Veranstaltung: | Rechenschaftsberichte zur Hauptversammlung 2025 |
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Berichterstatter*in: | BDKJ-Bundesvorstand |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 08.04.2025, 22:15 |
B II.7: Internationale Freiwilligendienste
Text
Das Referat Internationale Freiwilligendienste wird von Benedikt Pees mit einem
Stellenumfang von 100 Prozent besetzt. Das Referat wird durch Engagement Global,
eine Einrichtung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ), refinanziert.
Der Referent verantwortet gemeinsam mit FID/AGIAMONDO die Koordination und
Geschäftsführung des Katholischen Verbunds Internationale Freiwilligendienste.
Hierzu zählen unter anderem die Interessensvertretung gegenüber der Politik, in
zivilgesellschaftlichen Gremien und gegenüber weiteren Akteur*innen. Der
Referent ist außerdem für die Koordination des katholischen Konsortiums im
weltwärts-Programm zuständig. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der
Förderabteilung der Bundeszentrale für Katholische Jugendarbeit.
Das BMZ hat in Gesprächen mit der Zivilgesellschaft mehrfach betont, dass es das
weltwärts-Programm als sein Flaggschiff ansehe. Trotz der noch unklaren
Finanzlage angesichts der vorläufigen Haushaltsführung scheint deshalb auch für
2025 keine Kürzung im weltwärts-Haushaltstitels vorgenommen zu werden. Die
erfreuliche Nachricht auf Programmebene ist, dass dem weltwärts-Programm bereits
ab März 2025 95 Prozent der Haushaltsmittel für das Jahr 2025 zur Verfügung
gestellt werden können und die Weiterleitungsverträge − wie in den Vorjahren
üblich − im Frühjahr ausgestellt werden konnten. Auch wenn den Trägern nicht
alle ursprünglich beantragten Fördermittel zur Verfügung gestellt werden können,
ist es wichtig, dass die Träger ihren künftigen Jahrgang normal planen. Denn zum
einen ist eine Kürzung des Haushaltstitels aufgrund der Stellung des Programms
innerhalb des BMZ höchst unwahrscheinlich. Zum anderen haben die letzten Jahre
gezeigt, dass aufgrund von Storni und Abbrüchen unterjährig genügend
Fördermittel zurückfließen, die dann für weitere Entsendungen und Aufnahmen
gebunden werden können.
Für die Nord-Süd-Komponente konnten die weltwärts-Interessensverbünde eine
Erhöhung des Fördersatzes um 130 € auf nun 782 € pro Monat erwirken. Der höhere
Fördersatz gilt ab dem Jahrgang 2025/2026.
Obwohl die benötigten Fördermittel erst zu einem späteren Zeitpunkt in voller
Höhe bewilligt werden, ist es wichtig, dass die Träger ihren künftigen Jahrgang
normal planen. Denn zum einen ist eine Kürzung des Haushaltstitels aufgrund der
Stellung des Programms innerhalb des BMZ höchst unwahrscheinlich. Zum anderen
haben die letzten Jahre gezeigt, dass aufgrund von Storni und Abbrüchen
unterjährig genügend Fördermittel zurückfließen, die dann für weitere
Entsendungen und Aufnahmen gebunden werden können.
Auch wenn eine Erhöhung des Haushaltstitels notwendig ist, um weiterhin die hohe
Qualität sowie die Diversität an Einsatzstellen gewährleisten und das Trägerfeld
stabil zu halten, ist eine Erhöhung für die kommenden Jahre unwahrscheinlich.
Das BMZ hat mehrmals signalisiert, dass der Haushaltstitel langfristig nur
gesichert werden kann, wenn die Entsendezahlen wieder steigen und die
Fördermittel vollumfänglich ausgeschöpft werden. Alle Akteur*innen im Programm
sind angehalten, ihren Beitrag zu deren Erreichung zu leisten. Zusätzlich werden
wir uns in der Lobbyarbeit weiterhin für eine auskömmliche finanzielle
Ausstattung des Programms einsetzen. Ein Rechtsanspruch auf einen
Freiwilligendienst würde nicht nur dem weltwärts-Programm, sondern allen
Freiwilligendienstprogrammen zugutekommen. Wir werden uns in der Lobbyarbeit
weiterhin für den Rechtsanspruch stark machen.
Die Koordinierungsstelle weltwärts (Kww), angesiedelt bei Engagement Global
(EG), hat dem katholischen Konsortium signalisiert, dass für den Jahrgang
2025/2026 fast alle ursprünglich beantragten Fördermittel bewilligt werden,
vorausgesetzt, der weltwärts-Haushaltstitel bleibt auch für 2025 in gleicher
Höhe (siehe Finanzielle Situation im weltwärts-Programm). Aufgrund niedrigerer
Bedarfe im Vergleich zur Antragsstellung im Vorjahr stellt die Kürzung der
Fördermittel für das Konsortium allerdings kein Problem dar. Während die Träger
in der Nord-Süd-Komponente weiterhin mit wenigen Bewerbungen und mit
Mehrfachzusagen zu kämpfen haben, stellen in der Süd-Nord-Komponente vor allem
die nicht bewilligten Visa ein großes Problem dar, weshalb viele Freiwillige
noch vor ihrer Ein-/Ausreise ihren Dienst stornieren (müssen).
Eine große Herausforderung stellen die vielen Änderungen dar, die die Kww von
dem in der Bundeszentrale für Katholische Jugendarbeit angesiedelten Konsortium
verlangt. Die Forderungen nach Änderungen beziehen sich vor allem auf
administrative Abläufe, aber auch auf die Finanzierung des Konsortiums selbst.
Aktuell sind in der Bundeszentrale und in der Bundesstelle drei
Mitarbeiter*innen mit einem Beschäftigungsumfang von insgesamt 250 Prozent für
das Konsortium tätig. Die Bundeszentrale arbeitet in diesem Bereich eng mit der
Katholischen Zentralstelle für Globale Entwicklung (KZE) zusammen.
Nach den vielen Ausstiegen von Trägern aus dem Programm scheint sich das
Trägerfeld mittlerweile wieder stabilisiert zu haben. Auch die
Freiwilligenzahlen in der Nord-Süd-Komponente scheinen sich langsam zu erholen,
wenn auch das Vor-Corona-Niveau weit entfernt ist und nicht nur aufgrund der
finanziellen Ausstattung vorerst nicht erreicht werden kann.
Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass die Bürokratie abgebaut wird und
die Träger sich stärker auf die Umsetzung des Programms konzentrieren können.
Dafür müssen wir die Position des Konsortiums stärken und uns auch für dessen
sichere Finanzierung einsetzen. Welche zusätzlichen Auflagen die Träger des
Konsortiums künftig erfüllen müssen, wird sich voraussichtlich im Laufe des
Jahres zeigen.
Der Programmsteuerungsausschuss (PSA) stellt das Steuerungsgremium im weltwärts-
Gemeinschaftswerk dar. Dieser setzt sich zusammen aus Vertreter*innen von BMZ,
Kww und den zivilgesellschaftlichen Interessensverbünden (IV) sowie der
Freiwilligenvertretung (PFIF). Der PSA hat im Berichtszeitraum zweimal getagt.
Er hat sich in Arbeitsgruppen intensiv mit wichtigen Zukunftsthemen
auseinandergesetzt, unter anderem mit kürzeren Dienstformaten. Kürzere Dienste
sind zwar schon seit Anbeginn des weltwärts-Programm möglich, allerdings
erschwert die reguläre Finanzierung die Umsetzung. Deshalb ist ein Pilot
geplant, um ein alternatives Finanzierungsmodell und auch die Wirkungen eines
kürzeren Freiwilligendienstes (ca. acht bis neun Monate) auf allen Ebenen zu
untersuchen.
Die staatliche Seite hat angesichts der mangelnden Freiwilligenzahlen eine
Agentur beauftragt, neue Träger für das Programm zu gewinnen. Außerdem hat sie
die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert. Bei einer Analyse der Träger-Homepages
hat sich ferner ergeben, dass ein Großteil zuwendungsrechtliche Vorgaben (u. a.
Nennung des Programms und des Fördergeldgebers) nicht erfüllt.
Ein weiteres Thema auf Programmsteuerungsebene war die Ehemaligenarbeit. Im
Januar 2025 wurde die weltwärts-Community gestartet. Diese wird von grenzenlos
e. V., der Vereinigung internationale Freiwilliger, koordiniert. Ziel der
Community ist aber nicht, die Ehemaligenarbeit der Träger zu übernehmen, sondern
in Ergänzung zu dieser zu wirken und Freiwilligen Ehemaligenengagement zu
ermöglichen, denen es über „ihre“ Trägerorganisation nicht möglich ist.
Benedikt Pees (Bundesstelle) ist seit drei Jahren der zivilgesellschaftliche
Koordinator des PSA und übernimmt dadurch für die Zivilgesellschaft federführend
die Kommunikation mit der staatlichen Seite sowie die Koordination der
Zivilgesellschaft.
Die Anwerbung von neuen Trägern verdeutlicht den Fokus des BMZ auf die Erhöhung
der Freiwilligenzahlen. Wir sind skeptisch, dass mehr Träger automatisch höhere
Freiwilligenzahlen bedeuten, sondern fordern stattdessen, dass den Trägern mehr
Gelder zur Verfügung gestellt werden, um verstärkt Öffentlichkeitsarbeit zu
betreiben. Im Gegensatz zur staatlichen Seite ist es aus unserer Sicht
zielführender, internationale Freiwilligendienste allgemein sowie die
individuellen Trägerangebote sichtbar zu machen, anstatt den Fokus auf die
Förderprogramme zu setzen und diese einzeln zu bewerben.
Die Öffentlichkeitsarbeit wird wichtiges Thema bleiben, nicht nur auf Träger-,
sondern auch auf der Programmebene. Wir werden uns weiterhin dafür stark machen,
dass in der Öffentlichkeitsarbeit mehr die Träger und weniger das Programm im
Vordergrund steht. Die programm-, träger- und verbundsübergreifende Initiative
FIJ (Freiwilliges Internationales Jahr) bietet die passenden Strukturen für eine
solche übergreifende Öffentlichkeitsarbeit. Je mehr Träger von den Angeboten der
Initiative Gebrauch machen und sie unterstützen, desto mehr Sichtbarkeit gewinnt
das FIJ. Aber auch alle Verbände sind gefordert, internationale
Freiwilligendienste zu bewerben.
Die Einführung eines Pilots zu kürzeren Diensten werden wir intensiv begleiten
und uns dafür einsetzen, dass kürzere Dienste nicht in Konkurrenz zu
„regulären“, zwölfmonatigen Diensten stehen. Dies ist auch als eine
Grundvoraussetzung mit der staatlichen Seite vereinbart worden.
Der Gesprächskreis Internationale Freiwilligendienste (GIF) ist ein
Zusammenschluss von ca. 20 Trägern und Dachverbänden, die zu
programmübergreifenden Themen arbeiten und Lobbyarbeit betreiben. Der GIF hat
beispielsweise die Kampagne #meinFIJerhalten Anfang 2023 initiiert und setzt
sich intensiv für einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst ein.
Mitglieder des GIF haben im letzten Jahr Gespräche mit Bundestagsabgeordneten
geführt und sich für eine Stärkung der internationalen Freiwilligendienste
eingesetzt. Der GIF hat sich außerdem für bessere Visabedingungen für Incoming-
Freiwillige eingesetzt und stand diesbezüglich in engem Austausch mit dem
zuständigen Referat im Auswärtigen Amt.
Das Visum stellt nach wie vor die größte Herausforderung für die erfolgreiche
Durchführung von Incoming-Freiwilligendiensten dar. Wir müssen uns deshalb für
eine Vereinfachung der Visavergabe für Incoming-Freiwillige engagieren, um allen
Menschen ungeachtet ihrer Herkunft einen Freiwilligendienst zu ermöglichen.
Die politische Arbeit hat angesichts ohnehin schon knapper Fördergelder und den
drohenden Mittelkürzungen einen höheren Stellenwert in der Arbeit des GIF
eingenommen. Nach der Bundestagswahl werden zusätzlich erste Kennenlerngespräche
mit den neuen Bundestagsabgeordneten auf den GIF zukommen, um den inhaltlichen
Grundstein für die darauffolgenden Lobbygespräche zu legen.
Um die Forderung des Rechtsanspruchs weiter voranzubringen, sind auch künftig
alle Verbände gefragt, diesen in ihrer politischen Arbeit zu berücksichtigen und
an geeigneter Stelle zu bewerben.
Die Mitglieder des Kath. Verbunds haben sich seit der Hauptversammlung 2024 zwei
Mal zu Trägertagungen in Präsenz getroffen. Beide Tagungen waren gut besucht.
Schwerpunktthemen waren unter anderem der Übergang der externen
Zertifizierungsinstanzen und die Sinus-Jugendstudie. Eine Arbeitsgruppe ist
weiterhin damit beschäftigt, das Profil der katholischen Trägerorganisationen
von internationalen Freiwilligendiensten herauszuarbeiten. Der angehobene
Mitgliedsbeitrag für den Kath. Verbund wird zur Refinanzierung der FIJ-
Initiative und der politischen Arbeit des GIF eingesetzt. Außerdem haben
Mitglieder des Kath. Verbunds mittlerweile die Möglichkeit, ihre Einsatzstellen
in der Einsatzstellenbörse der Homepage www.freiwillig-freiwillig.de
einzustellen.
Der Kath. Verbund bietet den katholischen Trägern eine gute Möglichkeit der
Vernetzung, des Austauschs und der kollegialen Unterstützung. Auch für die
Bearbeitung der größeren, trägerübergreifenden Themen wie Öffentlichkeitsarbeit
und politische Arbeit bietet der Kath. Verbund die passende Bühne.