Veranstaltung: | Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstands 2020 |
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Berichterstatter*in: | BDKJ-Bundesvorstand |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 26.06.2020, 01:37 |
E2: Ergänzender Bericht - 2. Politik & Gesellschaft
Text
2.1 Nationale Jugendpolitik
Jugendpolitik im Zeichen der weltweiten Corona-Pandemie
Auch jugendpolitisch waren die letzten Wochen von den Auswirkungen der
weltweiten Corona-Pandemie geprägt. Die Mitglieder des Bundesvorstands und der
Bundesstelle haben dabei in verschiedenen Runden auf gute Lösungen für die
katholische Jugendverbandsarbeit hingewirkt. Auch die Landesstellen sind im
Berichtszeitraum zu zwei außerordentlichen (digitalen) Tagungen
zusammengekommen, um sich zu vernetzen und die Situation der Jugendverbände in
den Ländern und die damit verbundenen Handlungsbedarfe bestmöglich an die
Entscheider*innen in der Bundespolitik weiterzugeben. Der Vorstand der
Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) hat im Berichtszeitraum
ebenfalls mehrfach außerordentlich (digital) getagt, um die Situation der
Kinder- und Jugendhilfe direkt dem BMFSFJ zu schildern. Eine Vertreterin des
BMFSFJ war in jeder der Sitzungen anwesend.
In den letzten Wochen hat sich wieder gezeigt, dass der Bundesvorstand über
seine jugendpolitischen Netzwerke gut über aktuelle Entwicklungen informiert ist
und seine politischen Forderungen gezielt einbringen kann. Leider kamen im
Kontext der Eindämmung der weltweiten Corona-Pandemie die Interessen und
Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zu kurz. Wochenlange Schulschließungen,
fehlende Sozialkontakte und die extreme Beschneidung von Freiräumen, haben
vielen Kindern und Jugendlichen sehr zugesetzt und damit ganze Familien unter
großen Stress gesetzt. Eine Folge daraus ist die Zunahme von (sexualisierter)
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche innerhalb der Familien. Durch fehlende
soziale Kontrolle konnte in vielen dieser Fälle nicht oder erst sehr spät
eingegriffen werden. All das macht nach Ansicht des Bundesvorstands deutlich,
dass die Rechte von Kindern und Jugendlichen in Deutschland deutlich gestärkt
werden und Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden müssen. Den
Bundesvorstand freut es, dass es für dieses Anliegen in Deutschland immer mehr
Unterstützung gibt.
Der Bundesvorstand wird die Entwicklungen auch in den nächsten Monaten eng
begleiten und die Interessen der katholischen Jugendverbände entsprechend
einbringen.
2.1.1 SGB VIII-Reform
Die Befassung mit der Reform des SGB II wurde, im vom BDKJ in Kooperation mit
der Geschäftsstelle der BAG KJS verantworteten RatschlAG SGB VIII,
weitergeführt. Hier wurden Bedingungen für eine Verbesserung der gesetzlichen
Grundlage der Jugendsozialarbeit in den Blick genommen und ein Vorschlag zur
Veränderung des §13 SGB VIII in die Diskussion gebracht.
Die weitere Bearbeitung der Vorschläge zur Reform des SGB VIII wird als
notwendig und wichtig bewertet. Durch die Federführung in der BAG KJS durch den
BDKJ, wird außerdem gewährleistet, dass bei der Reform des SGB VIII die
Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in angemessener Weise kooperieren.
Nachdem Ende Juni, Anfang Juli der Referentenentwurf für das SGB VIII
veröffentlicht wird, ist es notwendig, schnell und angemessen zu reagieren und
die verschiedenen Reaktionen miteinander zu kommunizieren und abzustimmen.
2.2 Europäische Jugendpolitik
Die Corona-Pandemie wirkte sich in vielfältiger Weise auf die Europäische
Jugendpolitik aus. In der konkreten Jugendarbeit mussten alle Projekte im Rahmen
der EU-Jugendprogramme auf unbestimmte Zeit verschoben oder abgesagt werden.
Teils konnten ersatzweise digitale Jugendbegegnungen durchgeführt werden. Die
Nationale Agentur für das Europäische Solidaritätskorps (ESK) und Erasmus+,
Jugend für Europa, informierte, dass die Verschiebung von Projekten und die
Deckung von Stornokosten aus Projektmitteln möglich sein sollen. Dies wird
weiter genau beobachtet.
Die Vernetzung auf europäischer Ebene wurde fortgeführt: Das im April in Brüssel
geplante Präsenztreffen der COMECE Youth Platform fand stattdessen als
Videokonferenz statt. Derzeit wird eine weitere Videokonferenz im Juli zum
European Green Deal mit einer Vertreter*in der EU-Kommission vorbereitet.
Im Februar 2020 fand das erste und bisher einzige Präsenztreffen der AG
Europäische Jugendpolitik des Deutschen Bundesjugendrings in Berlin statt. Eine
weitere Sitzung wurde im Mai als Videokonferenz durchgeführt. Dabei konnten
nützliche Kontakte zu den anderen vertretenen Jugendverbänden geknüpft werden.
Außerdem beriet die AG den DBJR-Vorstand bei europapolitischen Fragen in
Hinblick auf die deutsche EU-Ratspräsidentschaft.
Der Europatag am 9. Mai wurde in den Sozialen Medien begleitet, dabei konnten
insbesondere die Kontakte mit den Jungen Europäischen Föderalisten genutzt
werden.
Die Begleitung der deutschen EU-Ratspräsidentschaft wurde und wird weiterhin
durch die Corona-Pandemie erschwert: So wurde eine Dialogveranstaltung des
BMFSFJ zu den Zielen der Ratspräsidentschaft abgesagt. Die vom DBJR geplante EU-
Jugendkonferenz in Berlin musste ebenfalls in den Oktober verschoben werden.
Eine enge Begleitung ist jetzt umso wichtiger, da alle in der deutschen
Ratspräsidentschaft wichtigen Themen wie etwa der European Green Deal, der
Mehrjährige Finanzrahmen (MFR) und auch direkt jugendpolitische Themen wie die
European Youth Work Agenda von der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen
beeinflusst werden.
So fällt der Mittelzuwachs für das Erasmus+-Programm und das ESK im neuen
Vorschlag der EU-Kommission für den MFR deutlich geringer aus, als vom EU-
Parlament und ursprünglich auch von der EU-Kommission selbst gefordert. Der
weitere Prozess wird vom Referat für Europäische Jugendpolitik und dem
Europabüro für katholische Jugendarbeit und Erwachsenenbildung in Brüssel
kritisch begleitet werden.
2.3 Internationale Jugendarbeit
2.3.1 Internationale Jugendarbeit
Der plötzliche Ausbruch der Corona-Pandemie hat starke Auswirkungen auf den
Bereich der internationalen Jugendarbeit. Die meisten katholischen Träger
mussten aufgrund der Reisebeschränkungen und weiterer Planungsunsicherheiten
ihre Maßnahmen seit März dieses Jahres absagen oder verschieben. Viele Reisen
waren bereits gebucht. Das BMFSFJ hat als Fördergeber Kulanz angekündigt.
Die Unsicherheiten und Hürden bei Absagen und Stornierungen erfordern einen
erhöhten Beratungsbedarf bei den Trägern, insbesondere bei dem KJP-
Verwendungsnachweis der ausgefallenen Maßnahmen. Für die Zentralstelle JHD/BDKJ
gilt es Informationen einzuholen und Unterstützungsarbeit im Interesse der
Träger zu leisten. Nach Ende der Pandemie wartet die große Aufgabe, den
internationalen Bereich verstärkt zu fördern und wiederaufzubauen.
2.3.2 Internationale Fachkräfteaustausche
Der Fachkräfteaustausch in Israel konnte aufgrund der Corona-Pandemie zum
ursprünglich geplanten Termin Ende März nicht stattfinden. Er wurde in
Abstimmung mit den Teilnehmenden zunächst auf den 4. bis 9. Oktober 2020
verschoben. Im Sommer soll dieses Datum angesichts der aktuellen Situation noch
einmal überprüft werden.
Der für Herbst 2020 geplante Fachkräfteaustausch in Russland wurde nach
Abstimmung mit der Partnerorganisation auf den 28. April bis 3. Mai 2021
verlegt. Zudem wurde als ein zentrales Schwerpunktthema des Austausches die
Nachhaltige Entwicklung identifiziert.
Die Durchführung des deutsch-ukrainischen Projektes zur Erinnerungsarbeit wird
für Herbst 2020 wie geplant im persönlichen Austausch der Teilnehmenden
angestrebt. Sollten dann weiterhin oder wieder Reisebeschränkungen bestehen,
werden die Aktivitäten soweit möglich in digitalen Formaten durchgeführt.
2.4 Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, Katholische
Jugendsozialarbeit und „Josefstag“
Auch die Arbeit im Referat für Jugendsozialarbeit, war durch die Corona-Pandemie
geprägt. Die Einrichtungen der Jugendberufshilfe waren von flächendeckenden
Schließungen betroffen. Seit Mitte März durften die Teilnehmenden die
Einrichtungen nicht mehr besuchen. Der Kontakt zu den Teilnehmenden wurde in
anderen Kommunikationsformen, durch Telefonate, Briefe, Videokonferenzen und
ähnliches aufrechterhalten. Auch in Zeiten der Pandemie besteht großer
Betreuungsbedarf bei den Jugendlichen. Für die Einrichtungen war es wichtig,
dass durch das Referat regelmäßig die verschiedenen Informationsquellen nach
relevanten Meldungen zum Umgang mit der Corona-Pandemie durchforstet wurden und
die notwendigen Informationen zeitnah zur Verfügung gestellt wurden.
Nachdem die Bundesagentur für Arbeit und die Jobcenter zunächst bis Ende März
die Maßnahmen unter Vorbehalt weiterfinanziert haben, stellte sich die Frage,
inwieweit diese Weiterfinanzierung fortgeführt würde. Hierzu war die Anerkennung
einer alternativen Maßnahmendurchführung notwendig. Diese haben sich verzögert,
sodass die Einrichtungen zeitweise ein wenig in der Luft schwebten. Als die
Bedingungen für die Anerkennung klar waren, sind in der Regel die alternativen
Durchführungsformen der Träger der Jugendberufshilfe auch anerkannt und die
Maßnahmen weiterbezahlt worden. Für einige Einrichtungen, die auch noch
Aktivitäten im Bereich der Beschäftigung und des Betriebes von Sozialkaufhäusern
etc. haben, bestand die Notwendigkeit, unter einem Landesrettungsschirm Schutz
zu suchen bzw. Leistungen nach dem Sozialdienstleister-Einsatzgesetz (SodEG) zu
beantragen. Die Weiterzahlung von kommunalen und Landesmitteln im Rahmen der
Jugendhilfe, hat in der Regel reibungslos geklappt.
Im Rahmen der alternativen Durchführung der Maßnahmen hat sich gezeigt, dass die
Einrichtungen zum Teil weder das Equipment noch das Wissen hatten, in digitaler
Form das Angebot weiterzuführen. Gleichzeitig hat sich herausgestellt, dass vor
allem bei den Jugendlichen ein Defizit vorhanden ist, weil ihnen die Endgeräte
für die Nutzung der digitalen Angebote der Einrichtungen fehlen. Aus diesem
Anlass hat das Referat mit dem BDKJ-Bundesvorstand für den afa einen Zwischenruf
vorbereitet, der auf die Situation eingeht. Unter dem Titel „Abgehängte nicht
noch weiter abhängen“ machte der afa die Defizite in der digitalen Ausstattung
deutlich und forderte im Rahmen der Programme zur digitalen Ausstattung, auch
die Einrichtungen und Jugendlichen in der Jugendberufshilfe in Zukunft mit
einzubeziehen. Der Zwischenruf wurde sehr gut beachtet und es gab Rückmeldungen
aus dem politischem Raum, an den dieser Zwischenruf versandt worden ist.
Nach der ersten Öffnung von Schulen für die Prüfungsvorbereitung von
Auszubildenden, stellte sich für die Einrichtungen der Jugendberufshilfe das
Problem, dass sie ihre Unterstützung der Jugendlichen in der
Prüfungsvorbereitung noch nicht wieder aufnehmen durften. Der BDKJ initiierte
eine entsprechende Stellungnahme der BAG KJS, die mit einer Pressemeldung
herausgegeben wurde. Danach haben sich Stück für Stück die Länder entschlossen,
entsprechend die Bedingungen für diese Zielgruppe zu lockern und gleichzeitig
machte die Bundesagentur deutlich, dass in diesen Fällen die Maßnahmen
wiederaufgenommen werden können. Mittlerweile sind ein Großteil der Maßnahmen
der Jugendberufshilfe wieder im Gange. Die Einhaltung der entsprechenden
Hygiene- und Abstandsregeln stellen in der Regel kein Problem dar.
Die Situation am Ausbildungsmarkt wird sich im Jahr 2020 enorm verschärfen, da
durch die Krise das Angebot an Ausbildungsplätzen stark ausgedünnt werden wird.
Die Sozialpartner in der Allianz für Aus- und Weiterbildung wissen um diese
Problematik. Es ist noch nicht ausreichend gelungen zu verdeutlichen, mit
welchen Hilfestellungen gerade benachteiligte Jugendliche eine Chance im
Ausbildungsjahr 2020 erhalten können. Hier muss stärker als bisher auf die
Angebote außerbetrieblicher Ausbildung in Ergänzung zu betrieblichen
Ausbildungen gesetzt werden. Die Einrichtungen stehen bereit, hierzu ihren
Beitrag zu leisten.
Der BDKJ-Bundesvorstand bewertet die Aktivitäten zur Unterstützung der
Jugendberufshilfe im Rahmen der Corona-Pandemie als absolut notwendig. Mit dem
Zwischenruf konnte ein wichtiges Thema vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie
gut aufgegriffen und platziert werden. Positiv war, dass in dieser Zeit ein
großes, kreatives Potenzial ausgeschöpft wurde, um die Betreuung und
sozialpädagogische Begleitung der Jugendlichen weiterhin zu gewährleisten und
ihnen die notwendige Unterstützung zu geben. Die meisten Einrichtungen der
Jugendberufshilfe konnten finanziell die Folgen der Pandemie auffangen.
Der BDKJ-Bundesvorstand will sich weiterhin dafür einsetzen, dass die digitale
Ausstattung der Einrichtungen der Jugendberufshilfe sowie die Ausstattung der
Jugendlichen mit den notwendigen Endgeräten und dem notwendigen Know-how im
Fokus bleibt und die Situation verbessert wird. Die Kommunikations- und
Kooperationsformen sollen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie überprüft
werden. Mit dem Webinar zum Thema „#stayhome ohne Zuhause?“ ist ein guter erster
Schritt für ein neues Format in der BDKJ-Bundesstelle mit anderen
Veranstaltungen gelungen.
2.4.1 Josefstag
Der Josefstag 2020 stand unter dem Motto „Do it yourself- Partizipation wir
machen das“. Der Josefstag musste wegen der Corona-Pandemie leider ausfallen. Im
Vorfeld hatte eine dezentrale Veranstaltung zum Josefstag tatsächlich
stattfinden können. Alle anderen Veranstaltungen mussten ausfallen. Auch die
zentrale Veranstaltung, die in Kooperation mit dem BDKJ-Diözesanverband
Paderborn und dem Förderband Siegen-Wittgenstein ausgerichtet werden sollte,
musste abgesagt werden.
Der BDKJ-Bundesvorstand bedauert die Notwendigkeit, die Veranstaltungen des
Josefstages abzusagen.
Der Josefstag 2021 soll nach entsprechender Absprache mit den weiteren Trägern
des Josefstages rechtzeitig vorbereitet und angekündigt werden.
2.5 Nationale Freiwilligendienste
Im März 2020 wurde bestätigt, dass mit dem Kabinettbeschluss der Eckwerte zum
Bundeshaushalt 2021 und zum Finanzplan des Bundes 2020-2024 die Ansätze für die
Freiwilligendienste auf dem Niveau von 2020 bis zum Finanzplanungsjahr 2023
fortgeschrieben werden (ein Plus von 25 Mio. Euro gegenüber dem Finanzplan im
FSJ und ein Plus von 40 Mio. Euro gegenüber dem Finanzplan im
Bundesfreiwilligendienst). Damit sind die Ansatzanhebungen aus dem
parlamentarischen Haushaltsverfahren 2020 jedenfalls über drei Jahre verstetigt.
Die Entscheidung steht noch unter Parlamentsvorbehalt. Eine parlamentarische
Ablehnung gilt aber als unwahrscheinlich. Insgesamt wird die Nachricht vom BDKJ
Vorstand sehr positiv bewertet. Dieser Erfolg steht auch in Verbindung mit der
guten Lobbyarbeit aller Beteiligten.
Die Covid-19-Pandemie hatte und hat Auswirkungen auf den aktuellen
Freiwilligendienste-Jahrgang. Der Bund gewährte im Zuge dessen kulante
Ausnahmeregelungen hinsichtlich der zuwendungsrechtlich zulässigen
Unterschreitung des Betreuungsschlüssels, der Ausweitung der Einsatzbereiche,
einer Flexibilisierung der Dauer bis zu 24 Monate oder alternativer Formen der
pädagogischen Begleitung. Inwieweit sich die Pandemie auch auf den kommenden
Jahrgang auswirken wird, ist noch nicht abzusehen. Der BDKJ hat sich im BAK FSJ
bei der Entwicklung eines Konzeptpapieres zu einem Covid-19 bedingtem
„Übergangsjahrgang 2020/2021“ eingebracht. Gemeinsam mit dem BMFSFJ sollen
frühzeitig mögliche Entwicklungen in den Blick genommen und erforderliche
Maßnahmen erörtert werden. Ziel eines partnerschaftlichen Miteinanders ist es,
über die Zeit der Krise hinweg Strukturen zu sichern, qualifiziertes Personal zu
halten und eine nachhaltige Schwächung der Freiwilligendienste zu verhindern. Um
mutmaßliche Entwicklungen z.B. zu sinkenden Freiwilligen-Zahlen belegen zu
können und etwaige Maßnahmen für den kommenden Jahrgang konkret ergreifen zu
können, werden die Daten ab dem Stichtag 1. Juli 2020 monatlich erhoben und
bundesweit zusammengeführt.
Nach Auflösung der katholischen BAG FWD kam Ende Mai 2019 erstmals das
Gemeinsame Dach in einer Videokonferenz zusammen, um eine Vernetzung und
Zusammenarbeit der Inlands- und Auslandfreiwilligendienste zu gewährleisten. Je
drei Vertreter*innen sowie das katholische Büro und die afj mit je einer Person
als beratende Gäste tauschten sich schwerpunktmäßig über die Entwicklungen im
Zuge der Corona-Pandemie aus.
2.6 Entwicklungspolitische Freiwilligendienste
Die Pandemie hat die Arbeit des Referats für entwicklungspolitischen
Freiwilligendienst im Zeitraum von März bis Juni/Juli sowohl inhaltlich als auch
strukturell verändert. Alle geplan-ten Veranstaltungen wurden aufgrund der
Pandemie abgesagt, verschoben oder digital durchgeführt. Die ursprünglich für
den 31. März und 1. April geplante Trägertagung des Kath. Verbunds
Internationale Freiwilligendienste wird am 1. und 2. Juli in digitaler Form
stattfin-den. Ebenso wird der vom Referat angebotene
Mittelbewirtschaftungsworkshop für Träger, die die administrative Abwicklung des
weltwärts-Programms über das Jugendhaus Düsseldorf machen, am 20. Juli digital
durchgeführt.
Inhaltlich beschäftigte sich der Referent fast ausschließlich mit den
Auswirkungen der Pan-demie auf internationale Freiwilligendienste. Mitte März
rief die Koordinierungsstelle welt-wärts (Kww; angesiedelt bei Engagement
Global) dazu auf, dass alle weltwärts-Freiwilligen weltweit so bald wie möglich
zurück nach Deutschland reisen sollten. Die Rückholung ge-staltete sich als sehr
schwierig, da viele Länder zur gleichen Zeit damit begannen, ihre Grenzen und
Flughäfen zu schließen. Glücklicherweise konnte die Rückholaktion ca. Mitte
April erfolgreich abgeschlossen werden, alle Freiwilligen waren gesund nach
Deutschland zurückgekehrt. Der Erfolg dieser Aktion war nicht zuletzt auch dem
unermüdlichen Einsatz der Trä-gerorganisationen zu verdanken. Das Referat für
entwicklungspolitischen Freiwilligendienst stand ihnen in dieser Zeit beratend
zur Seite und bot regelmäßige Beratungsrunden per Telefonkonferenz an. In der
Süd-Nord-Komponente des weltwärts-Programms wurde allen aktuellen Freiwilligen
angeboten, ihren Dienst abzubrechen und in ihr Heimatland zurückzukehren oder
ihren Dienst in Deutschland fortzusetzen oder – falls keine Ausreise möglich –
ihren Dienst um bis zu 12 Monate zu verlängern. Fast alle Freiwilligen
entschieden sich dafür, ihren Dienst fortzusetzen. Das BMZ und die Kww erklärten
sich bezüglich der Abrechnung der Kosten in beiden Komponenten kulant, sodass
alle coronabedingten Mehrkosten zu 100% von weltwärts erstattet werden.
Seit der Rückkehr stand vor allem die Klärung von zwei Fragen im Vordergrund:
Für den aktu-ellen Jahrgang war die Frage nach dem Freiwilligen-Status nach
Rückkehr nach Deutschland entscheidend. Daran schlossen sich viele Detailfragen
an (Berechtigung auf Kindergeld, Kran-kenversicherung, Aufnahme von Neben- und
Hauptbeschäftigungen etc.), die alle in den da-rauffolgenden Wochen geklärt
werden konnten. Die Freiwilligen können erstmals ihren Status auch in
Deutschland behalten, nach Möglichkeit können sie im Rahmen ihres Freiwilligen-
dienstes Ersatztätigkeiten im Bereich der Nachhaltigkeitsziele aufnehmen. Wie
auch bei den administrativen Fragen war der Beratungsbedarf der Träger auch hier
groß.
Die andere Frage betraf die Ausgestaltung des kommenden Freiwilligen-Jahrgangs.
Das BMZ hat mehrfach geäußert, dass das weltwärts-Programm auch weiterhin
Bestand haben soll. In einer verbundübergreifenden Arbeitsgruppe beschäftigte
sich die Zivilgesellschaft mit mögli-chen Kriterien für eine mögliche Aus-
/Einreise im kommenden Jahr, möglichen Szenarien sowie der Frage nach der
Finanzierung. Basis der Überlegungen zu einer Finanzierung war, dass vor allem
Träger berücksichtigt werden müssen, die von den Auswirkungen der Pandemie
unverhältnismäßig hart betroffen sind. Die Ergebnisse all dieser Überlegungen
wurden BMZ/Engagement Global übermittelt. In der Sitzung des
Programmsteuerungsausschusses (höchstes Gremium im Gemeinschaftswerk weltwärts)
Ende Mai signalisierte das BMZ, dass die Strukturen des Programms (Träger- und
Partnerorganisationen sind hier eingeschlossen) auch dann aufrechterhalten
werden sollen, wenn im kommenden Jahr nur wenige bis gar keine Freiwilligen aus-
/einreisen können. Mit einer Entscheidung von Seiten des BMZ, wie die Fi-
nanzierung im Detail aussieht, ist voraussichtlich in den nächsten Wochen zu
rechnen (Stand Anfang Juni).
In all diesen Verhandlungen und Prozessen war der Kath. Verbund durch
Kolleg*innen von fid/AGIAMONDO und Trägerorganisationen sowie den Referenten der
Bundesstelle vertreten.
Neben all diesen Hürden in der Krise gab es aber auch Positives zu berichten.
Vor allem ist hier die sehr gute und intensive Zusammenarbeit mit den
Kolleg*innen von fid/AGIAMONDO und der sehr starke Zusammenhalt innerhalb des
katholischen Trägerfelds hervorzuheben. Nur dadurch war es möglich, unter den
aktuellen Umständen auch Lösungen für die vielen (potentiellen) Probleme zu
finden.
2.7 Entwicklungspolitik und Nachhaltigkeit
2.7.1 Kritischer Konsum
Seit Januar 2020 ist die Stelle der studentischen Hilfskraft für die Redaktion
der Seite kritscherkonsum.de mit Katharina Flock wiederbesetzt. Im ersten
Halbjahr 2020 wurde die Seite grundlegend inhaltlich überarbeitet, Fehler
korrigiert und Artikel aktualisiert. Dazu wurden neue Artikel verfasst, u.a. zu
den Themen Milchproduktion, Insektenschutz und Fairer Kaffee. Für Facebook
wurden regelmäßig Posts erstellt. Dazu wurde die Präsenz der Verbände im BDKJ
deutlich erweitert. Diese ist unter https://www.kritischerkonsum.de/fairer-
handel/engagement-der-jugendverbaende zu finden. Ergänzungen können gerne an
fairtrade@bdkj.de geschickt werden.
2.7.2 Kompetenzzentrum zur Bildungsarbeit im Fairen Handel
Im Rahmen des Kompetenzzentrums zur Bildungsarbeit im Fairen Handel wurde die
Ausschreibung für das Kompetenzteam veröffentlicht. Das Kompetenzteam wird sich
1,5 Jahre intensiv mit dem Fairen Handel im Rahmen einer Studienreise nach
Uganda, Workshops und eigenen Projekten auseinandersetzen. Es wurden viele sehr
gute Bewerbungen eingereicht, weshalb leider nicht alle Bewerber*innen
ausgewählt werden konnten. Die Auswahl wurde vom BDKJ-Bundesvorstand gemeinsam
mit dem EPA-Vorstand getroffen. Folgende Personen sind Teil des Kompetenzteams:
- Fabian Abel, KSJ, Köln
- Kathrin Greskötter, KLJB, Paderborn
- Cäcilia Hauber, PSG, München-Freising
- Lukas Matzick, DPSG, Bamberg
- Minh Phan, KJG, Eichstätt
- Clara Renner, Kolpingjugend, Bamberg
- Franziska Roth, J-GCL MF, Speyer
- Johannes Rudingsdorfer, KLJB, Eichstätt
- Fidelis Stehle, KJG & KLJB. Rottenburg Stuttgart
- Andrea Teubner, DPSG, Aachen
Aufgrund der Corona-Pandemie wird die geplante Studienreise voraussichtlich von
Oktober 2020 auf Oktober 2021 verschoben. Aktuell wird an einem
Alternativkonzept für das zweite Halbjahr 2020 gearbeitet.
2.7.3 Corona-Pandemie
Aufgrund der Corona-Pandemie wurden verschiedene Präsenzveranstaltungen, an
denen das Referat für Entwicklungsfragen beteiligt war, in digitale
Veranstaltungen umgewandelt. Z.B. hatte das Ökumenische Netzwerk
Klimagerechtigkeit eine Netzwerktagung zum Thema Mobilität geplant, die in
kürzerer Form online durchgeführt wurde. Auch hat das Frühjahrsplenum der Klima
Allianz Deutschland digital getagt und die Mitgliederversammlung von Transfair
wird digital stattfinden. Grundsätzlich hat die Corona Pandemie die Arbeit
beeinträchtigt, jedoch wurden die meisten Sitzungen und Tagungen online
durchgeführt.
2.8 Friedensethik und Soldat*innenfragen
Nach der Durchführung eines Seminars für Vertrauenspersonen Anfang März wurden
alle Seminare bis Ende Juni abgesagt, was insbesondere deswegen ärgerlich ist,
weil im Frühjahr die meisten Seminare zur politischen Bildung geplant und auch
gut gebucht waren. Der BDKJ-Bundesvorstand hofft, dass einige der geplanten
Seminare im Herbst nachgeholt werden können. Die Vorbereitungen dazu laufen
bereits.
Generell ist friedenspolitische Lobbyarbeit momentan schwierig. Kontakte können
über Telefonate gehalten werden und die Haltungen des BDKJ auf diesem Wege
eingebracht werden. Das Knüpfen neuer Kontakte wie beispielsweise mit der neu
gewählten Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages wird jedoch sehr erschwert.
Das persönliche Kennenlernen ist hier nur schwer zu ersetzen und wird sobald wie
möglich nachgeholt.
Perspektivisch nutzen wir die Zeit – neben der ausführlichen Netzwerkarbeit via
Telefon und Videotelefonie – um das Jahr 2021 vorzuplanen, insbesondere mit
Blick auf den ÖKT (geplant sind zwei Veranstaltungen; eines zum
Waffenexportverbot und eines zur Ausgestaltung der zukünftigen Friedenspolitik
nach den Verschiebungen, die sich durch Corona ergeben werden) und die Seminare
für Soldat*innen.
2.9 Mädchen- und Frauenpolitik
Frauentagung und Bundesfrauenkonferenz
Für Anfang April waren die BDKJ Frauentagung sowie die BDKJ
Bundesfrauenkonferenz in Würzburg geplant. Beide Veranstaltungen mussten
aufgrund der Auswirkungen der Corona Pandemie abgesagt bzw. verschoben werden.
Um trotzdem einen Raum zur Vernetzung zu bieten, lud das Präsidium der
Bundesfrauenkonferenz am 2. April 2020 abends zur gemeinsamen Videokonferenz
ein. Am folgenden Vormittag fand eine weitere Videokonferenz mit kurzen Input zu
den Auswirkungen der Corona Pandemie auf Frauen statt. Zu diesem Thema hat das
Präsidium der Bundesfrauenkonferenz im Anschluss außerdem eine Stellungnahme
veröffentlicht.
Die Bundesfrauenkonferenz wurde verschoben, derzeit ist noch nicht klar, wann
und in welcher Form sie stattfinden kann. Sobald hier eine Lösung gefunden
wurde, wird diese auf den bekannten Wegen kommuniziert. Eine entsprechende
Einladung wird den Delegierten fristgerecht zugehen.
Der Bundesvorstand hat sich sehr gefreut, dass die Angebote der Videokonferenz
so gut angenommen wurden. Gleichzeitig hofft er bald eine gute Lösung für die
Durchführung der Bundesfrauenkonferenz zu finden.
Aufgrund des großen Interesses an weiterer Vernetzung wird es bis auf weiteres
an jedem ersten Donnerstagabend im Monat eine Austauschrunde für Frauen aus dem
BDKJ per Videokonferenz geben. Aus der inhaltlichen Austauschrunde am
Freitagsvormittag ist außerdem die Reihe „Wir machen weiter…Bildung“ entstanden
in der die verschiedenen Referate der BDKJ-Bundesstelle Bildungs- und
Austauschrunden zu aktuellen Themen gestalten.
2.10 Diversitätspolitik
Am 7. April 2020 fand ein Webinar zu Diversitätspolitik mit dem Titel „Kopfkino
und Bildauswahl – Beispiele diversitätssensibler Öffentlichkeitsarbeit“ statt.
Es hat einige interessierte Personen erreicht und der Zeitpunkt dieses ersten
Webinars, das durch den BDKJ-Bundesverband durchgeführt worden ist, passte sehr
gut in die ersten Wochen des sogenannten „Lockdowns“. Mit der Vorbereitung des
Webinars wurde bereits im Dezember 2019 begonnen, als die Entwicklungen dieses
Frühjahrs noch nicht abzusehen waren.
Der BDKJ-Bundesvorstand bewertet dieses erste Webinar als Erfolg und sieht darin
großes Potential. Durch die gesamte Verlagerung von Veranstaltungen in den
digitalen Raum, war es sehr gut, schon vorher mit den Vorbereitungen zur
Umsetzung dessen zu beginnen.
Zukünftig können Formate wie ein Webinar gut als Ergänzung zu
Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden und bieten vielfältige Chancen.
Beispielsweise ist es ein niedrigschwelligeres Angebot in Bezug auf zeitliche
und finanzielle Ressourcen und kann einen größeren Personenkreis erreichen. DBJR
(Umgang mit Corona)
Kommentare
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Yu (KjG):
Wie steht es denn da um die aktuellen Entwicklungen?
Yu (KjG):
Yu (KjG):
Lisa Holzer:
Sebastian Dietz: