Veranstaltung: | Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstands 2024 |
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Berichterstatter*in: | BDKJ-Bundesvorstand |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.04.2024, 18:47 |
B II.9: Jugendsozialarbeit
Text
Das Referat für Jugendsozialarbeit wird seit Oktober 2023 von Franziska von
Deimling mit einem Stellenumfang von 100 Prozent besetzt. Zuvor war das Referat
von Ludger Urbic besetzt. Das Referat wird durch die Bundesarbeitsgemeinschaft
Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) zu 90 Prozent refinanziert. Die
Finanzierung des Referates ist bis 2025 gebunden an die Tätigkeit in den
Themenfeldern „Berufliche Integration für alle jungen Menschen erreichen“
(40 Prozent) und „Teilhabe aller jungen Menschen am gesellschaftlichen Leben
stärken” (50 Prozent). Des Weiteren ist im Referat das Projekt
„Gelingensfaktoren Aufsuchender Jugendsozialarbeit“ angesiedelt, welches
durch Ilka Bähr mit 40 Prozent besetzt ist. Andreas Schmitz arbeitet im
Sekretariat des Referates.
Im Rahmen der Hauptversammlung 2023 wurde der Antrag „Die Würde des Menschen
ist bedingungslos − für eine zukunftsfähige Gesellschaft“ beschlossen. Der
Beschluss wurde im Sommer an die zuständigen Fachpolitiker*innen versandt. Im
Rahmen der Treffen der Hauptversammlungsteilnehmer*innen im afa (hafa) wurde der
Beschluss weiterbearbeitet. Dabei wurde ein One-Pager entwickelt, welches zur
Verbreitung in Kirche und Politik genutzt werden kann. Außerdem wurde eine
Zusammenfassung des Beschlusses erarbeitet, welche intern als Vorbereitung für
Gespräche dienen soll.
In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Grundeinkommen sowie der Klima-Allianz
Deutschland fand im Februar ein digitaler Workshop mit dem Titel „Klimageld
und Grundeinkommen − zwei Bausteine für Klimagerechtigkeit in der
Diskussion“ statt, bei dem Stefan den Beschluss und seine Inhalte vorstellte.
Der Beschluss zum Grundeinkommen ist richtungsweisend und hat entsprechend
Aufmerksamkeit erfahren. Wir sind froh, dass wir bereits mit
Kooperationspartner*innen das Thema Grundeinkommen weiterbearbeiten und unsere
Expertise einbringen konnten. Wir bedauern, dass sich aufgrund des personellen
Umbruchs im Referat einige Handlungsschritte zeitlich verzögert haben.
Die im Beschluss vorgesehenen Handlungsschritte werden angegangen und umgesetzt.
Um den Beschluss und seine Positionen innerverbandlich stärker nutzen zu
können, werden die Ergebnisse des hafa in einer jugendpolitischen
Vernetzungsrunde vorgestellt und Interessierten zugänglich gemacht werden. Des
Weiteren wird das Thema Grundeinkommen sowohl innerverbandlich als auch mit
Einrichtungen der Jugendsozialarbeit bearbeitet werden und die Ergebnisse für
die politische Arbeit zum Einsatz kommen.
Die im Haushaltsentwurf vorgesehenen KJP-Kürzungen haben auch den Bereich der
Jugendsozialarbeit betroffen. Durch die intensive Lobbyarbeit konnten die
Kürzungen verhindert und so die Finanzierung für 2024 weitestgehend gesichert
werden.
Die Haushaltsverhandlungen im Jahr 2023 haben eine große Unsicherheit bei allen
Akteur*innen hervorgerufen. Wir fordern eine langfristige und nachhaltige
Finanzierung der Jugendsozialarbeit.
Auch in den kommenden Haushaltsverhandlungen werden wir uns für die
bedarfsgerechte Ausfinanzierung der Jugendsozialarbeit einsetzen.
Die Situation am Ausbildungsmarkt hat sich auch 2023 nicht wesentlich entspannt.
Es gibt weiterhin eine große Zahl unbesetzter Ausbildungsplätze und eine
große Zahl unversorgter Bewerber*innen um Ausbildungsplätze. Es gibt weiterhin
eine starke regionale und sektorale Uneinheitlichkeit im Ausbildungsmarkt.
Betriebe und Jugendliche finden im Angebot und der Nachfrage nicht zueinander.
Alarmierend ist der Rückgang der Jugendlichen, die eine duale Berufsausbildung
anstreben.
Die Ausbildungsgarantie wurde als Teil des Aus- und Weiterbildungsgesetzes im
Juni 2023 beschlossen und tritt zum 1. April 2024 in Kraft. Wir haben mit dem
Referat und mit dem Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit, die Federführung
für eine Positionierung zum Thema Ausbildungsgarantie übernommen. Das Referat
konnte für die BAG KJS an verschiedenen fachpolitischen Gesprächen mit
Bundestagsabgeordneten teilnehmen und ihre Position einbringen.
Wir bewerten die Situation am Ausbildungsmarkt als weiterhin schwierig. Von der
Ausgestaltung einer Ausbildungsgarantie hatten wir uns mehr erwartet als die
kleinen Veränderungen, die eingeführt wurden. Die Ausbildungsgarantie ist aus
unserer Sicht keine echte Garantie für alle jungen Menschen.
Wir setzen uns weiterhin dafür ein, die Ausbildungsgarantie durch die Stärkung
verschiedener arbeitsmarktpolitischer und sozialpädagogischer Instrumente zu
stärken.
Das Projekt „Gelingensfaktoren Aufsuchender Jugendsozialarbeit“ ist im Juli
2022 an der Bundesstelle gestartet und wurde im Jahr 2023 weitergeführt. Das
Projekt wird aus Projektmitteln des Kinder- und Jugendplans gefördert und weist
eine Laufzeit von zwei Jahren auf. Ziel des Projektes ist es, verschiedene
Ansätze der Aufsuchenden Jugendsozialarbeit abzubilden und in der Folge zu
eruieren, welche Faktoren den jeweiligen Ansatz zum Erfolg führen. Die
Aufsuchende Jugendsozialarbeit ist nach der Corona-Pandemie in den Fokus der
Aufmerksamkeit gerückt. Sie ist gegenwärtig von zentraler Bedeutung für das
Ziel, Jugendliche und junge Erwachsene wieder an Bildungs- und
Qualifizierungsmaßnahmen heranzuführen. Die teilnehmenden sieben Projekte mit
teilweise unterschiedlichen Ansätzen Aufsuchender Jugendsozialarbeit konnten im
ersten Halbjahr 2023 besucht werden. Hierbei wurde der mit Hilfe der
wissenschaftlichen Begleitung erstellte Interviewleitfaden genutzt, um
leitfadengestützte Expert*inneninterviews zu führen. In einem weiteren Schritt
wurden die geführten Interviews ausgewertet, um somit erste Gelingensfaktoren
zu identifizieren. Diese eröffnenden gelingenden Faktoren der Aufsuchenden
Jugendsozialarbeit konnten bei einem Workshop den Praktiker*innen präsentiert
werden. Gemeinsam mit diesen fand ein Austausch über die Gelingensbedingungen
und weiterführende Faktoren statt. Die wissenschaftliche Begleitung für das
Projekt hat Professorin Dr. Ruth Enggruber von der Hochschule Düsseldorf
übernommen. Sie bringt sich als Mitgestalterin und Gesprächspartnerin
innerhalb der Auswertung, sowie beim gemeinsamen Workshop engagiert ein.
Wir bewerten das Projekt, die geführten Expert*inneninterviews mit den
Akteur*innen der Aufsuchenden Jugendsozialarbeit, sowie die Inhaltsanalyse
dieser als einen wichtigen Schritt, ein relevantes Thema innerhalb der
Jugendsozialarbeit zu platzieren. Die Erfahrungen aus dem Projekt unterstreichen
die zentrale Rolle der Aufsuchenden Jugendsozialarbeit bei der Unterstützung
von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in prekären Lebenslagen.
Ebenfalls positiv zu bewerten ist die Zusammenarbeit mit einigen BDKJ-nahen
Einrichtungen innerhalb des Projektes. Das Projekt ermöglicht es dem BDKJ,
seinen Beitrag zur Weiterentwicklung der Jugendsozialarbeit wirkungsvoll zu
platzieren. Aus unserer Sicht ist das Projekt auf einem guten Weg zur Erreichung
dieser Ziele.
Im Rahmen des Projektes infolge der Interviews und Workshops mit den
teilnehmenden Einrichtungen ist eine digitale Handreichung vorgesehen. Die
geplante Fortsetzung der Kooperation mit den Praktiker*innen der Aufsuchenden
Jugendsozialarbeit in Online-Treffen und die gemeinsame Aufarbeitung der Inhalte
und Ausarbeitung der Ergebnisse im Rahmen der digitalen Handreichung arbeiten
auf das Ziel hin, die erzielten Erkenntnisse einer breiten Masse zugänglich zu
machen. Innerhalb der Handreichung werden die Gelingensfaktoren Aufsuchender
Jugendsozialarbeit gezielt herausgearbeitet und beschrieben. Die teilnehmenden
Einrichtungen werden weiterführend als „Pilotprojekte“ innerhalb der
Aufsuchenden Jugendsozialarbeit fungieren. Die Verbreitung der Ergebnisse soll
durch einen gemeinsamen Fachtag am 16. Mai dieses Jahres sichergestellt werden.
Für das Jahr 2024 werden wieder dezentrale Veranstaltungen in den Einrichtungen
der katholischen Jugendsozialarbeit angeregt unter dem Motto: „Talente
erkennen! Europa als Chance“. Das Motto wurde mit Blick auf die anstehende
Europawahl gewählt und soll die Möglichkeit bieten, mit Abgeordneten aus dem
Europäischen Parlament ins Gespräch zu kommen. Es zeichnet sich ab, dass
erneut viele Einrichtungen den Josefstag als Plattform nutzen werden. Die
zentrale Auftaktveranstaltung findet im Haus der offenen Tür (HoT) Sinzig
statt. Die bundeszentralen Träger (afa e.V., afj und BAG KJS) haben im
Berichtszeitraum im Rahmen eines Klausurtages das Konzept des Josefstags
überarbeitet und zukunftsfähig aufbereitet. Dabei wurde insbesondere ein
Kommunikationskonzept entworfen, das zukünftig dabei unterstützen soll, die
politischen Forderungen früher und gezielter einsetzen zu können. Aufgrund des
Personalwechsels im Referat können zum Josefstag 2024 nur einige der Punkte
umgesetzt werden.
Wir halten das Thema des Josefstages 2024 für gut gewählt und relevant. Der
Josefstag ist aus unserer Sicht weiterhin ein sehr gutes Format, um als BDKJ
für die Interessen von jungen Menschen eine Stimme zu erheben.
Wir hoffen, dass erneut viele Einrichtungen und insbesondere
Jugendverbandsgruppen den Josefstag gestalten werden. Die Weiterentwicklung des
Josefstages auf Basis der in 2023 erarbeiteten Konzepte soll im Laufe des Jahres
2024 erfolgen.
Der afa-Kooperationskreis fand im Berichtszeitraum in Berlin (13.‑15. Juni
2023) und Nürnberg (13.-14. Dezember 2023) statt. Er wurde genutzt, um die
Zusammenarbeit der Einrichtungen der Jugendberufshilfe zu gestalten. Neben BDKJ-
nahen Einrichtungen gehören dem afa-Kooperationskreis auch Einrichtungen und
Multiplikator*innen anderer Mitgliedsorganisationen der BAG KJS an.
Im Rahmen des Kooperationskreises in Berlin konnten wieder Abgeordnete aus den
relevanten Ausschüssen für Gespräche gewonnen werden. Die Gespräche fanden
in einer guten Atmosphäre statt.
Der zweite afa-Kooperationskreis fand in Nürnberg statt, um auch in Präsenz
Gespräche mit der Bundesagentur für Arbeit zu führen. Hier konnte ein
gezielter und guter Erfahrungsaustausch zwischen den Einrichtungen gestaltet
werden, auch der Austausch mit der Bundesagentur für Arbeit erfolgte in einer
angenehmen Atmosphäre.
Der afa-Kooperationskreis ist aus unserer Sicht eine gute Möglichkeit, die
Träger der Jugendberufshilfe in einen direkten Erfahrungsaustausch miteinander
und in einen Austausch mit Politik und Administration zu bringen. Insbesondere
die Gespräche untereinander aber auch der Austausch mit Gesprächspartner*innen
ist in Präsenz besser und intensiver zu gestalten. Mit diesem Format bringen
wir eine Qualität in die Kommunikation in der Jugendsozialarbeit ein.
Im Jahr 2024 soll der afa-Kooperationskreis weiterhin für den fachlichen
Erfahrungsaustausch und den fachpolitischen Austausch mit der Politik und der
Bundesagentur genutzt werden.
Der BDKJ gestaltet als Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft katholische
Jugendsozialarbeit (BAG KJS) diese aktiv mit. Im Berichtszeitraum konnten
Impulse aus der Jugendsozialarbeit in den BDKJ transportiert werden, aber
genauso Positionen des BDKJ in die Jugendsozialarbeit eingebracht werden.
Wir bewerten die Zusammenarbeit in der BAG KJS sehr positiv. Insbesondere freuen
wir uns darüber, dass Stefan erneut zum ersten Vorsitzenden der BAG KJS
gewählt und so in seiner Arbeit bestätigt wurde. Durch den Vorsitz in der BAG
KJS haben wir Möglichkeiten, die Arbeit mitzugestalten und unsere Anliegen
einzubringen. Außerdem können wir durch die Doppelfunktion wichtige
Lobbykontakte herstellen.Wir bedauern, dass die geplante Weiterarbeit an den
Jugendpastoralen Leitlinien aus der Perspektive der Jugendsozialarbeit nicht
erfolgt ist.
Wir haben uns erneut für eine Refinanzierung des Referates in den Themenfeldern
„Berufliche Integration für alle jungen Menschen erreichen“ (40 Prozent)
und „Teilhabe aller jungen Menschen am gesellschaftlichen Leben stärken”
beworben. Die Ergebnissicherung des Projektes „Gelingensfaktoren Aufsuchender
Jugendsozialarbeit“ soll in enger Kooperation mit der BAG KJS gestaltet
werden.