Veranstaltung: | Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstands 2022 |
---|---|
Berichterstatter*in: | BDKJ-Bundesvorstand |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 06.04.2022, 00:58 |
B II.7: Internationale Jugendarbeit
Text
Internationale Begegnungsarbeit war im vergangenen Jahr stark eingeschränkt, da
internationale Mobilität kaum bis gar nicht möglich war. Viele Träger
engagierten sich in digitalen Projekten, die eine persönliche Begegnung aber
nicht ersetzen konnten; technische Hürden stellten eine Schwierigkeit dar. Der
BDKJ fokussierte sich in seinen Angeboten mit dem Jugendhaus Düsseldorf (JHD)
und der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj) auf die Vermittlung von
Kompetenzen für die Durchführung digitaler Begegnungen. Zudem wurden
Überlegungen angestellt, wie die internationale Jugendarbeit mit und nach der
Corona-Krise wieder neu starten kann und es erfolgte eine verstärkte
Öffentlichkeitsarbeit für diesen Bereich der Jugendarbeit. In der
internationalen Zusammenarbeit lag der Schwerpunkt auf Partnerschaften nach
Mittel- und Osteuropa, so mit Russland und der Ukraine. Shrinking Spaces, also
die Einschränkung zivilgesellschaftlicher Handlungsräume, wurde erneut in den
Blick genommen, vor allem in Hinblick auf die Entwicklungen für Jugendverbände
in Belarus. Angesichts der Entwicklungen im Bereich internationaler
Jugendpolitik engagiert sich der BDKJ im Rahmen des Deutschen Bundesjugendringes
(DBJR) für bessere Förderbedingungen und gegen eine Zersplitterung der
Förderlandschaft durch die Neugründung von Jugendwerken, die auch mit dem
Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung befürwortet werden.
Lena Bloemacher (Bundesvorstand):
Der Wunsch unserer Partner*innen ist in erster Linie, dass wir sie nicht vergessen und hier in Deutschland an die Situation von Kindern und Jugendlichen erinnern. Ihnen ist bewusst, dass die meisten unserer Jugendverbände keine Hilfsdienste sind, die vor Ort unterstützen könnten. Der Fokus liegt sehr auf einer Zeit NACH dem Krieg, auf Wiederaufbau, auch der Jugendverbandsarbeit, und in dem Rahmen hoffen die ukrainischen Partner*innen auf unsere Unterstützung. Der Ansprechpartner für den ukrainischen Jugendring ist in erster Linie der DBJR, wir halten den Kontakt zu Obnova. Mit unserem russischen Partner, dem katholischen Jugendzentrum in Moskau stehen wir in Kontakt, haben aber den Fachkräfteaustausch für Juni abgesagt. Es besteht die Möglichkeit, ihn in einem anderen Land durchzuführen bzw. ihn auf einen wesentlich späteren Zeitpunkt verschieben. Den Kontakt hält aktuell Lena Wallraff, da das Referat Entwicklungspolitik in die inhaltliche Vorbereitung zum Thema Nachhaltigkeit eingebunden war. Dazu kommt aber die politische Dimension: Wir müssen sensibel überlegen, ob und wie wir die Veranstaltung mit unserem russischen Partner vorantreiben, solange unser ukrainischer Partner von russischen Streitkräften massiv angegriffen wird und dort kein verbandliches Leben oder Veranstaltungen denkbar sind. Das Referat Internationale Jugendarbeit ist zum 15.05. wieder besetzt, dann werden Lena, die neue Kollegin und ich uns zusammensetzen und an einem weiteren Plan arbeiten.
Der DBJR koopriert weiterhin mit den Jugendverbänden in Belarus, die Vorsitzende des belarussischen Jugendrings war zum Austausch zur DBJR VV eingeladen. Der DBJR und seine Mitgliedorganisationen stehen nach wie vor an der Seite des belarussischen Jugendrings und unterstützen die Arbeit für Menschenrechte in Belarus. Über bilaterale Beziehungen zwischen dem belarussischen und dem ukrainischen Jugendring haben wir keine tieferen Informationen.
BDKJ, Renovabis und afj sind Träger des Förderprogramms für Jugendbegegnungen Go
East. Die Beiratssitzung findet jährlich statt und ist ein wichtiges Forum für
den Austausch mit Renovabis. Auf der Beiratssitzung werden aktuelle Anträge und
Entwicklungen beraten.
Der Runde Tisch setzt sich aus Vertreter*innen von BDKJ, JHD und afj zusammen.
Er berät über die aktuelle KJP-Fördersituation durch den Bund im Bereich
katholischer internationaler Jugendarbeit und Maßnahmen zur Stärkung
internationaler Jugendarbeit in katholischer Trägerschaft.
Die Maximilian-Kolbe-Stiftung beruft traditionelle eine*n Vertreter*in des BDKJ-
Bundesvorstands in den Stiftungsrat. Im Sommer 2021 wechselte die Berufung von
Lisi Maier (ehemalige Bundesvorsitzende) zu Gregor Podschun
(Bundesvorsitzender), welcher an der Stiftungsratssitzung im Dezember 2021
teilnahm. Im Januar 2022 wechselte die Zuständigkeit zu Lena Bloemacher
(Bundesvorsitzende) – eine Berufung steht zum Ende der Redaktionsfrist noch aus.
Die Stiftung fördert internationale Versöhnungsarbeit, insbesondere im
Osteuropäischen Raum. Durch die Corona-Pandemie konnten die üblichen Aktivitäten
nicht durchgeführt werden. In der Stiftungsratssitzung wurde deutlich, dass die
Zusammenarbeit mit der polnischen Bischofskonferenz intensiviert werden sollte,
so dass sie auf Augenhöhe mit der Deutsche Bischofskonferenz stattfinden kann.
Der Bundesvorstand bewertet die Arbeit der Stiftung als wertvoll für die
internationale Jugendarbeit und unterstützt diese.
In Zukunft muss mit Blick auf die Ressourcen des Bundesvorstands geprüft werden,
ob eine Vertretung durch den Bundesvorstand direkt notwendig ist oder die
Zusammenarbeit im Stiftungsrat durch andere Personen im BDKJ erfolgen kann.
Zusammen mit dem Jugendhaus Düsseldorf und der afj hat der BDKJ die Produktion
eines Films zur internationalen Jugendarbeit in Auftrag gegeben. Angesichts der
geringen internationalen Begegnungsmöglichkeiten in der Pandemie, möchte der
Film die internationale Jugendarbeit stärker ins Bewusstsein rücken und
bewerben, sowie neue Träger gewinnen. Im Vorfeld wurde mit einer Agentur in
Workshops die genaue Zielgruppe ermittelt und die Story des Films entwickelt.
Das Endprodukt, ein 1:20 minütiger Clip, stellt den Wert internationaler
Begegnungen heraus, ruft Engagierte zum Mitmachen auf und bewirbt die
Bundeszentrale für katholische Jugendarbeit als Unterstützer*in bei der
Umsetzung internationaler Austauschprojekte. Der Film wurde im Rahmen von
Veranstaltungen der internationalen Jugendarbeit gezeigt, über die Kanäle der
drei Träger gestreut und im Rahmen einer Social-Media-Themenwoche und einem
Newsletter zur internationalen Jugendarbeit beworben.
Im Anschluss an das im Jahr 2020 erfolgreich durchgeführte Projekt mit dem
Nationalen Jugendrat der Ukraine war im Jahr 2021 eine Fortführung zum Thema
„Strengthening youth through digital citizenship“ geplant. Fördermittel vom
Auswärtigen Amt wurden dafür akquiriert. Der BDKJ musste sich jedoch vom
Nationalen Jugendrat als Hauptprojektpartner trennen, da er durch interne
Streitigkeiten als zuverlässiger Partner nicht mehr zur Verfügung stand.
Stattdessen sollten in kleinerem Umfang Projektaktivitäten mit dem ukrainischen
griechisch-katholischen Studierendenverband Obnova durchgeführt werden. Der
Änderungsantrag wurde durch das Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten (BfAA)
jedoch spät bewilligt. Zudem mussten durch Corona alle Aktivitäten digital
geplant werden, was von potenziellen Teilnehmer*innen auf deutscher und
ukrainischer Seite schlecht angenommen wurde. Somit musste letztlich das ganze
Projekt abgesagt werden. Der BDKJ bedauert die erschwerte Zusammenarbeit mit den
ukrainischen Partner*innen in 2021. Er möchte aber weiterhin an der
Partnerschaft vor allem mit Obnova festhalten. Zusammen mit Obnova wurde Anfang
des Jahres 2022 die vergangene Zusammenarbeit reflektiert und über Perspektiven
beraten.
Mit einem digitalen Workshop zum Themenschwerpunkt nachhaltige Entwicklung wurde
Anfang November 2021 ein Grundstein für die Zusammenarbeit zwischen BDKJ und
katholischem Jugendzentrum der Erzdiözese Moskau gelegt. Vom 24. Bis 30. Juni
2022 ist ein Fachkräfteaustausch in Russland geplant. Bisher läuft die
Zusammenarbeit sehr gut. Der BDKJ sieht im katholischen Jugendzentrum Moskau
eine potenzielle Partnerin für eine langfristige deutsch-russische
Zusammenarbeit.
Yu Niedermayer (KjG):
Zusammen mit dem JHD bietet der BDKJ weiterhin Veranstaltungen zur Vernetzung
von Trägern der internationalen Jugendarbeit an. Die Online-Reihe
„connect.digital.international“ greift aktuelle Themen der internationalen
Jugendarbeit auf und wird von den Trägern sehr gut angenommen. Als
niedrigschwelliges Format ist eine Durchführung auch in naher Zukunft geplant.
Die KJP-Tagung Internationale Jugendarbeit wird am 06. April 2022 stattfinden
und fokussiert sich auf die Vermittlung grundlegender Kenntnisse zur
Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung internationaler
Begegnungsmaßnahmen.
Auf dem Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit, der im September digital
stattgefunden hat, hat ein vom BDKJ organisierter Talk „Shrinking Spaces – Junge
Zivilgesellschaft unter Druck“ stattgefunden. Er wurde im öffentlichen Stream
des Kongresses gezeigt und machte schwerpunktmäßig die derzeit problematische
Lage für junge zivilgesellschaftliche Akteur*innen in Belarus deutlich.
Angesichts der Häufung digitaler Maßnahmen der internationalen Jugendarbeit
wurde der Methodenkoffer internationale Jugendarbeit von BDKJ, afj und JHD um
digitale Methoden ergänzt und digital zum Download zur Verfügung gestellt.
Die Broschüre „Bilaterale Bildungsarbeit in pandemischen Zeiten“ dokumentiert
das deutsch-ukrainische Projekt aus dem Jahr 2020 und gibt Anregungen für die
digitale Erinnerungsarbeit, beispielsweise mithilfe von Digital Storytelling.
Das Heft steht in deutscher und ukrainischer Sprache online und in geringer
Auflage als Print zur Verfügung.
Die in 2017 erschienene Arbeitshilfe von BDKJ, JHD und afj, die praktische Tipps
und Informationen zur Organisation von Jugendaustauschen enthält, wurde zu
Beginn des Jahres 2021 aktualisiert und ergänzt. Als Neuauflage steht sie
Interessierten vor allem online zur Verfügung und soll im April 2022 erscheinen.
Ökumenischer Rat der Kirchen – Vollversammlung Karlsruhe
2022
Die Vollversammlung findet Ende August bis Anfang September in Karlsruhe statt
und ist für die ökumenische Zusammenarbeit von Bedeutung. Der Bundesvorstand hat
mit der aej und anderen Akteur*innen über die Veranstaltung gesprochen und hält
die Planungen weiter im Blick, um kurzfristig zu entscheiden, ob eine – wie auch
immer geartete – Teilnahme des Bundesvorstands sinnvoll ist.