Veranstaltung: | Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstands 2020 |
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Berichterstatter*in: | BDKJ-Bundesvorstand |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 28.06.2020, 02:45 |
A14: Bericht - 12. Friedensethik und Soldat*innenfragen
Text
Junge Menschen müssen Sicherheit und Raum für die eigene Entfaltung erfahren
können – in Deutschland und weltweit. Der BDKJ ringt daher im Interesse von
Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit darum, dass sie in einer
friedlichen und gerechten Ordnung aufwachsen und ihr Leben und ihre Zukunft
gestalten können. Zum Engagement für Menschen, deren Leben durch bewaffnete
Konflikte und gravierende Menschenrechtsverletzungen bedroht sind, gehört daher
auch das Gebiet der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik. Dabei muss auch um
die Frage gerungen werden, ob der Einsatz militärischer Gewalt als äußerstes
Mittel gerechtfertigt sein kann, um Menschen zu schützen und einen Raum für die
Entwicklung einer friedlichen Entwicklung überhaupt zu ermöglichen.
Im Interesse der jungen Menschen, die als Soldat*innen Verantwortung übernehmen,
achtet der BDKJ auf die Ausgestaltung des Wehrdienstes, beispielsweise mit Blick
auf die Menschenführung oder auch die Integration in ihr ziviles Umfeld.
Ergänzend dazu informiert und motiviert die aktion kaserne, eine Initiative der
Jugendverbände im BDKJ, junge Soldat*innen über ihre Möglichkeiten zur
Partizipation und zu ehrenamtlichem Engagement.
12.1 Friedensethik
Wir befinden uns aufgrund vieler sicherheitspolitischer Neujustierungen, wie
beispielsweise dem Umgang der Staaten miteinander, der Frage der Aufrüstung und
der Krisen an der europäischen Peripherie, gefühlt in einer zunehmend unsicheren
Weltlage.
Vor diesem Hintergrund wurde auf der letztjährigen Hauptversammlung mit dem
Beschluss „Frieden ist mehr wert! Frieden und Sicherheit weiterentwickeln –
Perspektive für alle jungen Menschen schaffen“ nicht nur eine Reflexion unseres
christlichen und europäischen Selbstverständnisses geschaffen, sondern daraus
wurden auch konkrete Forderungen abgeleitet. Damit können sich der
Bundesvorstand und alle Jugendverbände im BDKJ gut vorbereitet in die aktuellen
Diskussionen einbringen.
Der Bundesvorstand hat unsere Forderungen in zahlreichen Gesprächen mit
Vertreter*innen des Deutschen Bundestages und Verbänden, die sich mit Frieden-,
Außen- und Sicherheitspolitik beschäftigen, eingebracht. Um die innverbandliche
inhaltliche Weiterarbeit mit dem Beschluss voranzubringen, wurde am 30.
September 2019 ein „Runder Tisch Friedenspolitik“ gemeinsam mit Menschen aus den
Jugendverbänden und externen Expert*innen durchgeführt. In der Auswertung regten
die Teilnehmenden die Durchführung einer größeren friedensethischen
Veranstaltung an.
Ergänzend dazu betonen der Bundesvorstand gemeinsam mit der „aktion Aufschrei –
stoppt den Waffenhandel“, die vom BDKJ auch getragen wird, unsere Kritik an
Waffenexporten in Drittstaaten und an den Kleinwaffenexporten.
Die Arbeitshilfe zum Weltfriedensgebetstag wurde grundlegend überarbeitet. Sie
steht in einem neuen Design ausschließlich online zur Verfügung. Das PDF ist von
den Websites der beteiligten Verbände, aber auch über die Homepage
www.weltfriedensgebet.de erreichbar. Zukünftig soll sie auch wieder stärker
jugendpastorale Elemente enthalten. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto
„Der Friede als Weg der Hoffnung. Dialog, Versöhnung und ökologische Umkehr“.
Sie wurde über die üblichen Kanäle hinaus auch auf der Homepage der Deutschen
Bischofskonferenz veröffentlicht.
Die aktuelle Weltlage betrachtet der Bundesvorstand mit Sorge, insbesondere die
Lage im Mittleren Osten, das Verhältnis der Großmächte zueinander und die
unsichere Politik der Europäischen Union. Ebenfalls ernüchternd sind die
weltweit gestiegenen Ausgaben für Rüstung und auch die gestiegenen
Rüstungsexporte aus unserem Land. Vor diesem Hintergrund versucht der
Bundesvorstand die Forderungen nach einem neuen friedenspolitischen Bewusstsein
einzubringen und die BDKJ-Forderungen, die langfristig friedensfördernd sind,
als sinnvolle Alternative zu kriseninterventionistischen Maßnahmen zu lancieren.
Die vielen guten Gespräche ermutigen den Bundesvorstand, unsere Forderungen
weiterhin in die Politik, in die Gesellschaft und in die Verbände einzubringen.
Die Neugestaltung der Arbeitshilfe zum Weltfriedensgebet ist ein guter und
richtiger Schritt. Der Bundesvorstand möchte die Verbände im BDKJ ermutigen,
sich daran zu beteiligen, damit wir zukünftig eine stärkere jugendpastorale
Ausrichtung schaffen.
Der Bundesvorstand engagiert sich weiter in den friedenspolitischen
Zusammenschlüssen, die Kontakte zu Akteur*innen in dem Feld werden weiterhin
gepflegt. Der Bundesvorstand wird auch weiterhin auf die Forderungen des
Beschlusses „Frieden ist mehr wert!“ und auf die Problematik der Waffenexporte
hinweisen, auf ihr grundsätzliches Verbot hinwirken und mehr Transparenz
einfordern.
In Zukunft soll die Arbeitshilfe zum Weltfriedensgebetstag stärker in den
Jugendverbänden Anwendung finden, um die Verantwortung für friedensethisches
Engagement bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins Blickfeld zu rücken.
12.2 Soldat*innenfragen
Arbeitsschwerpunkte des Referates für Soldat*innenfragen sind neben der
friedensethischen Zuarbeit für den Bundesvorstand die Geschäftsführung der
aktion kaserne und die Vertretungsarbeit in den Gremien von Militärseelsorge und
Streitkräften (Gemeinschaft katholischer Soldaten (GKS), Katholische
Arbeitsgemeinschaft Soldatenbetreuung, Zentrum für ethische Bildung in den
Streitkräften, Netzwerk der Hilfe und der AG „Dienste für den Frieden“ der
deutschen Kommission Justitia et Pax).
Mit dem Katholischen Militärbischofsamt (KMBA) und auch den verschiedenen
Einrichtungen der katholischen Militärseelsorge gibt es regen Austausch und
aktive Zusammenarbeit sowohl auf der Leitungs- als auch auf der Arbeitsebene.
Der Themenfächer reicht dabei von aktuellen sicherheitspolitischen Themen bis
hin zum Engagement der aktion kaserne wie beispielsweise den Seminaren oder der
Begleitung von 72-Stunden-Aktionen im Bereich der Bundeswehr.
Das Jahresgespräch hat in einer sehr konstruktiven Atmosphäre stattgefunden.
Inhaltlich stand dabei der Austausch zwischen der katholischen Militärseelsorge,
dem BDKJ und der aktion kaserne im Fokus. Themen waren beispielsweise die Lage
der Militärseelsorge und der Bericht der aktion kaserne, der Synodale Weg sowie
der Ökumenische Kirchentag.
Die Angebote der aktion kaserne werden detailliert im Rechenschaftsbericht der
aktion kaserne auf der Bundeskonferenz der Jugendverbände dargestellt. Benedikt
Kestner wurde auf der Bundeskonferenz als Sprecher der aktion kaserne
wiedergewählt. Die Seminare für Vertrauenspersonen zum Thema Partizipation und
die Seminare zur politischen Bildung für Mannschaften wurden auch in diesem
Berichtsjahr gut gebucht und gut angenommen und sollen auch in diesem Jahr
fortgesetzt werden. Darüber hinaus wurden zwei 72-Stunden-Aktionen mit
Soldat*innen durchgeführt. Im Dezember hat die aktion kaserne gemeinsam mit den
Pfadfinder*innenverbänden das Friedenslicht aus Bethlehem an die
Militärseelsorge in Köln-Wahn übergeben. Von da aus wurde es mithilfe der
Luftwaffe zu unseren Soldat*innen nach Zypern sowie zu Soldat*innen der Mission
Unifil geflogen.
Das Verhältnis zueinander ist von gegenseitigem Wohlwollen und von Interesse
füreinander geprägt. Die gemeinsame Zusammenarbeit wird von der Überzeugung
getragen, etwas für junge Soldat*innen zu erreichen. Gleichzeitig ist die
aufrichtige Auseinandersetzung mit friedensethischen Fragestellungen für die
Militärseelsorge ebenso wichtig wie für den BDKJ.
Der Bundesvorstand schätzt das Anliegen der aktion kaserne, junge Soldat*innen
zum gesellschaftlichen Engagement zu motivieren und sie zu befähigen, ihre
Arbeit und ihre Situation reflektieren zu können, und ihre Anliegen in die
Streitkräfteführung sowie in den gesellschaftlichen Diskurs und in die Politik
einzubringen.
Die wertschätzende und für beide Seiten bereichernde Zusammenarbeit mit dem KMBA
will der Bundesvorstand gerne fortsetzen und dies auch nutzen, um die
friedensethische Position des BDKJ weiter in Kirche, Politik und Gesellschaft zu
bringen, beispielsweise im Rahmen des Ökumenischen Kirchentages.
Kommentare
Thomas Heitz- BDKJ DV Speyer:
Sebastian Appolt - BDKJ München und Freising:
Annika Jülich, DV Köln: