSEE keine
Parallelstrukturen entstehen, die de facto das Subsidiaritätsprinzip aushebeln
und die zivilgesellschaftliche Interessensvertretung schwächen.
2.6 Europapolitik
Die Europapolitik wurde maßgeblich von der Bekämpfung der Corona-Pandemie
bestimmt. Der Mehrjährige Finanzrahmen der Europäischen Union erfuhr einen
deutlichen Aufwuchs, da neben dem regulären Haushalt das „Next Generation EU“-
Paket zum Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie beschlossen wurde. Allerdings
konnte für das Programm Erasmus+, und dort insbesondere für den Jugendbereich,
nur ein marginaler Aufwuchs erreicht werden – trotz der umfangreichen
Lobbyaktivitäten, der veröffentlichten Stellungnahmen und Kontaktaufnahmen in
Brüssel und Berlin. Den größten Posten im künftigen Budget stellt die Aufbau-
und Resilienzfazilität dar, aus der Deutschland voraussichtlich 23,6 Mrd. EUR
erhalten wird. Nach Plänen der Bundesregierung sind daraus zwar Investitionen in
die Bildung geplant, jedoch konnte auch durch intensive Bemühungen gemeinsam mit
dem Europabüro keine Berücksichtigung der außerschulischen Bildung erreicht
werden.
Darüber hinaus konnte sich der Europäische Rat auf einen Rechtsstaatsmechanismus
einigen, mit dem Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit in einzelnen
Mitgliedsländern künftig finanziell sanktioniert werden können. Der
Bundesvorstand hatte das auch mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit
begleitet.
Die EU-Kommission stellte im September 2020 einen EU-Migrationspakt vor, der
sich jedoch angesichts der Uneinigkeit der Mitgliedsstaaten und der Fokussierung
auf die Corona-
Pandemie noch in einem frühen Stadium des Diskussionsprozesses befindet. Im März
fand im Rahmen der Bildungsreihe zur Bundestagswahl „Wir haben die Wahl“ eine
Veranstaltung zum Thema statt.
Ein weiterer derzeit stockender Prozess stellt die Konferenz zur Zukunft Europas
dar, die am Europatag, am 9. Mai 2021 mit Bürger*innendialogen beginnen soll.
Leitfrage ist dabei: „Wie soll Europa in 10 bis 15 Jahren aussehen?“. Die
Bundesvorsitzende ist nach Berichtslegung ins Auswärtige Amt eingeladen zu einem
Austausch zur Zukunftskonferenz mit Staatsminister Michael Roth. Bei der
Hauptversammlung können die Ergebnisse vorgestellt werden.
Die Übergangsphase zur Verhandlung der künftigen Beziehungen der EU und des
Vereinigten Königreichs endete am 31. Dezember 2020. Dabei entschloss sich die
britische Regierung, das Programm Erasmus+ zu verlassen. Jakob Kemper (Referent
für Europäische Jugendpolitik an der Bundesstelle) nahm im Berichtszeitraum an
einer Veranstaltung mit MdEP Terry Reintke teil. Die Veranstaltung war Teil
einer Abgeordneteninitiative, die Jugendlichen aus Schottland und Wales
weiterhin den Zugang zu Erasmus+ ermöglichen möchte.
Die Vernetzung auf europäischer Ebene wurde durch regelmäßige Kontakte im Rahmen
der COMECE Youth Platform unterstützt. Verschiedene Jugendverbände, die auf
europäischer Ebene agieren, haben sich dort zusammengeschlossen und tauschen
sich über ihre Aktivitäten sowie über aktuelle Entwicklungen der Europapolitik
aus. Da der BDKJ keine eigene europäische Ebene besitzt, aber europapolitisch an
verschiedenen Stellen eingebunden ist und agiert, nimmt er als ständiger Gast an
diesen Treffen teil. Die Treffen fanden per Videokonferenz etwa alle drei Monate
statt. Bei einem der Treffen im November erfolgte ein Austausch mit Beamt*innen
aus dem Kabinett des für den European Green Deal zuständigen EU-Kommissars Frans
Timmermans. Dabei zeigte sich das Interesse der EU-Kommission an einem möglichen
interkonfessionellen Jugenddialog zum Green Deal, dessen Umsetzbarkeit derzeit
bei der COMECE geprüft wird.
Auf nationaler Ebene erfolgte die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Europäische
Jugendpolitik des DBJR und die kontinuierliche Vernetzungsarbeit mit der
Europäischen Bewegung Deutschlands. Diese Strukturen sind vor allem für den
Austausch von Informationen sehr nützlich.
Es gibt eine Vielzahl von europapolitischen Themen, die für den BDKJ von
Bedeutung sind. Deshalb ist eine intensive Beschäftigung mit der europäischen
Ebene weiterhin notwendig. Erfreulicherweise konnten im Berichtszeitraum
zahlreiche Kontakte zu EU-Politiker*innen und -Beamt*innen aufgenommen werden,
sowie zum Auswärtigen Amt. Der Beschluss zur EU-Ratspräsidentschaft hat
zahlreiche Kontaktaufnahmen von politischer Seite zum BDKJ hin zur Folge gehabt.
Zudem konnten einige daraus resultierende Gespräche zu den Themen
Mittelfristiger Finanzrahmen, außerschulische Bildung, Klimaschutz und
Politische Bildung stattfinden. Mit dem Green Deal haben das Thema Klimaschutz
und Nachhaltigkeit auf der europäischen Ebene eine starke Verankerung gefunden.
Im Sommer/Herbst 2021 wird voraussichtlich eine weitere Veranstaltung zum Thema
Flucht und Migration durchgeführt. Ebenfalls ist eine stärkere Vernetzung der
europapolitischen Ansprechpartner*innen der Jugend- und Diözesanverbände
geplant. Im Sommer soll es – wenn es pandemisch möglich ist - eine gemeinsame
Brüssel-Fahrt der im BDKJ europapolitisch Aktiven geben.
2.6.1 EU-Ratspräsidentschaft und EU-Jugendkongress
Zum 1. Juli 2020 übernahm Deutschland die Präsidentschaft im Rat der
Europäischen Union und übte diese Funktion bis zum 31. Dezember 2020 aus. In
diesen Zeitraum fielen die oben genannten europapolitischen Entwicklungen. Die
Ratspräsidentschaft und die Stellungnahme des BDKJ-Hauptausschusses anlässlich
dieser wurden häufig thematisiert, unter anderem durch einen EU-Newsletter
Anfang Oktober.
Bei der EU-Jugendkonferenz vom 2. bis 5. Oktober 2020 war der BDKJ u. a. durch
einen Workshop präsent, zur Rolle von Jugendverbänden in der politischen
Bildung. Zudem kamen einige freiwillige Helfer*innen aus den Reihen des BDKJ.
Die dritte European Youth Work Convention fand vom 7. bis zum 10. Dezember 2020
digital statt. Dort wurden relevante Zukunftsfragen zur rechtlichen und
finanziellen Ausgestaltung der Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und
Jugendverbandsarbeit in Europa beraten, die in den kommenden Jahren auf der
nationalen und lokalen Ebene über den sogenannten „Bonn Process“ einfließen
soll. Der BDKJ konnte einen Platz im deutschen Kontingent bei der europaweiten
Veranstaltung ergattern.
Die Möglichkeit der Mitwirkung bei den Jugendformaten der deutschen EU-
Ratspräsidentschaft konnte sehr gut für den BDKJ genutzt werden, um die
katholische Jugend(verbands)arbeit im europäischen Kontext sichtbar zu machen
und vor allem um die fachlichen Debatten auf europäischer Ebene mitzugestalten
und mitzubekommen.
Der Bundesvorstand wird den bereits begonnenen „Bonn-Process“ zur
Implementierung einer European Youth Work Agenda in den nächsten Monaten und
Jahren begleiten. Dies soll insbesondere über die Strukturen der Jugendringe auf
allen Ebenen und für die Bundesebene über die Mitarbeit im DBJR geschehen.
2.6.2 Europarat
Am 18. November 2020 übernahm Deutschland den Vorsitz im Ministerkomitee des
Europarats und wird diesen noch bis zum 21. Mai 2021 innehaben. Aus Anlass der
Vorsitz-Übernahme wurde in den sozialen Medien über die Rolle des Europarates
für die Wahrung der Menschrechte informiert. Im Kontext des Europarats besteht
aus inhaltlichen Gründen und bezogen auf die Partnerschaftsstrukturen eine hohe
Überschneidung mit dem Referat für internationale Jugendarbeit.
Der Europarat ist für Menschenrechtsfragen im internationalen Kontext von großer
Bedeutung, insbesondere für Jugendverbände in Ländern der östlichen
Partnerschaft. Die Bildungs- und Aufklärungsarbeit in unseren eigenen Reihen ist
uns deshalb wichtig, auch wenn der Europarat in Deutschland oftmals weniger
bekannt und im politischen Diskurs weniger relevant ist.
Der Europatag am 9. Mai 2021 wird aufgegriffen, um über zurückgehende Räume für
zivilgesellschaftliches Engagement in Europa zu informieren. Dazu werden die
Kontakte des BDKJ zu anderen europäischen Jugendverbänden genutzt.
2.6.3 Europabüro für Katholische Jugendarbeit und
Erwachsenenbildung
Gemeinsam mit der afj, der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke
in der Bundesrepublik Deutschland (AKSB e. V.), der Katholischen
Erwachsenenbildung (KEB Deutschland e. V.) und der Europäischen Föderation für
Katholische Erwachsenenbildung (FEECA) trägt der BDKJ das Europabüro für
katholische Jugendarbeit und Erwachsenenbildung in Brüssel.
Aufgabe des Europabüros ist die Vermittlung zwischen der katholischen
Jugendarbeit in Deutschland und der Jugend- und Bildungspolitik der EU. Dazu
leitet das Europabüro Anliegen seiner Träger an die EU weiter und kommuniziert
aktuelle Entwicklungen in den entsprechenden Politikfeldern zurück. Die
wichtigsten Informationen über die Aktivitäten des Europabüros werden auf dessen
Internetseite veröffentlicht und viermal im Jahr per Newsletter versandt.
Thematisch befasste sich das Europabüro mit der Mittelallokation für die
Programme Erasmus+ und Europäisches Solidaritätskorps im Mehrjährigen
Finanzrahmen 2021 – 2027 der Europäischen Union, mit der Inklusion in beiden
Programmen, sowie mit der Umsetzung von „Next Generation EU“ und der Aufbau- und
Resilienzfazilität in Deutschland. Zu letzteren wurden eine Stellungnahme
erarbeitet und Gespräche mit Vertreter*innen der EU-Kommission geführt.
Am 8. März 2021 veranstaltet das Europabüro in Zusammenarbeit mit afj und BDKJ
ein EU-Fördermittel-Seminar zur neuen Förderperiode 2021 - 2023.
Das Europabüro hat auch im jetzigen Berichtszeitraum eine zentrale Rolle in der
Information über und der Einflussnahme auf europapolitische Prozesse
eingenommen. Die Zusammenarbeit mit den weiteren Trägerorganisationen ist zwar
von Offenheit und Herzlichkeit geprägt, aufgrund der hohen Themenbreite jedoch
inhaltlich nicht immer ganz konfliktfrei.
Das Europabüro wird bei den europapolitischen Themen der nächsten Monate aktiv
involviert bleiben und es dem BDKJ weiterhin ermöglichen, sich in Debatten auf
der europäischen Ebene aktiv einzubringen. Ein Grundlagenseminar zu Erasmus+ für
Förderneulinge wird voraussichtlich am 2. Juni 2021 stattfinden.
2.7 Internationale Jugendarbeit
In enger Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus Düsseldorf und der afj wurde intensiv
daran gearbeitet, die Kooperationen in der Internationalen Jugendarbeit trotz
geschlossener Grenzen und ausfallender Maßnahmen am Leben zu erhalten. Ein
wichtiger Aspekt war dabei die Unterstützung bei der Konzipierung für
alternative, meist digitale Angebote.
Das Forschungsprojekt zur „Religiösen Dimension in internationalen
Jugendbegegnungen“ startete mit zwei digitalen Formaten zum Praxisaustausch. Die
Umsetzung des Forschungsvorhabens verzögert sich aufgrund der anhaltenden
Pandemielage, da derzeit kaum Daten zu aktuell laufenden Begegnungen aus der
internationalen Jugendarbeit erhoben werden können.
Der BDKJ ist durch Elisabeth Lüdeking auch in der neuen Arbeitsperiode (2021 -
2022) der DBJR AG Internationales vertreten und bringt dort die Interessen
katholischer Träger in die Jugendpolitik ein. Die Entwicklungen in der
internationalen Jugendpolitik werden weiterhin v. a. im Rahmen des DBJR
beobachtet und begleitet. Hierzu zählten im letzten Jahr insbesondere die
Entwicklung eines deutsch-griechischen Jugendwerks, die weiteren Überlegungen
zur Bildung eines deutsch-amerikanischen Jugendwerks und die Auswirkungen des
Brexit auf Erasmus+.
Die oben aufgeführten Arbeitsbereiche und deren Relevanz für die katholische
internationale Jugendarbeit werden stetig im Rahmen des Runden Tischs
Internationale Jugendarbeit ausgetauscht.
Die Stärkung internationaler Jugendarbeit bleibt eine große Herausforderung.
Aufgrund von Corona sind beinahe alle angemeldeten Aktivitäten ausgefallen.
Digitale Konzepte zu entwerfen benötigt hohe personelle Ressourcen und stellt
vor allem Partnerorganisationen mit wenig Zugang zur digitalen Infrastruktur vor
große Herausforderungen. Auch der Aufbau neuer Kooperationen wird so erschwert.
Die aktuelle unklare Situation macht langfristige Planungen und Buchungen
kompliziert oder sogar unmöglich. Gleichzeitig konnten durch Angebote wie
connect.digital.international Formate geschaffen werden, die Trägern Tipps und
Unterstützung bei der Planung digitaler Angebote zur Verfügung stellen.
Für die aktuellen Herausforderungen ist der Runde Tisch Internationale
Jugendarbeit mit der afj und dem Jugendhaus Düsseldorf ein wichtiges
Austauschgremium.
Der BDKJ wird in Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus und der afj auch weiterhin
intensiv daran arbeiten, aktuelle Informationen zur Verfügung zu stellen und
Unterstützungsarbeit im Interesse der Träger zu leisten. Dabei ist vor allem
auch die Unterstützung unserer Partnerorganisationen, die finanziell und
politisch durch die Pandemie weiter in Bedrängnis geraten sind, ein wichtiger
Punkt.
Der BDKJ wird insbesondere im Rahmen der AG Internationale Jugendpolitik des
DBJR Entwicklungen in diesem Feld kritisch begleiten und für die Interessen
katholischer Träger eintreten.
Viele Träger hatten darauf gesetzt, im Jahr 2021 wieder Maßnahmen durchführen zu
können. Nachdem die Lage immer noch ungewiss ist, muss weiterhin daran
gearbeitet werden, bestehende Kooperationen zu stärken und neue Wege der
internationalen Zusammenarbeit zu finden. Der BDKJ plant daher in
Zusammenarbeit mit JHD und afj, das digitale Angebot für die internationale
Jugendarbeit weiter auszubauen. Nach Ende der Pandemie wartet die große Aufgabe,
den internationalen Bereich verstärkt zu fördern und wiederaufzubauen.
2.7.1 Corona-Pandemie und Internationale Jugendarbeit
Nachdem im Sommer die Hoffnung groß war, dass sukzessive wieder internationale
Maßnahmen durchgeführt werden könnten, zeichnet sich aktuell ab, dass auch im
Jahr 2021 vorwiegend digital geplant werden muss. Dies erschwert es, die
Kontakte zu Partnerorganisationen zu halten und zu intensivieren bzw. neue
Kooperationen aufzubauen. Die Unsicherheit unter Trägern ist groß, viele hatten
gehofft, in 2021 ausgefallene Maßnahmen nachholen zu können. Dabei ist die
Herausforderung, digitale Methoden und Formate für die internationale
Jugendarbeit anwendbar zu machen. Hierfür kann mittlerweile auf eine Vielzahl
von Angeboten und Handreichungen, wie z. B. von IJAB oder dem Deutsch-Polnischen
Jugendwerk (DPJW) zurückgegriffen werden. Gleichzeitig fühlen sich viele Aktive
in der Anwendung noch unsicher.
Eine weitere Herausforderung in der internationalen Jugendarbeit war die „Zoom-
Müdigkeit“ und die Verbindlichkeit von internationalen Maßnahmen im digitalen
Raum zu stärken. Einige Träger berichteten von Teilnehmenden, die nicht
auftauchten oder nur teilweise anwesend waren. Zudem stellt sich für manche
interkontinentale Kooperation auch die Frage nach ausreichend digitaler
Infrastruktur sowie passender Zeitfenster aufgrund der teils großen
Zeitunterschiede. Für den erstgenannten Aspekt ist meist die Herausforderung,
dass die KJP-Richtlinien und andere bekannte Fördertöpfe es nicht ermöglichen,
Equipment etc. für Partnerorganisationen anzuschaffen.
Die Unterstützung von Trägern sowie das Netzwerken mit anderen Organisationen
und Verbänden, um die internationale Jugendarbeit aufrecht zu erhalten, ist die
derzeit größte Herausforderung. Dies erfordert es, Angebote für alternative, vor
allem digitale Konzepte weiter auszubauen. In Kooperation mit der
Förderabteilung und der afj erfolgt daher gerade eine Anpassung der bestehenden
Dienstleistungen, außerdem wurden bestehende Formate wie
connect.digital.international weiter ausgebaut. Zudem begann das Referat, sich
mit den verantwortlichen DVs in Verbindung zu setzen, um Stimmungen und Bedarfe
im Verband zu erheben.
Für das laufende Jahr ist in Zusammenarbeit mit afj und Förderabteilung geplant,
Videos zu Methoden und Fördermöglichkeiten zu produzieren. Diese soll es Trägern
ermöglichen, möglichst niedrigschwellig Informationen und Ideen zur Gestaltung
digitaler Angebote zu erhalten. Darüber hinaus soll das Angebot auf der Website
www.inernationale-katholische-jugendarbeit.de weiter ausgebaut werden. Eine
wichtige Aufgabe wird es auch sein, bezüglich der neuen KJP-Richtlinien zur
Durchführung digitaler internationaler Jugendbegegnungen zu beraten. Da es meist
ressourcen- und personalintensiver ist, digitale Vorhaben umzusetzen, wird es
auch notwendig sein, diesbezüglich Ideen und Angebote zu entwickeln.
2.7.2 Zusammenarbeit mit der Ukraine
Seit 2016 finden Aktivitäten des BDKJ mit ukrainischen Partnerorganisationen u.
a. Fachkräfteaustauschprogramme etc. statt. Von August bis September 2020 setzte
der BDKJ zusammen mit dem Nationalen Jugendrat der Ukraine (NYCU), der
katholischen Studierendenorganisation Obnova Lviv und dem DBJR ein vom
Auswärtigen Amt gefördertes Projekt um. Fokus waren die Stärkung der jungen
Zivilgesellschaft in den Ländern der östlichen Partnerschaft am Beispiel der
ukrainischen Partnerstrukturen sowie die Stärkung der Erinnerungsarbeit. Im
Laufe des Sommers musste das Konzept pandemiebedingt mehrmals angepasst werden.
So fanden alle binationalen Veranstaltungen des Projekts digital statt, ein
geplanter Fachkräfteaustausch in Lviv sowie ein Vorbereitungstreffen in
Deutschland konnten nicht stattfinden. Auch ein Teil der Maßnahmen in der
Ukraine wurde in digitale Maßnahmen umgewandelt.
Der BDKJ setzte in Zusammenarbeit mit Obnova Lviv die Projektsäule Gedenkkultur
um. Hierfür gab es ein dreitägiges Online-Seminar zu Erinnerungsarbeit in der
internationalen Jugendarbeit. Darauf aufbauend fand Obnova-intern ein
Netzwerktreffen statt, um die Verbandsstrukturen sowie das Thema
Erinnerungsarbeit zu stärken. Zudem fand ein binationaler Workshop zu Digital
Storytelling statt. Abgeschlossen wurde die Projektsäule durch ein Dialog-Forum
mit deutschen und ukrainischen Expert*innen aus der Erinnerungsarbeit.
Das Projekt zeigte, dass es einen hohen Gesprächsbedarf und gleichzeitig auch
eine gewisse Sprachlosigkeit in der deutsch-ukrainischen Erinnerungsarbeit gibt.
Die verschiedenen methodischen Ansätze waren zur Annäherung an die Thematik sehr
hilfreich.
Mit dem Projekt konnte ein nächster Schritt in der Zusammenarbeit sowohl mit dem
NYCU als auch mit Obnova getan werden. Das Projektteam reagierte sehr flexibel
auf die sich stetig ändernde Pandemielage in beiden Ländern und konnte dadurch
das Projekt erfolgreich umsetzen. Das neu beantragte Projekt für das
Haushaltsjahr 2021 wird derzeit konzipiert. Dabei kann auf die vielfältigen
Erfahrungen und Erkenntnisse des letzten Jahres aufgebaut werden.
Insbesondere um Strukturen der Partnerorganisationen NYCU und Obnova zu stärken,
ist es von großer Bedeutung, die Kooperation aufrecht zu erhalten und weiter
auszubauen.
Der Fokus des neuen Projekts wird das Thema „Digital Citizenship: Strengthening
virtual and physical youth advocacy skills to counter shrinking spaces for civil
society”. Dem liegt zugrunde, dass einerseits die zunehmende Einschränkung
zivilgesellschaftlicher Handlungsräume ein weltweites Phänomen ist, das auch
Jugendverbandsarbeit unter Druck setzt und gefährdet. Hinzu kommt die
Beobachtung, dass die Bewegungsräume für junge Menschen aufgrund der Pandemie
sehr klein geworden sind, sie in außergewöhnlich hohem Maße von den
Einschränkungen betroffen sind und es ihnen gleichzeitig kaum möglich ist, ihre
Bedürfnisse und politischen Forderungen in den politischen Diskurs einzubringen.
Das Projekt will junge Menschen empowern und ihnen Mittel und Tools an die Hand
geben, damit sie auch im digitalen Raum auf sich und ihre Forderungen aufmerksam
machen können.
2.7.3 Shrinking Spaces for civil society
Das Phänomen der sogenannten „Shrinking Spaces“ („kleiner werdende Räume für die
Zivilgesellschaft“) ist eine Entwicklung, die weltweit immer weiter
voranschreitet. Es bedeutet, dass das Handeln zivilgesellschaftlicher
Akteur*innen z. B. durch bürokratische Schikanen eigenschränkt oder diese
Akteur*innen im schlimmsten Fall sogar bedroht, willkürlich verhaftet oder
getötet werden. Shrinking Spaces wird vor allem für BDKJ-Partnerstrukturen im
Ausland zunehmend zum Problem, wie zum Beispiel in der Ukraine oder in Belarus.
Doch auch in Deutschland ist eine derartige Entwicklung zu beobachten, so zum
Beispiel, indem Menschen, die sich für die Rechte Geflüchteter einsetzen,
kriminalisiert werden. Zusammen mit vielen anderen Organisationen engagiert sich
der BDKJ daher in der VENRO-AG „Stärkung Zivilgesellschaftlicher Handlungsräume“
und bringt dort insbesondere seine Expertise aus der partnerschaftlichen Arbeit
mit Jugendorganisationen ein.
Das Thema spielt sowohl im Rahmen der Pandemiebekämpfung als auch für die
Perspektive nach der Pandemie eine große Rolle. Es können nur dann
internationale Kooperationen gestärkt und wiederaufgebaut werden, wenn die BDKJ-
Partnerorganisationen weiterarbeiten können. Wir können nur dann Internationale
Jugendarbeit als Friedensprojekt nutzen, wenn transnationale Zusammenarbeit für
beide Seiten uneingeschränkt und eingebettet in demokratische Strukturen möglich
ist. Gleichzeitig sollte die Innenperspektive nicht verloren gehen: Auch in
Deutschland steht die Zivilgesellschaft unter Druck, z. B. aufgrund rechter
Extremist*innen.
In den kommenden Monaten soll zunächst anhand der bestehenden Beschlusslage eine
Standortbestimmung erfolgen. Diese soll deutlicher aufzeigen, wie sich der BDKJ
bzgl. seines Verständnisses von Zivilgesellschaft im internationalen Kontext
positioniert und welche politischen Strategien und Forderungen sich daraus für
die Zusammenarbeit mit unseren Partnerorganisationen und politischen Akteuren
ableiten lässt.
2.8 Entwicklungspolitik, Nachhaltigkeit und
Klimagerechtigkeit
2.8.1 Kritischer Konsum
Im Bereich Kritischer Konsum setzt sich der BDKJ mit den Themen Fairer Handel
und öko-fairem Konsum auseinander. Im Fokus stehen soziale und ökologische
Kriterien beim privaten Konsum, im Jugendverband sowie bei kirchlicher und
öffentlicher Beschaffung. Die Website www.kritischerkonsum.de regt zum öko-
fairen Konsum an und gibt praktische Tipps, wie dieser im Alltag gestaltet
werden kann. Im vergangenen Jahr wurde die Website weiter ausgebaut. Viele
Artikel wurden aktualisiert und neue Artikel verfasst, z. B. zum Thema Insekten
oder Milchkonsum. Katharina Flock hat die Seiten bis Dezember 2020 redaktionell
betreut. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Katharina für die gute
Zusammenarbeit und ihre vielen Ideen. Im Januar 2021 wurden die Stellen der
studentischen Hilfskraft Social Media BDKJ und die studentische Hilfskraft für
Kritischer Konsum zusammengelegt. Seit Februar 2021 ist Thomas Gies als
Redakteur für die Betreuung der Website zuständig.
Die Website bietet gute und vielseitige Hinweise zum kritischen Konsumieren.
Besonders die Übersicht der Verbände bietet eine gute Ideensammlung.
Um neue Zielgruppen zu erreichen, wird im Frühjahr 2021 ein Instagram-Kanal
aufgebaut. Die Seite zur Übersicht der Aktivitäten der Verbände wird weiter
ausgebaut und die Website wird stetig weiterentwickelt.
2.8.2 Fairer Handel
2.8.2.1 Kompetenzzentrum zur Bildungsarbeit im Fairen Handel
Das Projekt „Kompetenzzentrum zur Bildungsarbeit im Fairen Handel“ wird
gemeinsam mit MISEREOR durchgeführt. Das Kompetenzteam zum Fairen Handel besteht
aus neun Engagierten aus den Jugendverbänden im BDKJ. Diese engagieren sich nun
bereits seit einem Jahr für den Fairen Handel, bilden sich fort und tauschen
sich über aktuelle Themen aus. Im September 2020 hat das erste Seminar des
Kompetenzteams stattgefunden. Inhalte des Seminars waren die Vorstellung der
Aktivitäten der Verbände, erste Überlegungen zur eigenen Aktion zum Fairen
Handel im Verband, eine Videokonferenz mit Fairtrade Africa nach Nairobi zum
Thema Klimawandel sowie ein Workshop mit MISEREOR und TransFair. Vom 22.-24.
Januar 2021 hat das zweite Seminar des Kompetenzteams stattgefunden. Die
Teilnehmer*innen arbeiten aktuell an ihren eigenen Projekten zum Fairen Handel,
die sie in ihren Verbänden umsetzen werden. Informationen zu den Projekten
werden über den BDKJ.direkt verbreitet. Die Projektlaufzeit endet am 31.
Dezember 2021. Die Konzertierung für ein Folgeprojekt ist in Arbeit.
Das Kompetenzteam ist ein sehr wertvolles Team und hat viele spannende Ideen zum
Fairen Handel. Es entwickelt Impulse und trägt diese durch die eigenen Projekte
in die Verbände. Darüber hinaus findet ein guter Austausch zum Thema Fairer
Handel zwischen den Verbänden statt.
In den nächsten Monaten werden die Projekte des Kompetenzteams vorgestellt und
verbreitet. Die geplante Studienreise nach Uganda wird aufgrund der Pandemie
abgesagt. Der alternative Fair Trade Trip im Oktober 2021 hat verschiedene
Stationen und ermöglicht einen Austausch mit verschiedenen Organisationen des
Fairen Handels und politischen Entscheidungsträger*innen: Die Stationen reichen
von der GEPA, über TransFair und MISEREOR bis zum Europäischen Parlament und
Dachverbänden in Brüssel.
2.8.2.2 TransFair e. V.
Die Kooperation mit TransFair läuft sehr gut. Der BDKJ beteiligt sich regelmäßig
an Kampagnen von TransFair und es finden regelmäßige Austauschgespräche statt.
Der BDKJ ist durch Clemens Kienzler im Aufsichtsrat von TransFair vertreten.
Die Kooperation mit TransFair ist wertvoll für den BDKJ und unterstützt uns in
vielen Aktivitäten zum Fairen Handel.
Auch im nächsten Jahr ist die Zusammenarbeit im Rahmen verschiedener Kampagnen
sowie mit dem Kompetenzzentrum zur Bildungsarbeit im Fairen Handel geplant.
2.8.3 Klimapolitik und -gerechtigkeit
Der Hauptausschuss hat im September 2020 klar gefordert, dass das Pariser
Klimaziel von einer Temperaturerhöhung von maximal 1,5 Grad erreicht werden
muss. Europa soll 2050 durch den European Green Deal der erste klimaneutrale
Kontinent werden. Mit diesem Beschluss arbeitete der Bundesvorstand in der Klima
Allianz und in zahlreichen Gesprächen weiter, u. a. mit Bundesumweltministerin
Svenja Schulze und Andreas Glück, MdEP.
Der Bundesvorstand beschloss außerdem, dass der BDKJ selbst Mitglied im
Ökumenischen Netzwerk Klimaschutz wird, wo er bisher nur in Vertretung des ZdK
beteiligt ist. Auch will der Bundesvorstand Gründungsmitglied des neuen Vereins
zur Klima-Allianz werden.
Die Zusammenarbeit mit der KLJB bewertet der Bundesvorstand als sehr positiv,
gelingend und konstruktiv. In regelmäßigen Treffen finden Abstimmungen zu
Positionen und zur Wahrnehmung der Außenvertretung statt. Außerdem stimmt sich
der Bundesvorstand zu öffentlichen Äußerungen zur Klimapolitik und
Klimagerechtigkeit mit der KLJB ab.
2.8.3.1 Klima Allianz Deutschland
Der BDKJ ist Mitglied in der Klima Allianz Deutschland und nimmt regelmäßig an
Vernetzungsrunden der Klima Allianz teil. Die Klima Allianz leitet ihren
Mitgliedern wertvolle und gut aufgearbeitete Informationen zur aktuellen
politischen Situation weiter. Zur Bundestagswahl hat die Klima Allianz
Forderungen veröffentlicht. Die Klima Allianz ist weiterhin ein wichtiges
Netzwerk zu politischen Akteur*innen. So konnte Gregor Podschun
(Bundesvorsitzender) beispielsweise in einem Gespräch mit Bundesministerin
Svenja Schulze die Forderungen des BDKJ in die Arbeit des BMU einbringen. Dazu
ist der BDKJ in der Jugendbank im Aktionsbündnis Klimaschutz des BMU vertreten
und nimmt an der Vernetzung und den Austauschen im Rahmen der Jugendbank teil.
Bisher wurde der BDKJ insbesondere durch die KLJB in der Klima Allianz
vertreten. Aufgrund der wachsenden Bedeutung des Themas für junge Menschen hat
der Bundesvorstand gemeinsam mit der KLJB nun entschieden, die Aktivitäten in
der Klima Allianz als eigener Akteur zu erhöhen.
Die Zusammenarbeit in der Klima Allianz und die Kooperation mit der KLJB
bewertet der Bundesvorstand als sehr positiv und konstruktiv. Als Mitglied der
Klima Allianz erhalten wir wertvolle Fachinformationen und können unsere
Positionen vertreten.
Die Klima Allianz wird sich als eingetragener Verein gründen. Der Bundesvorstand
hat entschieden, Gründungsmitglied zu werden und die Arbeit der Klima Allianz
weiterhin konstruktiv zu begleiten.
2.8.3.2 Ökumenisches Netzwerk Klimaschutz
Der BDKJ von der Konferenz Weltkirche beauftragt, das ZdK im Trägerkreis des ÖNK
zu vertreten. Dies erfolgt durch Lena Wallraff (Bundesstelle). Das ÖNK vernetzt
kirchliche Akteure und stärkt das Thema Klimagerechtigkeit im innerkirchlichen
und gesellschaftlichen Diskurs.
Das Netzwerk hat im vergangenen Jahr große Fortschritte gemacht. Die
Mitgliederzahl wächst und das Netzwerk trägt dazu bei, dass die ökumenische
Vernetzung zum Thema Klimagerechtigkeit vorangetrieben wird und kirchliche
Akteure in ihrer Positionierung zu Klimagerechtigkeit gestärkt werden. Der BDKJ
ist nun auch offizielles Mitglied im ÖNK.
Das ÖNK wächst weiter und wird sich in den nächsten Monaten im Zuge der
Bundestagswahl klar zum Thema Klimagerechtigkeit positionieren. Im Hintergrund
werden Gespräche mit verschiedenen Abgeordneten geführt, um das Thema
Klimagerechtigkeit im Wahljahr stark zu machen.
2.8.4 Kooperation mit MISEREOR
Die Kooperation mit MISEREOR läuft weiterhin sehr gut. Neben dem Projekt
„Kompetenzzentrum zur Bildungsarbeit im Fairen Handel“ führen BDKJ und MISEREOR
jährlich die BDKJ/MISEREOR-Jugendaktion durch. Die Jugendaktion wurde neu
konzipiert und heißt jetzt „ZUSAGE – Jugendaktion globaler Solidarität“. Dieses
Jahr beschäftigt sich die Aktion mit dem Thema globale Klimagerechtigkeit.
Projektpartner ist Project90 aus Südafrika. Vom 6. bis 11. Juni 2021 findet eine
Sommerakademie in Berlin statt. Weitere Informationen dazu und Materialien sind
unter www.zusage.global zu abzurufen. Der BDKJ ist regelmäßiger Gast in der
internen Fairhandelsrunde von MISEREOR.
Die Jugendaktion hat sich zur „ZUSAGE – Jugendaktion globaler Solidarität“
weiterentwickelt. Die Aktion ist politischer geworden und bringt junge Menschen
mit Entscheidungsträger*innen zusammen. Dies begrüßt der Bundesvorstand sehr.
In den nächsten Monaten steht die Durchführung der Sommerakademie im
Mittelpunkt. Das Programm steht bereits fest, und es wurden Termine mit
spannendenden Gesprächspartner*innen vereinbart.
2.8.5 Initiative Lieferkettengesetz
Der BDKJ ist Unterstützungsorganisation der Initiative Lieferkettengesetz.
Gemeinsam mit mittlerweile 124 Organisationen hat sich der BDKJ in den
vergangenen Monaten über verschiedenste Social-Media-Aktivitäten und Aktionen
für ein Lieferkettengesetz eingesetzt.
Die Kampagne wird durch das Kampagnenbüro sehr gut begleitet. Die JVs und DVs
haben die Aktionen vielfältig verbreitet und das Thema in Gespräche mit
Entscheidungsträger*innen mitgenommen. Dass es das Gesetz in den Bundestag
geschafft hat, ist bereits ein großer Erfolg des Bündnisses.
Nach der Verabschiedung des Gesetzesentwurfs im Kabinett wird der Entwurf in den
nächsten Wochen im Bundestag beraten. Da wir starken Bedarf für Nachbesserungen
erkennen, werden wir uns weiter für die für uns wichtigen Punkte einsetzen.
2.8.6 Kampagne für Saubere Kleidung
Die Kampagne für Saubere/Clean Clothes Campaign (CCC) ist zentraler Akteur der
Zivilgesellschaft mit dem Fokus aus textile Lieferketten und Teil des
internationalen Netzwerkes. Der BDKJ ist im Trägerkreis vertreten und engagiert.
Seit Sommer 2020 ist Isabell Ullrich die neue Koordinatorin der Kampagne und hat
die Nachfolge von Christiane Schnura angetreten, die viele Jahre für die CCC
tätig war. Im letzten Jahr stand der Prozess der Vereinsgründung im Vordergrund,
welcher erfolgreich durchgeführt wurde. Die Vereinsgründung war strukturell
notwendig, da so der neue Verein z. B. selbst berechtigt ist, Projektanträge zu
stellen. Der BDKJ ist Gründungsmitglied.
Die Kampagne für Saubere Kleidung ist ein wichtiges Netzwerk, um das Themenfeld
zu stärken und Akteure zusammen zu bringen.
Nach der Vereinsgründung steht nun die Neugestaltung der Arbeit des Vereins mit
dem neu gewählten Vorstand an.
2.8.7 Rat für Nachhaltige Entwicklung
Lisi Maier (Bundesvorsitzende) wurde im Januar 2020 für drei Jahre von
Bundeskanzlerin Angela Merkel in den RNE berufen. Der RNE berät die
Bundesregierung seit 2001 bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der Deutschen
Nachhaltigkeitsstrategie. Außerdem trägt der Rat das Thema Nachhaltigkeit in
Gesellschaft und Öffentlichkeit. Die Bundesregierung gab mit der Berufung des
DBJR der Jugend eine feste Stimme im Rat. Alle Mitglieder des 15-köpfigen Rats
sind auf der Website des RNE zu finden. Lisi Maier arbeitet dabei insbesondere
in den AGs Grundlagenfragen, Internationale und Europäische Fragen und
Nachhaltiger Konsum mit und versucht die Perspektive der Jugendverbände vor
allem in den Ratssitzungen in das Beratungsgremium der Bundesregierung
entsprechend einzubringen.
In den vergangenen Sitzungen spielte das aktuelle Schwerpunktthema des Rats, das
Klimaneutralitätsprojekt mit Wissenschaftler*innen der Leopoldina die größte
Rolle. Weitere Themen waren u. a. die Vorbereitung der Jahrestagung und dort das
Thema Jugendbeteiligung, das Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit, die Corona-
Pandemie auch im Kontext der globalen Gesundheitspolitik und die
Weiterentwicklung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie.
Es kann positiv bewertet werden, dass der BDKJ über den DBJR die Möglichkeit
bekommen hat, im RNE mitzuwirken, auch wenn eine solche Außenvertretung
zusätzliche Ressourcen im Bundesvorstand bindet. Mittlerweile konnte eine gute
Absprachepolitik zwischen BDKJ und DBJR gestaltet werden.
Neben den Themen Klimawandel und Weiterarbeit an der Beschaffungspolitik der
Bundesregierung muss es den Jugendverbänden — insbesondere dem BDKJ — ein großes
Interesse sein, auch soziale Nachhaltigkeitsthemen zu setzen.
2.8.8 Weitere Kooperationspartner*innen Entwicklungspolitik
/ Fairer Handel
Darüber hinaus findet mit weiteren Akteur*innen und Kreisen ein regelmäßiger
Austausch statt, wie mit dem Forum Fairer Handel (AG Grundsatz und Politik, AG
Bildung), GEPA (Gesellschafterversammlung), Justitia et Pax (Mitglied der
Kommission Justitia et Pax und Mitglied in der Resonanzgruppe zur sozial-
ökologischen Transformation) und Katholischer Fonds (beratendes Mitglied in
Vergabesitzungen).
2.9 Friedensethik und Soldat*innenfragen
Junge Menschen müssen Sicherheit und Raum für die eigene Entfaltung erfahren
können – in Deutschland und weltweit. Der BDKJ ringt daher im Interesse von
Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit darum, dass sie in einer
friedlichen und gerechten Ordnung aufwachsen und ihr Leben und ihre Zukunft
gestalten können. Zum Engagement für Menschen, deren Leben durch bewaffnete
Konflikte und gravierende Menschenrechtsverletzungen bedroht sind, gehört daher
auch die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik. Dabei muss auch um die Frage
gerungen werden, ob der Einsatz militärischer Gewalt als äußerstes Mittel
gerechtfertigt sein kann, um Menschen zu schützen und einen Raum für eine
friedliche Entwicklung überhaupt zu ermöglichen.
Im Interesse der jungen Menschen, die als Soldat*innen Verantwortung übernehmen,
achtet der BDKJ auf die Ausgestaltung des Wehrdienstes, beispielsweise mit Blick
auf die Menschenführung oder auch die Integration in ihr ziviles Umfeld.
Ergänzend dazu informiert und motiviert die aktion kaserne, eine Initiative der
Jugendverbände im BDKJ, junge Soldat*innen über ihre Möglichkeiten zur
Partizipation und zu ehrenamtlichem Engagement.
2.9.1 Friedensethik
Wir befinden uns in einer Phase, in der viele sicherheitspolitische
Veränderungen in der Welt zu einer größeren Unsicherheit beitragen: Krisen an
der europäischen Peripherie, insbesondere im Osten und im Nahen Osten,
autoritäre Entwicklungen in einigen Staaten, weltweit gestiegenen Ausgaben für
Rüstung und auch die gestiegenen Rüstungsexporte aus unserem Land. Zu welchen
sicherheitspolitischen Herausforderungen die Corona-Pandemie führen wird, ist
noch nicht absehbar.
Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklungen versucht der Bundesvorstand
dem friedenspolitischen Bewusstsein in Politik und Gesellschaft mehr Gehör zu
verschaffen. Dazu bringen wir uns v. a. mit den konkreten Forderungen des
Beschlusses „Frieden ist mehr wert! Frieden und Sicherheit weiterentwickeln –
Perspektive für alle jungen Menschen schaffen“ in die Debatten ein.
Vorrangige Methode sind aktuell Gespräche und die Teilnahme an Videokonferenzen
verschiedener Organisationen – die thematische Bandbreite reicht dabei vom
„Waffenexportverbot“ über „Möglichkeiten von Krisenintervention mit
nichtmilitärischen Mitteln“ bis hin zum Thema „Europäische Armee“. Ergänzend
dazu betont der Bundesvorstand gemeinsam mit der „aktion Aufschrei – stoppt den
Waffenhandel“, die vom BDKJ auch getragen wird, stets unsere Kritik an
Waffenexporten in Drittstaaten und an den Kleinwaffenexporten. Eine Online-
Veranstaltung unter dem Label „Wir machen weiter Bildung“ führten wir zur
aktuellen Situation in Belarus durch. Dabei diskutierten wir mit Prof. Heinz-
Gerhard Justenhoven (Direktor des Instituts für Theologie und Frieden) und mit
einem Delegierten des RADA (belarussischer Jugendring) über die dortige
Situation und Handlungsoptionen der EU.
Auch in diesem Jahr haben wir gemeinsam mit anderen katholischen Verbänden die
Arbeitshilfe zum Weltfriedenstag erstellt. Das Motto lautet: Die Kultur der
Achtsamkeit
als Weg zum Frieden. Wir haben sie aufgrund der Pandemielage ausschließlich
online beworben und auch darum geworben, sie als Impuls für andere
pandemiegerechte Gebetsformen zu nutzen. Für uns überraschend war die Nachfrage
trotz der Pandemielage recht gut. (www.weltfriedensgebet.de).
Der Bundesvorstand engagiert sich weiter in den friedenspolitischen
Zusammenschlüssen, die Kontakte zu Akteur*innen in dem Feld werden weiterhin
gepflegt. Der Bundesvorstand wird auch weiterhin auf die Forderungen des
Beschlusses „Frieden ist mehr wert!“ und auf die Problematik der Waffenexporte
hinweisen, auf ihr grundsätzliches Verbot hinwirken und mehr Transparenz
einfordern. Mit Blick auf den kommenden Katholik*innentag möchte der
Bundesvorstand in einem Format die friedensethischen Auswirkungen der Corona-
Pandemie thematisieren.
2.9.2 Soldat*innenfragen
Arbeitsschwerpunkte des Referates für Soldat*innenfragen sind neben der
friedensethischen Zuarbeit für den Bundesvorstand die Geschäftsführung der
aktion kaserne und die Vertretungsarbeit in den Gremien von Militärseelsorge und
Streitkräften (Gemeinschaft katholischer Soldaten (GKS), Katholische
Arbeitsgemeinschaft Soldatenbetreuung, Zentrum für ethische Bildung in den
Streitkräften (ZeBis), Netzwerk der Hilfe und der AG „Dienste für den Frieden“
der deutschen Kommission Justitia et Pax).
Die nach wie vor gute Zusammenarbeit mit diesen Organisationen lief im
Berichtsjahr vorwiegend auf Arbeitsebene, in individueller Zusammenarbeit und
digital. Die großen Konferenzen der Organisationen wurden nicht digital
durchgeführt, sondern ins kommende Jahr verschoben. Angeboten wurden Online-
Veranstaltungen sowohl in den jeweiligen Netzwerken, als auch als Angebote für
unsere Zielgruppen, hier insbesondere gemeinsam im Netzwerk der Hilfe, den
Sachausschüssen der GKS und der aktion kaserne.
Die Angebote der aktion kaserne werden detailliert im Rechenschaftsbericht der
aktion kaserne auf der Bundeskonferenz der Jugendverbände im Herbst vorgestellt.
Ein Beispiel über die Seminare der aktion kaserne zur politischen Bildung wurde
im BDKJ.konkret dargestellt. Der Referent für Soldat*innenfragen konnte z. B. im
16. Kinder- und Jugendbericht und auch im Forum der zugehörigen AGJ-Fachtagung
unsere Expertise zu „Politische Bildung in der Bundeswehr“ einbringen.
Erwähnt werden soll an dieser Stelle auch, dass auch im letzten Jahr wieder das
Friedenslicht aus Bethlehem gemeinsam mit den Pfadfinder*innenverbänden an die
Militärseelsorge in Köln-Wahn übergeben und von dort zu den Soldat*innen im
Einsatz geflogen wurde.
Mit den Online-Angeboten können Menschen erreicht und vernetzt werden, mit denen
vorher schon ein guter Kontakt bestand. Sehr schwierig ist es dagegen, neue
Kontakte zu knüpfen. Von daher hofft der Bundesvorstand im kommenden Jahr wieder
auf mehr Präsenzveranstaltungen, da dies für Themen und Zielgruppen besser
geeignet ist. Auf dem Weg dahin hat er und viele andere Akteur*innen hybride
Veranstaltungsformate geplant, deren erste Teile online sind.
2.9.3 Kontakt zum Katholischen Militärbischofsamt
Mit dem Katholischen Militärbischofsamt (KMBA) und auch den verschiedenen
Einrichtungen der katholischen Militärseelsorge gibt es regen Austausch und
aktive Zusammenarbeit sowohl auf der Leitungs- als auch auf der Arbeitsebene.
Thematisch geht es dabei vor allem um sicherheitspolitische Themen und um das
Engagement der aktion kaserne.
Das Jahresgespräch im KMBA hat in einer sehr konstruktiven Atmosphäre
stattgefunden. Das Verhältnis zueinander ist von gegenseitigem Wohlwollen und
von Interesse füreinander geprägt. Die Zusammenarbeit wird von der Überzeugung
getragen, etwas für junge Soldat*innen zu erreichen. Gleichzeitig ist die
aufrichtige Auseinandersetzung mit friedensethischen Fragestellungen für die
Militärseelsorge ebenso wichtig wie für den BDKJ.
Inhaltlich stand beim Jahresgespräch der Austausch zwischen der katholischen
Militärseelsorge, dem BDKJ und der aktion kaserne im Fokus. Themen waren
beispielsweise die aktuelle Lage, der Bericht der aktion kaserne, der Synodale
Weg sowie Ökumenischer Kirchentag und Katholik*innentag.
Die wertschätzende und bereichernde Zusammenarbeit mit dem KMBA und der aktion
kaserne will der Bundesvorstand gerne fortsetzen und dies auch nutzen, um die
friedensethische Position des BDKJ weiter in Kirche, Politik und Gesellschaft zu
bringen.
2.10 Freiwilligendienste
2.10.1 Nationale Freiwilligendienste - Freiwilliges Soziales
Jahr
und Bundesfreiwilligendienst
Im Freiwilligenzyklus 2019/20 sind die Freiwilligenzahlen im FSJ und BFD im
Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Die Gründe dafür liegen oft in regionalen
Besonderheiten und erhöhten Abbruchzahlen von Freiwilligendienstleistenden. Die
Corona-Pandemie hingegen wirkt sich nicht negativ auf die Freiwilligenzahlen
aus. Im Gegenteil – in einigen Regionen ist die Nachfrage sogar gestiegen. Dies
liegt beispielsweise an abgesagten Ausbildungsplätzen für junge Menschen.
Größte Auswirkung auf die Inlandsfreiwilligendienste hat die Pandemie im Bereich
der Bildungsarbeit (Umstellung von Präsenzseminaren auf digitale/hybride
Seminare). Entsprechend fand in der katholischen Trägergruppe im
Berichtszeitraum mehrfach Austausch rund um digitale Bildungsarbeit statt.
Perspektivisch sollen gemeinsam Anforderungen für digitale Bildungsformate
entwickelt werden.
Im Juli 2020 hat die Hashtag-Aktion #wertvolljahr stattgefunden, um das
Engagement vieler Freiwilliger – insbesondere während der Corona-Pandemie –
sichtbarer zu machen. Es wurde eine offene Web-Applikation entwickelt, auf der
die Freiwilligen, Einrichtungen und Träger unkompliziert und ohne Anmeldung
Inhalte für Social Media erstellen konnten. Die Forderung nach mehr Anerkennung
und Wertschätzung in den Freiwilligendiensten wurde außerdem im Dezember 2020
erneut durch den Aktionstag zur „freien Fahrt für Freiwillige“ untermalt. In
einigen Bundesländern wurden die Forderungen nach kostenlosen Tickets
mittlerweile umgesetzt oder es gibt zumindest vergünstigte Fahrkarten.
Bei den digitalen Trägerkonferenzen vom 24. bis 26. November 2020 hat die
katholische Trägergruppe die in den vergangenen Jahren überarbeiteten
Qualitätsstandards verabschiedet. Die Qualitätsstandards unterstützen Träger und
Einsatzstellen bei ihrem internen Qualitätsmanagement und sind gleichzeitig
Grundlage für die Qualitätsprüfung, welche die katholische Trägergruppe als
interne Fremdevaluation organisiert hat. Mit der Verabschiedung des Handbuchs
durch die Trägerkonferenz liegt ein wichtiger Baustein für die konzeptionelle
Weiterentwicklung des Profils der qualitätsvollen Freiwilligenarbeit in der
katholischen Trägergruppe vor.
Das bundeszentrale Treffen der Sprecher*innen der katholischen Trägergruppe fand
im Februar 2021 digital statt. Neben Erfahrungsaustausch wurden politische
Forderungen der Freiwilligen diskutiert und formuliert. Svenja Stadler (MdB,
SPD) nahm sich eine Stunde Zeit für die zentralen Forderungen der Freiwilligen,
die diese kreativ und mit viel persönlichem Engagement vorstellten und
diskutierten.
Das BMFSFJ hat für den Assistenzbedarf in den Freiwilligendiensten ca. 6 Mio.
EUR im Haushalt bereitgestellt. Das Ministerium plant ein Projektmodell für den
Jahrgang 21/22, das die Förderung von Freiwilligen im Umfang von monatlich 650
EUR vorsieht. Wir begrüßen das Projekt und das damit verbundene Verständnis, das
eine Umsetzung inklusiver Maßnahmen mehr Gelder als die Regelfördersummen
bedarf. Allerdings ist der angewandte Inklusionsbegriff des BMFSFJ sehr eng. Die
Förderung bezieht sich auf Menschen mit körperlichen und geistigen
Behinderungen.
Zur Bundestagswahl zeichnet der Bundesvorstand ein Papier des BAK FSJ mit, das
sich auf die Weiterentwicklung der Freiwilligendienste und Anerkennung des
Engagements fokussiert. Mit dem Ziel, bestehende Freiwilligendienste zu stärken
und attraktiver zu machen, um mehr Menschen die Entscheidung für ein
gesellschaftliches Engagement aus eigenem Antrieb zu ermöglichen, grenzt er sich
auch von verschiedenen Konzepten rund um eine Dienstpflicht oder auch dem
Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz ab.
2.10.2 Freiwilligendienst „weltwärts“ und Internationaler
Freiwilligendienst -
Freiwilliges Internationales Jahr
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren im Bereich der internationalen
Freiwilligendienste weiterhin stark zu spüren. Im Programm „weltwärts“ sind seit
Spätsommer 2020 zwar wieder Ausreisen möglich, allerdings unter strengen
Auflagen. Hier ist vor allem die Reisewarnung des Auswärtigen Amts zu nennen,
sodass Ausreisen in lediglich zwei bis fünf Länder (je nach aktueller Lage)
möglich sind. Dies hatte zur Folge, dass ca. zwei Drittel der 460 Freiwilligen
des katholischen Konsortiums ihren Dienst noch vor Antritt stornierten. Die
verbliebenen Freiwilligen warteten entweder auf ihre Ausreise oder begannen
ihren Dienst in Deutschland: Ausnahmsweise war es nämlich in diesem Jahrgang
möglich, dass Freiwillige sich in Deutschland im Bereich der SDG-Tätigkeiten
maximal sechs Monate engagieren, bis eine Ausreise möglich ist.
In der Süd-Nord-Komponente waren Einreisen zwar durchgehend erlaubt, allerdings
bestand bis November 2020 ein Einreiseverbot für Staatsbürger*innen aus Nicht-
EU-Ländern. Die kontinuierliche Lobbyarbeit der zivilgesellschaftlichen Akteure
hatte Erfolg, sodass Freiwillige ab November 2020 vom Einreiseverbot ausgenommen
wurden. Dennoch konnten bisher nur wenige Freiwillige nach Deutschland
einreisen, unter anderem, da die Visavergabe in den deutschen Botschaften nur
sehr langsam verlief.
Dank der vielen coronabedingten Sonderregelungen in Nord-Süd, für die sich der
Katholische Verbund gemeinsam mit den anderen Interessensverbünden eingesetzt
hatte, konnten die Träger ihre anfallenden Personal- und Sachkosten auch bei
nichtstattfindenden Ausreisen decken. Nach vielen erfolglosen Versuchen
erreichten die Interessensverbünde Anfang Januar 2021 schließlich, dass auch für
Süd-Nord Sonderregelungen umgesetzt und somit das Überleben der Träger gesichert
wurde.
Zugleich verursachten die Sonderregelungen auch einen erhöhten Beratungsbedarf
bei den Trägern. Das Referat war neben der allgemeinen Beratung auch viel damit
beschäftigt, die Handhabung von immer wieder auftretenden Sonderfällen mit der
Koordinierungsstelle „weltwärts“ abzuklären. Einen weiteren Mehraufwand bei der
Administration im Konsortium verursachten die vielen Änderungsanträge, die das
Konsortium regelmäßig einreichen musste, um ausreichend Fördermittel für die
sich stetig ändernden Bedarfe der Träger bereitstellen zu können.
Zusätzlich zur individuellen Beratung organisierte das Referat im Sommer 2020
zwei digitale Workshops zur Mittelbewirtschaftung. Neben den administrativen
Abläufen in einem regulären Jahrgang erklärte Benedikt Pees (Bundesstelle) den
Teilnehmenden die coronabedingten Sonderregelungen. Der erhöhte Beratungsbedarf
spiegelte sich in der Teilnehmendenzahl wider: An den Workshops nahmen je 30
bis 40 Mitarbeitende der Träger teil.
2.10.2.1 Katholischer Verbund Internationale
Freiwilligendienste
Der Katholische Verbund Internationale Freiwilligendienste nimmt die politische
Interessenvertretung der katholischen Träger wahr und vernetzt die Träger
untereinander. Der BDKJ/JHD nimmt neben Fid/AGIAMONDO und MISEREOR/KZE eine
führende Position innerhalb des Verbunds ein: Wolfgang Ehrenlechner ist
Vorsitzender des Sprecher*innenkreises des Kath. Verbunds, Benedikt Pees
übernimmt mit Julia Meissner (Fid/AGIAMONDO) die Geschäftsführung des Kath.
Verbunds. Benedikt Pees vertritt den Kath. Verbund außerdem in verschiedenen
Gremien und Arbeitsgruppen im „weltwärts“-Programm. Nach wie vor besteht eine
intensive und sehr gute Zusammenarbeit mit Fid/AGIAMONDO in diesem Bereich.
Im November 2020 fand die digitale Trägertagung des Kath. Verbunds statt, die
mit ca. 65 Teilnehmenden sehr gut besucht war. Neben der aktuellen Situation
und Entwicklung in den Förderprogrammen beschäftigten sich die Teilnehmenden mit
der SINUS-Jugendmilieu-Studie. Auf der digitalen Trägertagung im März 2021
beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Theorien zu Postwachstum und deren
Bedeutung für internationale Freiwilligendienste. Bei den Tagungen wurden die
enge Zusammenarbeit und der starke Zusammenhalt der katholischen Träger
untereinander deutlich, die sich nicht zuletzt durch die Auswirkungen der
Pandemie intensiviert hatten. Gregor Podschun (Bundesvorsitzender) wurde für den
BDKJ/JHD in den Sprecher*innenkreis gewählt.
Auch verbündeübergreifend hat sich die Zusammenarbeit der
zivilgesellschaftlichen Akteure während der Pandemie intensiviert. Auf
Steuerungsebene im Gemeinschaftswerk „weltwärts“ vertritt Benedikt Pees
gemeinsam mit Barbara Kerime (Fid/AGIAMONDO) die Interessen des katholischen
Trägerfelds im Programmsteuerungsausschuss. Neben den regulären halbjährlichen
Sitzungen und den Treffen der Verbünde untereinander waren die beiden
Vertreter*innen in verschiedenen Arbeitsgruppen aktiv, um Sonderregelungen für
die von Corona betroffenen Jahrgänge zu erarbeiten und BMZ und Engagement Global
von der Notwendigkeit zu überzeugen.
Daneben vertreten Benedikt Pees und Barbara Kerime die katholischen Interessen
im Gesprächskreis Internationale Freiwilligendienste (GIF), einem
programmübergreifenden zivilgesellschaftlichen Gremium. Der GIF bereitete im
Herbst 2020 eine Abfrage unter allen Trägern internationaler Freiwilligendienste
zu Innovationen in Freiwilligendiensten vor. Mit den Ergebnissen wird geplant,
die Daseinsberechtigung von internationalen Freiwilligendiensten langfristig in
der Politik untermauern zu können.
Auch im Steuerungsgremium der Initiative Freiwilliges Internationales Jahr (FIJ)
vertreten Barbara Kerime und Benedikt Pees die Interessen des Kath. Verbunds.
Neben coronabedingten Anpassungen der einzelnen Maßnahmen ist aktuell das Thema,
ob und wie die Initiative fortgeführt werden soll, deren Dauer zunächst auf drei
Jahre ausgelegt war und 2022 ausläuft. Das Ziel, das Interesse an
internationalen Freiwilligendiensten zu steigern und FIJ als Marke zu
etablieren, könnte coronabedingt bisher nicht erreicht werden. Deshalb spricht
der Bundesvorstand sich für eine Fortführung der Initiative aus.
Die Vertreter*innen des Kath. Verbund im „weltwärts“-Programm setzen sich
gemeinsam mit den anderen Verbünde-Vertreter*innen dafür ein, dass auch für den
kommenden Jahrgang Sonderregelungen gefunden werden können, um das Überleben der
Träger und der Infrastruktur abzusichern, falls auch im Jahrgang 2021/22 nur
wenige Freiwillige entsendet oder aufgenommen werden können. Ferner bemühen sich
die Verbünde, für Süd-Nord eine Erhöhung der Förderpauschalen zu erwirken, da
die aktuellen Förderpauschalen angesichts der steigenden Lebensunterhaltskosten
in Deutschland nicht mehr ausreichen. Hohe Kosten in beiden „weltwärts“-
Komponenten und die Auswirkungen der Corona-Pandemie könnten dazu beitragen,
dass auch bistumsnahe Träger oder Bistümer künftig die Fortführung ihrer
Freiwilligendienste auf den Prüfstand stellen. Der Bundesvorstand appelliert an
die Diözesan- und Jugendverbände, sich auf Diözesanebene für das Programm stark
zu machen, die Wichtigkeit von Freiwilligendiensten für junge Menschen zu
betonen und gegebenenfalls zu prüfen, ob sie selbst in das Programm einsteigen
können.
2.11 Rechtsextremismus und –populismus
Dem Bundesvorstand war es ein wichtiges Anliegen, den erneuerten Beschluss von
2020 „Wir widersprechen - weil wir glauben“ in den öffentlichen Debatten
einzubringen. Lisi Maier (Bundesvorsitzende) nahm mit den entsprechenden
Erfahrungen aus der katholischen Jugendverbandsarbeit zu Übergriffen von Rechts
auch an einer Studie der Amadeo-Antonio-Stiftung teil. Passend zum Thema fand am
9. Dezember 2020 ein Webtalk des BDKJ Köln mit Yvonne Everhartz (Bundesstelle)
und Christian Linker (Autor) zum Thema „Kirche und Rechtspopulismus“ statt. In
der Veranstaltung ging es vor allem um Verknüpfungen von Christ*innen,
christlichen Medien und Organisationen und der rechtspopulistischen und
rechtsradikalen Szene. Yvonne Everhartz warf im Anschluss einen Blick auf die
tatsächlichen Verknüpfungen und stellte entsprechende Personen, Organisationen
und Medien näher vor.
Am 19. Februar 2021 gedachte der BDKJ in den sozialen Medien der Opfer des
rechtsradikalen Anschlags von Hanau.
Die Arbeit gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit spielt nun schon seit
einigen Jahren im BDKJ eine große Rolle. Der Bundesvorstand wird in der Szene
als Akteur wahr- und ernstgenommen.
In den kommenden Monaten wird das Thema im Rahmen der Aktion „Zukunftszeit -
Gemeinsam für ein buntes Land” nochmals stärker in den Jugend- und
Diözesanverbänden, vor allem aber auch auf der regionalen Ebene aufgegriffen
werden. Die Bundesstelle steht mit ihrer Fachexpertise und ihrem Netzwerk dabei
gerne zur Verfügung.
2.11.1 Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und
Rechtsextremismus
Die BAG Kirche und Rechtsextremismus (BAG K+R) feierte am 8. November 2020 ihr
zehnjähriges Bestehen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Festakt mit Gästen
aus Kirche und Politik sowie langjährigen Freund*innen und Projektpartner*innen
ins digitale verlegt. Grußworte hielten Juliane Seifert (Staatssekretärin im
BMFSFJ), Prälat Dr. Karl Jüsten (Leiter des Kommissariats der deutschen
Bischöfe), Aiman Mazyek (Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in
Deutschland) und Mark Dainow (Vizepräsident des Zentralrats der Juden in
Deutschland) sowie Dotschy Reinhardt für den Zentralrat der Sinti und Roma.
Gespräche wurden u. a. mit Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm (Vorsitzender des
Rates der EKD), Katrin Göring-Eckart (Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis
90/Die Grünen und ehemalige Präses der Synode der EKD) und Lisi Maier aus dem
BDKJ-Bundesvorstand geführt, sowie vielen weiteren langjährigen Weggefährt*innen
und -bereiter*innen geführt.
Am 20. und 21. November 2020 fand das 4. Forum der BAG K+R in digitaler Form
unter dem Titel „Fürchtet euch nicht!“ statt. Das Forum, an dem rund 80 Personen
teilnahmen, hatte mit Ostritz (Sachsen) einen starken regionalen Schwerpunkt.
Dort sollte das Forum ursprünglich stattfinden, um das beeindruckende Engagement
der Menschen vor Ort wertzuschätzen. Die Keynote-Speech hielt Dr. Katharina von
Kellenbach, Professorin der Religious Studies am St. Mary’s College of
Maryland/USA. Sie forderte die Kirchen auf, aus ihrer Blase herauszukommen und
die eigene Identität kritisch zu prüfen. Weitere Beiträge thematisierten
beispielsweise die Arbeit vor Ort und die Rolle der Medien im Engagement gegen
Rassismus.
Die BAG K+R konnte an unterschiedlichen Stellen auf die Expertise des BDKJ
zurückgreifen, im Gegenzug sind wir sehr dankbar über die zahlreichen Beratungen
zu unterschiedlichen Themenfeldern, nicht zuletzt über muslimische
Jugendorganisationen in Deutschland. Zugleich konnte der BDKJ auch intensiv auf
die Expertise der BAG K+R zurückgreifen - u. a. in der Beratung zu muslimischen
Verbandsstrukturen.
Die BAG K+R ist ein wichtiger Partner für den BDKJ. Der „kurze Draht“ zum
Projektleiter der BAG, Henning Flad, der seinen Arbeitsplatz im Berliner Büro
hat, hat sich auch in den vergangenen Monaten als wichtig erwiesen. Die
Kompetenz und Expertise des BAG hat für den BDKJ einen hohen Wert.
Vor allem im Rahmen der Aktion „Zukunftszeit – Gemeinsam für ein buntes Land“,
aber auch bei der Weiterarbeit zum Beschluss „Wir widersprechen 2.0“ der
Hauptversammlung 2021 ist die BAG K+R einer der relevantesten Ansprechpartner
für den BDKJ.
2.11.2 Informations- und Dokumentationszentrum für
Antirassismusarbeit e. V.
Am 13. und 14. November 2020 fand die Jubiläumstagung anlässlich 30 Jahre IDA e.
V. in digitaler Form statt. In einer Keynote-Speech zeigte Noa Ha vom Deutschen
Institut für Migration und Integrationsforschung (DeZIM) Kontinuitäten und
Wandel des Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland auf. Einblicke in die
Arbeit des IDA ermöglichten ein Vortrag von Regina Gahbler und Birgül Demirtaş
zu rechtem Terror in Deutschland und eine von Nora Warrach moderierte
Gesprächsrunde mit drei Vertreter*innen von
Migrant*innenjugendselbstorganisationen. Nach dem Blick auf Kontinuitäten und
Entwicklungen während der letzten drei Jahrzehnte stand der Samstag im Zeichen
der aktuellen Corona-Pandemie. Hier ging es um anti-asiatischen Rassismus, um
Flucht und Asyl in Zeiten von Corona sowie um Verschwörungsmythen im
Zusammenhang mit der Pandemie und ihre Wirkungen auf gesellschaftliche
Diskussionen. Der Reader „30 Jahre IDA: Von der Antirassismusarbeit zur
Rassismuskritischen Bildungsarbeit“ ist als Download auf der Website des IDA e.
V. erhältlich. Im Anschluss tagte am 14. November 2020 die
Delegiertenversammlung des IDA e. V. ebenfalls in digitaler Form. Der BDKJ wurde
dort von Alexandra Guserle (Diözesanvorsitzende Rottenburg-Stuttgart)
vertreten. Neben der Festlegung des Arbeitsprogramms für 2021 wurde die
BUNDJugend als 32. Mitglied aufgenommen, eine neue Geschäftsordnung beschlossen
und ein neuer Vorstand gewählt. Janina Bauke (Ring deutscher
Pfadfinderinnenverbände) und Stefan Brauneis (JungsozialistInnen in der SPD)
wurden als Vorsitzende wiedergewählt. Als stellvertretende Vorsitzende wurden
Yvonne Everhartz (BDKJ), Lisa-Marie Davies (Sozialistische Jugend Deutschlands –
Die Falken), Christin Riedel (DGB-Jugend), Alexander Strohmayer (Deutsche
Sportjugend) gewählt. Als Beisitzer*innen wurden gewählt: Özge Erdoğan (Bund der
Alevitischen Jugendlichen in Deutschland), Sarah Hanke (djo – Deutsche Jugend in
Europa), Simon Metzger (Grüne Jugend) und Roylan Tolay (DIDF-Jugend).
Für den BDKJ ist die Mitarbeit im IDA e. V. eine relevante und wichtige
Vertretungsarbeit. Gerade in Zeiten von Corona-Verschwörungserzählungen ist es
wichtig, dass die Jugendverbände auf die Erfahrung und Kompetenz des IDA e. V.
zurückgreifen können (aktuell z. B. durch einen Beitrag im „BDKJ.konkret“).
Gerade im Vorfeld der Bundestagswahl erwartet der Bundesvorstand durch die
Mitarbeit im IDA e. V. viele Schnittstellen und Synergieeffekte für die Aktion
„Zukunftszeit - Gemeinsam für ein buntes Land“.
2.12 Politische Kontaktarbeit
Im Berichtszeitraum fanden zahlreiche Treffen mit Abgeordneten aller fünf - für
den BDKJ relevanten - Parteien im Deutschen Bundestag statt. Besonders positiv
ist, dass Lisi Maier im Rahmen ihrer Tätigkeit beim BDKJ oder als DBJR-
Vorsitzende zu zahlreichen Anhörungen im Bundestag eingeladen war und so direkt
im Ausschuss und der Kinderkommission auf zahlreiche Forderungen des BDKJ
eingehen konnte. Themen waren die Situation der Jugendverbände während Corona,
die finanzielle Weiterentwicklung des Sonderprogramms für die
Jugendbildungsstätten und die Verbesserung der Rahmenbedingungen fürs Ehrenamt.
Insbesondere mit dem BMFSFJ fand ein intensiver Kontakt über die
unterschiedlichen gemeinsamen Kooperationsfelder statt. Das
Jahresplanungsgespräch wurde coronabedingt abgesagt und durch eine schriftliche
Form ersetzt. Dennoch fanden zahlreiche virtuelle Treffen und Telefonate mit
Mitarbeiter*innen des Ministeriums, der Abteilungsleiterin Jugend, den
parlamentarischen und der verbeamteten Staatssekretärin statt. Der Austausch ist
von gegenseitiger Wertschätzung geprägt.
Aber auch mit dem Auswärtigen Amt fand im Berichtszeitraum ein intensiver und
vertrauensvoller Austausch über unser vom Auswärtigen Amt gefördertes Projekt
zum Aufbau der Zivilgesellschaft in den Ländern der östlichen Partnerschaft
statt.
Zudem konnte der Bundesvorstand im Berichtszeitraum zu zahlreichen
Wahlprogrammen Kommentare abgeben oder wurde in Papiererstellungen
miteingebunden (SPD, FDP; Bündnis90/Die Grünen).
Auch im europäischen Kontext fanden zahlreiche Gespräche mit Abgeordneten unter
anderem im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft statt.
Die Vernetzungsarbeit musste zwar coronabedingt verändert werden, hat aber im
Berichtszeitraum weiterhin gut funktioniert. Ein herzlicher Dank für die gute
Zusammenarbeit geht insbesondere an die jugendpolitischen Sprecher*innen der
Bundestagsfraktionen und das BMFSFJ.
Im kommenden Jahr wird der Schwerpunkt sein, nach den Bundestagswahlen neue
Kontakte zu knüpfen. Die Aktion „Zukunftszeit“ ermöglicht aber eine gute
Sichtbarkeit im Wahlkampf und dadurch auch entsprechend gute Anknüpfungspunkte
nach der Bundestagswahl und den Koalitionsverhandlungen. Die erst aufgenommenen
Kontakte im Europäischen Parlament sollten vertieft fortgesetzt werden.
2.13 Projekte
2.13.1 SINUS-Studie
Zur im Juli 2020 veröffentlichten SINUS-Jugendstudie 2020 hat der BDKJ in
Kooperation mit JHD Bildung zahlreiche Weiterbildungsveranstaltungen angeboten:
Im Juli und September fand jeweils eine Präsentation der Studie statt, im
September gab es außerdem zwei Schulungen, und im Dezember fand eine
Veranstaltung zu den Ergebnissen der Studie in Bezug auf die Jugendsozialarbeit
statt. Dieser Fachtag wurde von der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit sehr gut
angenommen. Er konzentrierte insbesondere auf die Lebenswelten, aus denen sich
die Zielgruppen der Jugendsozialarbeit speisen. Es konnten bezogen auf die
Lebenswelten, auf die Berufsfindung, den Umgang mit der Corona-Pandemie und
weitere Themen sehr spezifische Informationen gegeben werden und in
entsprechenden Gruppenangeboten ein Arbeiten mit den Ergebnissen der SINUS-
Studie erprobt werden. Dieses digitale Angebot stellte eine sehr gute
Möglichkeit dar, eine große Anzahl Interessierter mit einer spezifischen
Information zur SINUS-Studie zu erreichen. Alle Veranstaltungen wurden digital
durchgeführt und waren sehr gut besucht. In diesem Jahr fanden nochmals ein
Vortrag und eine Schulung statt.
Die Nachfrage zu den Weiterbildungsveranstaltungen hat das ungebrochene
Interesse an der SINUS-Jugendstudie gezeigt. Gerade in der Corona-Pandemie waren
und sind empirische Jugendstudien besonders wichtig, um Jugendliche im Fokus zu
behalten. Die Ergebnisse sind ebenfalls wichtig, um politischen Forderungen mehr
Gewicht zu verleihen.
Den Bundesvorstand erreichte eine Bedarfsabfrage für eine Corona-Nachbefragung,
leider haben sich dafür kaum andere Projektpartner zurückgemeldet, so dass eine
weitere Nachbefragung zum aktuellen Zeitpunkt nicht realistisch durchführbar
erscheint. Bezüglich der SINUS-Jugendstudie 2020 erreichen den Bundesvorstand
und die Bundesstelle noch immer etliche Anfragen um diese auch im Rahmen von
Veranstaltungen oder Konferenzen vorzustellen.
2.13.2 72-Stunden-Aktion
Auf der gemeinsamen Sitzung der Bundeskonferenzen der Jugend- und
Diözesanverbände wurde erneut auf die Auswertung der vergangenen 72-Stunden-
Aktion geschaut und angeregt, eine neue bundesweite 72-Stunden-Aktion auf den
Weg zu bringen.
In einem partizipativen Prozess hat die Hauptversammlung die Jugend- und
Diözesanverbände in die Vorbereitungen eines Antrags zur 72-Stunden-Aktion
eingebunden. Der Hauptausschuss bekräftigt im März 2021 sowohl den Willen über
das generelle Stattfinden der Aktion, als auch bei Zustimmung deren Ausformung
auf der Hauptversammlung zu beraten.
Aktuell ist noch nicht absehbar, in welchem Jahr die Aktion stattfinden wird.
Auch die Zustimmung der Jugendverbände zur Aktion ist noch nicht klar erkennbar.
Angesichts der Erfahrungen bei letzten Aktion ist dies eine Schwierigkeit.
2.13.3 „Zukunftszeit“ – Aktion zur Bundestagswahl 2021
Der Hauptausschuss hat nach intensiven Beratungen der jugendpolitischen
Vernetzungsrunde beschlossen, dass es mit „Zukunftszeit – Gemeinsam für ein
buntes Land“ 2021 wieder eine gemeinsame Aktion der katholischen Jugendverbände
zur Bundestagswahl geben soll. Mit der Aktion wollen wir im BDKJ zeigen, was wir
uns für unser Land in den kommenden vier Jahren wünschen. Wir wollen 35.000
Stunden (entspricht der Dauer einer Legislaturperiode des Deutschen Bundestags)
für ein buntes Land sammeln, die deutlich machen, wie wir uns unsere
Gesellschaft vorstellen: kulturell und religiös vielfältig, tolerant,
solidarisch, demokratisch, nachhaltig und jugendgerecht. Die Aktion startete am
13. März 2021, pünktlich zu den ersten Landtagswahlen in diesem Jahr.
Schlusspunkt soll eine gemeinsame Aktion am Wochenende vor der Bundestagswahl in
Berlin sein.
Mit „Zukunftszeit“ soll eine bekannte Marke neu besetzt werden. Die Website hat
hierfür einen neuen Anstrich bekommen. Die Aktion wurde thematisch erweitert,
was sich auch in den Illustrationen widerspiegelt. Schwerpunkt bleibt aber das
Engagement für ein buntes Land und gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus und
Rechtsradikalismus. Klar ist, dass in Zeiten der Corona-Pandemie auch die
konkreten Aktionen vor Ort anders aussehen müssen. Ideen und Anregungen dazu
gibt es auf der Website. Der Hauptausschuss hat außerdem eine Aktionsgruppe
berufen, die „Zukunftszeit“ begleitet. Ihr gehören an: Jan Hilkenbach (BDKJ
Paderborn), Julius Glaser(SMJ), Sarah Schulte-Döinghaus (KLJB), Leo Helm (BDKJ
Passau) und Joshua Hinz (BDKJ Mönchengladbach). In der Bundesstelle unterstützt
Constanze Mayer als Projektreferentin, Yvonne Everhartz als Grundlagenreferentin
und Lisi Maier als Bundesvorsitzende die Aktion.
Es ist wichtig, als katholische Jugendverbände gerade im Vorfeld der
Bundestagswahl laut zu sein und unsere politischen Forderungen nach außen zu
tragen. Die Aktion „Zukunftszeit“ hat 2016/17 im Vorfeld der Bundestagswahl ein
starkes Zeichen gesetzt und sichtbar gemacht, dass katholische
Jugendverbandsarbeit auch politisch ist. Der Bundesvorstand freut sich schon
jetzt über das Engagement und die Kreativität der Aktiven in den Verbänden.
Der Bundesvorstand hofft, dass neben zahlreichen Online-Aktivitäten, die Aktion
„Zukunftszeit“ in den Sommermonaten auch wieder dazu motivieren kann, analoge
jugendverbandliche Angebote durchzuführen. So wollen wir off- und online
darstellen, mit welcher Kreativität katholische Jugendverbände ihre Forderungen
und Haltungen an Politiker*innen herantragen können.
Kommentare
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Zudem wäre es wichtig Doppelungen zu vermeiden, was durch die Bearbeitung von Zukunftszeit nicht der Fall war (Buko, HV, Vernetzunngsrunde, Landesstellentreffen usw.)
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Bei Kmapagnen würde es prinzipiell helfen, wenn vor Veröffentlichung einer Kampagne besser kommuniziert wird, so dass man die Kampagnen im eigenen Plan mitdenken und nutzen kann.
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
DV Regensburg :
Wie realistisch schätzt der Bundesvorstand das Erreichen der 35.000 Stunden ein?
Florian Meisser:
Die Sommerakademie zur ZUSAGE - Globale Klimagerechtigkeit findet nicht in Präsenz sondern online statt. Dadurch hat sich der Zeitraum auch auf den 7. - 9. Juni verkürzt. Die Gesprächspartner*innen sind hochkarätig und spannend! Anmeldung unter https://www.zusage.global/sei-dabei/
Lukas Färber (KjG):
Wie geht der Vorstand mit der kritischen Situation mit Blick auf die DSEE um? Welche Handlungsspielräume bestehen?
Lukas Färber (KjG):
Gibt es auch Ergebnisse zu der Initiative zu Erasmus+ in Schottland und Wales zu der Jakob zu Gesprächen eingeladen war?
Lukas Färber (KjG):
Wie gehen wir als BDKJ um, wenn der vorliegende Entwurf in dieser Form beschlossen würde? Bewerten wir das positiv, weil es ein erster Schritt ist, oder negativ, weil es unseren Anforderungen nicht entspricht?
Marc Eickelkamp:
Rückmeldung der KjG: die Arbeit und Angebote werden als sehr positiv wahrgenommen z.B. Genderchampions und Frauen Banden Bilden sind super!
Marc Eickelkamp:
Rückmeldung der KjG: wir unterstützen, die Forderung, dass es hier weitere Maßnahmen und ein Engagement über die betriebliche Ausbildung hinaus braucht! Auch im Bereich der Vermittlung zwischen Fördergeber*innen und potentiellen Ausbildungsträger*innen sehen wir Nachholbedarf.
Marc Eickelkamp:
Rückmeldung der KjG: das Engagement und die Rücksprachen im (Dach)Verband haben wir als sehr positiv wahrgenommen. Viele Anfragen, Probleme und Forderungen sind durch den BDKJ und den DBJR Vorstand aufgegriffen und in die Politik getragen worden, danke dafür!
Simon Schwarzmüller:
Ihr beschreibt in diesem Abschnitt vor allem sehr viel die aktuellen politischen Entwicklungen.
Wie bringt ihr euch als Bundesvorstand konkret politisch (über die Initiative "www.wahlalter.info" hinaus) ein, um das Ziel der Wahlalterabsenkung zu erreichen? Gab es diesbezüglich Gespräche mit Politiker*innen o.Ä.?
Simon Schwarzmüller:
Plant ihr von Seiten des Bundesvorstandes, erneut für den DBJR-Vorsitz zu kandidieren, wenn Lisis Amtszeit endet?
Simon Schwarzmüller:
Schon länger spricht sich der BDKJ gegen die stark unterschiedlichen Rahmenbedingungen zwischen dem neuen freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz der Bundeswehr und den zivilgesellschaftlichen Freiwilligendiensten aus. Wie bringt ihr diesbezüglich eure Forderungen für die Stärkung der Freiwilligendienste ein und welche Rückmeldungen gab es dazu aus der Politik, gerade mit Blick auf die Ungleichbehandlung?
Elisabeth Adolf:
Wie wurde die Veranstaltung am 9. Dezember zum Thema Kirche und Rechtspopulismus angenommen?
Annika Jülich:
Vielen Dank an Yvonne für die spannende Veranstaltung! :) Wir fänden es super, wenn die Ergebnisse der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus über eure ÖA oder in Veranstaltungen auch mehr Menschen bereitgestellt werden könnten. Es ist unheimlich wichtig, dass wir die rechten Strömungen in der Kirche kennen und nach Wegen suchen, wie wir dagegen vorgehen können.
Annika Jülich:
Jahr und Bundesfreiwilligendienst
Wir finden es gut, dass ihr zu BTW nochmal deutlich Stellung für den FWD und gegen die Ungleichbehandlung des FWD und Freiwilligen Wehrdienst bezieht. Wir finden es wichtig, wenn das auch abseits der Wahl passiert. Wart ihr dazu auch in der Vergangenheit aktiv?
Katharina Niedens:
Wir erachten es als eine Bereicherung, wenn der BDKJ auch weiterhin im Vorstand des DBJR vertreten wäre! Deswegen die Frage, wie es aktuell perspektivisch aussieht? Plant der Vorstand weiterhin im DBJR Vorstand vertreten zu sein?
Elodie Scholten:
Wer sind denn die konkreten Zielgruppen, die erreicht werden sollen und wer wird zur Zeit erreicht?
Simon Hinz:
Ich fand die Zeit zwischen den BuKos im November und dem Aktionsstart im März kommunikativ schwierig. Da hätte ich mir eine deutlich größere Transparenz bezüglich eurer Planungen gewünscht. Wir hatten klar, dass es eine Aktion geben wird und haben diese auch gerne verbandsintern angekündigt, konnten unseren Jugend und Regionalverbänden aber lange nichts konkretes sagen, weder über Inhalte, noch Form, Steuerungsgruppe oder Aktionsstart.
Elodie Scholten: