Veranstaltung: | Rechenschaftsberichte zur Hauptversammlung 2025 |
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Berichterstatter*in: | BDKJ-Bundesvorstand |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 08.04.2025, 22:26 |
B II.12: Mädchen- und Frauenpolitik
Text
Das Referat für Jugendpolitik, Mädchen- und Frauenpolitik und Diversität wird
von Joana Kulgemeyer mit einem Stellenumfang von 100 Prozent besetzt. Das
Referat wird durch KJP-Mittel finanziert. Dennis Wartenberg arbeitet hier als
Sekretär. Das Referat unterstützt und berät den BDKJ-Bundesverband in Fragen der
Jugendpolitik, Mädchen- und Frauenpolitik und Diversität auf Grundlage der
Bundesordnung sowie im Rahmen der aktuellen Schwerpunktsetzungen und Beschlüsse.
Im Berichtszeitraum lag der Fokus unserer mädchen- und frauenpolitischen
Aktivitäten mit Blick auf die Bundespolitik auf den Themenfeldern demokratisches
Empowerment, Antifeminismus sowie geschlechtsspezifische Gewalt.
Antifeminismus ist eine wachsende Herausforderung für unsere Gesellschaft und
betrifft auch die Jugendverbandsarbeit. Wir haben uns im vergangenen Jahr
intensiv mit Strategien zur Bekämpfung antifeministischer Narrative und zur
Stärkung demokratischer Strukturen befasst. In dem Zuge haben wir auch einen
Antrag zum Engagement gegen Antifeminismus in den DBJR eingebracht sowie uns in
die Ausgestaltung des Schwerpunktthemas „Antifeminismus“ im Deutschen Frauenrat
eingebracht. Im Kontext der Demokratieoffensive haben wir verstärkt eine
Perspektive eingenommen, die den Blick auf die Möglichkeiten lenkt, Demokratie
aktiv mitzugestalten, einander zu befähigen und zu empowern, um gemeinsam
Wirkung zu entfalten. Dies spiegelt sich auch in der Social Media-Arbeit in
diesem Themenfeld und den Veranstaltungsformaten, die auf demokratisches
Empowerment von insbesondere jungen Frauen abzielen.
Die Verbreitung von Desinformationen, frauenfeindlichen Ideologien und Angriffen
auf Gleichstellungspolitik zeigt sich zunehmend auch in digitalen Räumen und
politischen Debatten. Umso wichtiger ist es, dass wir als Verband klare Haltung
zeigen und Räume für Empowerment und politische Bildung schaffen. Gleichzeitig
ist uns bewusst, dass es hier langfristiges Engagement und eine kontinuierliche
Reflexion braucht, um strukturellen Antifeminismus nachhaltig entgegenzuwirken.
Wir werden unser Engagement weiter ausbauen und gezielt daran arbeiten,
feministische, demokratische Handlungskompetenzen im Verband zu stärken. Dazu
gehören die Weiterentwicklung unserer Bildungsarbeit und der Ausbau von
Netzwerken mit zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Anfang des Jahres hat der Bundestag das Gewalthilfegesetz verabschiedet – ein
wichtiger Schritt im Kampf gegen Gewalt an Mädchen und Frauen, für den wir uns
als BDKJ in Politik, Kirche und Gesellschaft schon lange einsetzen. Das Gesetz
sieht vor, dass Betroffene künftig schneller und effektiver Schutz, Beratung und
Unterstützung erhalten. Insbesondere soll die bislang lückenhafte Versorgung
verbessert und die Zusammenarbeit zwischen den Hilfs- und Schutzangeboten
gestärkt werden. Auch Präventionsmaßnahmen werden ausgebaut, um Gewalt gegen
Frauen nachhaltiger zu bekämpfen. Wir haben uns im Rahmen der Legislaturperiode
aktiv für dieses Gesetzesvorhaben eingesetzt, über Social Media und in
Gesprächen mit Politiker*innen die Wichtigkeit dieses Themas hervorgehoben, denn
Gewaltschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung.
Die Verabschiedung des Gesetzes ist ein bedeutender Erfolg und ein Meilenstein
im Gewaltschutz. Es ist das Ergebnis jahrelanger Bemühungen von
frauenpolitischen Organisationen und zivilgesellschaftlichen Initiativen, denen
wir uns angeschlossen haben. Dass es gelungen ist, einen Rechtsanspruch auf
Schutz und Beratung zu verankern und den Bund in die Finanzierung einzubeziehen,
zeigt, dass politischer Druck Wirkung entfalten kann. Gleichzeitig sehen wir
weiterhin Defizite: Der Schutz von Betroffenen muss unabhängig von Geschlecht,
Identität oder Herkunft sichergestellt werden. Leider bleibt das Gesetz hinter
diesem Anspruch zurück, indem es insbesondere mehrfach marginalisierte Gruppen
wie trans, inter und nicht-binäre Personen sowie geflüchtete Frauen nicht
ausdrücklich berücksichtigt.
Auch nach der Verabschiedung des Gesetzes bleibt unser Einsatz für umfassenden
Gewaltschutz bestehen. Wir werden die Umsetzung kritisch begleiten und uns dafür
einsetzen, dass bestehende Schutzlücken geschlossen werden. Ein besonderer Fokus
liegt auf der Einbeziehung aller von geschlechtsspezifischer Gewalt Betroffenen
− unabhängig von ihrer Identität oder ihrem Aufenthaltsstatus. Zudem werden wir
weiterhin mit anderen Organisationen und insbesondere dem Deutschen Frauenrat
zusammenarbeiten, um auf politischer Ebene für einen wirklich intersektionalen
Gewaltschutz zu kämpfen. Denn Schutz und Unterstützung dürfen keine Privilegien
sein, sondern müssen für alle Menschen, die von Gewalt betroffen sind,
gewährleistet werden.
Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Frauenverbände und -gruppen (AG Kath) ist
ein Zusammenschluss katholischer Frauenverbände und -gruppen, die auf
Bundesebene tätig sind. Sie stellt ein gemeinsames Forum für
Informationsaustausch und Interessensvertretung dar. Die Geschäftsführung hat
derzeit Prisca Patenge aus der Geschäftsstelle des ZdK inne. Schwerpunktthemen
im Berichtszeitraum waren insbesondere „Frauenarmut“ und „Menschenhandel“. Der
BDKJ bringt sich über die AG Kath in den Deutschen Frauenrat (DF) ein.
Die AG Kath ist ein wichtiger Raum zur Vernetzung mit anderen katholischen
Frauenverbänden. Ein großer Mehrwert liegt darin, dass die AG einen Raum zur
Zusammenarbeit in gesellschaftspolitischen Belangen darstellt, die in die
Bundespolitik hineinstrahlen und verschiedene Politikfelder betreffen. Die
Mitgliedschaft in der AG ist eine wichtige Säule der mädchen- und
frauenpolitischen Arbeit des BDKJ. Die Zusammenarbeit war im vergangenen Jahr
wertschätzend und bereichernd. Es haben sich daraus weitere Kooperationen mit
verschiedenen Frauenverbänden für gemeinsame frauenpolitische Vorhaben ergeben.
In den kommenden Monaten wird die Vorbereitung der bevorstehenden
Mitgliederversammlung des Deutschen Frauenrats im Juni einen Fokus der Arbeit in
der AG Kath bilden − insbesondere mit Blick auf die Weiterentwicklung der
Schwerpunktthemen des DF. Aus der Kooperation heraus wird es mit dem
Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) am 23. April 2025 eine gemeinsame
Veranstaltung im Nachgang der Bundestagswahl unter dem Motto „Feministischer
Blick auf die neue Legislaturperiode” geben und in Zusammenarbeit mit der
Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) sind wir − nach dem gelungenen
Format in 2024 − derzeit im Gespräch zur erneuten Ausrichtung eines
frauenpolitischen Empfangs im Rahmen des Katholik*innentags.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Mädchen*politik (BAG Mädchen*politik) setzt
fachpolitische Impulse in der feministischen Arbeit zur bundesweiten Verankerung
von Mädchen*arbeit in Strukturen und Konzeptionen. Um im Bereich der
Mädchen*arbeit und -politik gut vernetzt zu agieren, haben wir unser Engagement
in der BAG im vergangenen Jahr fortgeführt.
Positiv zu bewerten ist, dass sich erste Synergieeffekte zeigen, insbesondere
mit Blick auf die Berücksichtigung und Vertretung der Interessen von Mädchen* in
der Bundespolitik. Wir schätzen den vertrauensvollen Austausch mit und die hohe
Motivation des Vorstands der BAG sehr.
Wir werden unser Engagement in der kommenden Zeit fortführen und gezielte
Anknüpfungspunkte für mädchenpolitische Arbeit der Verbände und der
Interessensvertretung ausfindig machen.
Als Dachverband von rund 60 bundesweit aktiven Mitgliedsorganisationen mit ca.
zehn Millionen Frauen ist der Deutsche Frauenrat (DF) die größte frauen- und
gleichstellungspolitische Interessensvertretung in Deutschland. Der DF konnte
seine (politische) Strahlkraft in der vergangenen Zeit ausweiten. Der BDKJ ist
über die AG Kath Mitglied im Deutschen Frauenrat und neben der Sozialistischen
Jugend − Die Falken der einzige Kinder- und Jugendverband im DF. Auf der letzten
Mitgliederversammlung wurden u. a. Anträge beschlossen, mit denen die
Bundesregierung dazu aufgefordert wird, die Finanzierung frauen- und
gleichstellungspolitischer Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag sicherzustellen
und in eine geschlechtergerechte Zukunft zu investieren. Weiterhin hat der DF
eine Positionierung zum Thema „§ 218 Strafgesetzbuch“ gefasst, zu dem die AG
Kath eine Erklärung abgegeben hat, der wir uns als BDKJ auf Grundlage fehlender
Beschlusslage nicht angeschlossen haben. Daniela Hottenbacher
(Bundesvorsitzende) wurde im Nachgang der Versammlung in den Fachausschuss zu
Frauengesundheit berufen und Joana Kulgemeyer (Bundesstelle) in den
Fachausschuss „Demokratie verteidigen, Antifeminismus konsequent
entgegentreten“. Am 7. März 2025 war Daniela Hottenbacher (Bundesvorsitzende)
über den DF auf einem Panel im Bundespräsidialamt vertreten, um die Perspektive
junger Frauen zum Thema „Frauen stärken - für gleiche Chancen und gleiche
Rechte” einzubringen.
Die Vernetzung innerhalb des DF ist ein sehr wichtiger Knotenpunkt für unser
mädchen- und frauenpolitisches Engagement. Gerade mit Blick auf die Vertretung
der Interessen junger Frauen können wir wichtige Perspektiven in den DF
einbringen − insbesondere im Rahmen der Mitgliederversammlung und den
Fachausschüssen ist dies im vergangenen Jahr gut gelungen. Die Berührungspunkte
hatten für uns einen großen Mehrwert.