Veranstaltung: | Rechenschaftsberichte zur Hauptversammlung 2025 |
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Berichterstatter*in: | BDKJ-Bundesvorstand |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 08.04.2025, 22:07 |
B II.2: Diversität
Text
Das Referat für Jugendpolitik, Mädchen- und Frauenpolitik und Diversität wird
von Joana Kulgemeyer mit einem Stellenumfang von 100 Prozent besetzt. Das
Referat wird durch KJP-Mittel finanziert. Dennis Wartenberg arbeitet hier als
Sekretär. Das Referat unterstützt und berät den BDKJ-Bundesverband in Fragen der
Jugendpolitik, Mädchen- und Frauenpolitik und Diversität auf Grundlage der
Bundesordnung sowie im Rahmen der aktuellen Schwerpunktsetzungen und Beschlüsse.
Unsere Verbandsarbeit basiert auf der Erkenntnis, dass gesellschaftliche Normen
einem ständigen Wandel unterliegen. Daher ist es uns besonders wichtig, die
verschiedenen Aspekte von Diversität nicht nur zu berücksichtigen, sondern auch
zu fördern und wertzuschätzen – sowohl innerhalb unserer Verbandsstrukturen als
auch in der politischen Arbeit auf Bundesebene.
Als katholischer Verband sehen wir Diversität als gelebtes Selbstverständnis.
Dennoch sind wir uns bewusst, dass wir diesem Anspruch in unserer täglichen
Arbeit nicht immer vollständig gerecht werden. Es bleibt unser Anliegen,
Diversität als zentrales Querschnittsthema weiter zu verankern und das
Zusammenspiel der unterschiedlichen Diversitätsdimensionen sowie die damit
verbundenen Politikfeldern zu schärfen. Leider fehlten bisher die notwendigen
Ressourcen, um uns diesem Themenfeld vollumfänglich zuzuwenden.
In vielen Jugend- und Diözesanverbänden wird bereits intensiv an verschiedenen
Aspekten von Diversität gearbeitet − insbesondere im sozialpolitischen und
queerpolitischen Bereich gibt es wertvolle Expertise. Um diese Kompetenzen noch
stärker zu vernetzen, planen wir für das kommende Jahr ein Austauschformat. Die
weitere Ausgestaltung dieses Formates steht noch nicht weiter fest, aber wir
freuen uns diesbezüglich auf Impulse, Bedarfe und Perspektiven aus den
Verbänden.
Auf Grundlage unserer Beschlusslage haben wir uns im vergangenen Jahr für eine
Ergänzung des Diskriminierungsverbots im Grundgesetz, Artikel 3 Absatz 3, um das
Merkmal der sexuellen Identität eingesetzt. Queere Personen gehören zu den
großen Opfergruppen des Nationalsozialismus, die bislang keinen expliziten
Schutz durch Artikel 3 genießen. Trotz der klaren Vereinbarung im
Koalitionsvertrag wurde die notwendige Anpassung des Artikels nicht umgesetzt −
ein Versäumnis, das angesichts des sich wandelnden politischen Klimas besonders
schwer wiegt. Da eine Änderung des Grundgesetzes eine Zweidrittelmehrheit
erfordert, ist eine Unterstützung aus dem demokratischen Spektrum der Opposition
notwendig. Hierfür haben wir uns im Berichtszeitraum − in Anschreiben,
Gesprächen und Bündnissen − gezielt eingesetzt.
Unser Einsatz für diese wichtige Gesetzesänderung war konstruktiv. Insbesondere
die Mitwirkung an der Kampagne „Nächstenliebe stärken, Zusammenhalt fördern“ des
LSVD – Verband Queere Vielfalt hat zu einer stärkeren Vernetzung und
Sichtbarkeit des Anliegens beigetragen. Dennoch stießen wir auf
Herausforderungen: Die verkürzte Legislaturperiode erschwerte die Umsetzung des
Vorhabens.
Wir werden uns weiterhin mit Nachdruck für eine Ergänzung des
Diskriminierungsverbots einsetzen und weiterhin für eine breite
gesellschaftliche und parlamentarische Unterstützung werben. Denn die rechtliche
Gleichstellung und der Schutz vor Diskriminierung müssen uneingeschränkt für
alle gelten.
Seitdem wir das Thema Diversität als eigenständigen Arbeitsbereich in das
Portfolio der Bundesstelle aufgenommen haben, erarbeiten wir uns ein Netzwerk,
um uns in den Handlungsfeldern der verschiedenen Diversitätsdimensionen zu
vernetzen. Dazu gehören u. a. der Aufbau des Kontakts zur Gehörlosen Jugend,
erste Kontakte mit Jürgen Dusel, dem Beauftragten der Bundesregierung für die
Belange von Menschen mit Behinderung, der Beauftragten der Bundesregierung für
Antidiskriminierung sowie dem LSVD und dem Bundesverband trans*.
Wir finden es wichtig, Kontakte in die Bundespolitik, wie auch zu Verbänden und
Organisationen aufzubauen, um die Belange junger Menschen in ihrer Vielfalt
sichtbar werden zulassen sowie Erfahrungswissen und vielfältige Expertisen für
den Verband zugänglich zu machen. Als Bundesvorstand haben wir im vergangenen
Jahr andere Themen und Arbeitsbereiche stärker priorisiert, sodass für die
Befassung mit diesem Handlungsfeld nur sehr wenige Ressourcen zur Verfügung
standen.
Wir planen den Auftakt der neuen Legislaturperiode zu nutzen, um uns mit
einschlägigen Beauftragten der Bundesregierung und verbandlichen Akteur*innen
gut zu vernetzen, Synergien für die Verbands- und Lobbyarbeit auszuloten und uns
für die Arbeit in den verschiedenen Handlungsfeldern gut aufzustellen.
2024 hat die Hauptversammlung eine Positionierung zu „Feminismus im BDKJ − queer
und intersektional“ beschlossen. Hierbei geht es um unser Selbstverständnis und
wie wir im BDKJ aufgestellt sind. Derzeit begleitet Daniela Hottenbacher
(Bundesvorsitzende) die Umsetzung des Beschlusses. Ein Part des Beschlusses ist,
inner- und außerverbandlich zum Thema zu sensibilisieren, dies machten wir in
Politiker*innen-Gesprächen sowie in der Kontaktarbeit zu Verbänden, z.B. in den
Deutschen Frauenrat. Ein weiteres Anliegen des Beschlusses ist, unsere
Strukturen zu analysieren und zu reflektieren. Dies soll im Rahmen einer
Projektgruppe sein, die in diesem Zuge entstehen sollte und die Hauptversammlung
mit einbezieht. Es fand, trotz Rückmeldung aus Verbänden, bisher kein Treffen
einer Projektgruppe statt.
Wir finden den Beschluss zu Feminismus im BDKJ sehr wichtig und freuen uns, dass
wir damit eine Grundlage haben, die das feministische Selbstverständnis des BDKJ
zum Ausdruck bringt. Wir bedauern es, dass die Projektgruppe bisher noch nicht
konstituiert wurde und sich der Prozess − durch Priorisierung anderer Aufgaben
bei Daniela Hottenbacher (Bundesvorsitzende) − verschiebt. Uns ist es wichtig
euch zusagen, dass − auch wenn sich der Prozess verschiebt − es uns ein
wichtiges Anliegen ist, für safer und braver spaces für FINTA*-Personen im BDKJ
Sorge zu tragen und wir dies bearbeiten werden.